Der Tod traegt Turnschuhe
Schritt zurück, als Barnabas und Nakita wieder zum Leben erwachten.
Ein Hochgefühl durchzuckte mich und gleich darauf taumelte ich vor lauter Anstrengung, die es mich kostete, mich gleichzeitig auf die Gegenwart und die Zukunft zu konzentrieren. Wenn ich aufhörte, die Fäden von Rons Amulett wegzuwischen, würden die beiden in derselben Sekunde wieder erstarren.
»Lass sie in Ruhe, Ron!«, rief Barnabas, als er mich auffing, und in meiner Aura breitete sich ein eigentümliches Gefühl aus. Nakita trat zu uns und ich hätte am liebsten losgeheult. Ich hatte sie befreit! Ich war gar nicht so hilflos - auch wenn Barnabas mich stützen musste, damit ich nicht hinfiel.
»Ich bin das nicht«, sagte Ron finster. »Sie ist nur einfach grottenschlecht in dem, was sie da tut.«
Barnabas hielt mich noch fester und ich erlangte nach und nach mein Gleichgewicht wieder. »Geht schon«, sagte ich leise, als ich mich daran gewöhnt hatte, mein Bewusstsein aufzuteilen. Ich hatte schon früher mal Fäden gekappt, aber das war bereits eine ganze Weile her.
Außerdem waren es das letzte Mal die Fäden meines eigenen Amuletts gewesen und nicht die eines anderen.
Dies hier war … verdammt schwierig, denn ich musste mich auf tausend Sachen gleichzeitig konzentrieren.
Nakita löste sich langsam wieder aus ihrer reflexartig angenommenen Abwehrhaltung, als sie merkte, dass Ron uns nichts tun würde. Er wollte einfach nur wissen, was wir da machten. Ich hatte nicht vor, es ihm zu verraten, und er schien nicht besonders glücklich darüber zu sein, dass ich langsam wieder aus eigener Kraft stehen konnte. Wir könnten ihn einfach hier stehen lassen und abhauen und dann wäre er genauso schlau wie vorher. »Was willst du?«, fragte ich, obwohl es klar war. Und wer war mit dir in der Wüste? Dafür, ihm was beizubringen, hast du anscheinend genug Zeit.
Ron hob die Handflächen, wie um uns zu demonstrieren, wie vernünftig er war. »Bloß wissen, was ihr hier macht«, erwiderte er. »Ganz offensichtlich wird hier niemand gesenst, sonst hätte ich schon längst einen Zeitsprung gemacht.«
Nakita trat einen Schritt vor, sodass sie zwischen mir und Ron stand. »Dann kannst du ja jetzt wieder gehen, oder?«, sagte sie frech, doch er schenkte ihr keinerlei Beachtung. »Und du tötest nun also die, die du einst zu retten gelobt hast«, sagte Ron mit galliger Stimme zu Barnabas.
Da erst wurde mir klar, dass die beiden sich nicht mehr gesprochen hatten, seit ich die schwarze Zeitwächterin geworden war und Barnabas sich mir angeschlossen hatte. »Ich habe dir dein Amulett gegeben. Du warst mein bester Engel, Barnabas, aber jetzt würde ich dich nicht mehr zurücknehmen, selbst wenn du mich auf Knien anflehen würdest. Du verbündest dich mit dem schwarzen Engel, gegen den du einst gekämpft hast?
Sieh sie dir doch an, mit ihren schicken Sandalen und dem Handtäschchen. Sie ist keine Kriegerin. Du hast dich mit den Dummen und Unfähigen eingelassen. Du bist wirklich tief gefallen, Engel.«
»Du hast mir mein Amulett nicht gegeben«, erwiderte Barnabas knapp. »Ich habe es vom Vorgänger deines Vorgängers.« Er ließ sein Amulett los und das neutrale Grün erstrahlte in all seiner Reinheit. Nakita und ich wechselten einen erstaunten Blick. Wie lange genau war Barnabas eigentlich schon dabei? »Ich glaube immer noch an den freien Willen«, fügte Barnabas hinzu.
»Aber die Zeiten ändern sich. Nur du hast dich nicht geändert. Ich bin dir gar nichts schuldig. Du hast mich belogen.«
»Du hast mich im Stich gelassen«, erwiderte Ron, als wäre das alles vollkommen unwichtig. »Ich hatte dir gesagt, du sollst den Mund halten. Wenn du das getan hättest, wäre alles glattgegangen und die weißen Engel wären jetzt an der Macht.«
»Ich habe darauf vertraut, dass du das Richtige tust«, sagte Barnabas leise. »Jetzt vertraue ich Madison.«
Ron schnaubte. »Mehr braucht es nicht, um dich dazu zu bringen, unschuldige Menschen zu töten?«, höhnte der weiße Zeitwächter und trat unauffällig einen Schritt zurück.
»Das tue ich nicht«, sagte Barnabas und Nakita drängte sich an ihm vorbei.
»Und außerdem ist das Zielobjekt nicht unschuldig«, fuhr sie scharf dazwischen, die Wangen gerötet. »Er nimmt in Kauf, dass durch sein Handeln Menschen sterben, und er wird es immer wieder tun.«
Ich warf ihr einen warnenden Blick zu. »Halt den Mund!«, rief ich. Sie posaunte ja alles aus!
Doch es war zu spät. Rons Augen blitzten auf. »Also ist
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