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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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dachte ich so deutlich wie möglich: Barnabas, wir sitzen hier auf der Straße fest. Kannst du zu uns kommen?
    »Jetzt!«, rief Nakita und ich packte den Gedanken und schickte ihn los, versuchte, ihn noch etwas grüner zu machen. Er prallte an der Atmosphäre ab und wurde zu irgendetwas hingezogen, als gehörte er dorthin. Vielleicht zu Barnabas?
    Ich keuchte auf, als mich eine Empfindung durchzuckte. Wie eine Erinnerung, die jemand anderem gehörte. Es war, als würde ich durch Barnabas' Augen sehen, der in irgendeinem Gebüsch gegenüber von einem schicken Haus hockte. Er fuhr zusammen, als mein Gedanke in sein Bewusstsein schoss. Dann war er weg und ich war plötzlich von Sand umgeben und blinzelte in die Sonne. Ich trug ein weißes Hemd, das im unangenehm trockenen Wind flatterte. Mir gegenüber saß ein junger Mann mit dunklen Augen über einen Laptop gebeugt. Seine Kleidung war genauso weiß und flatterig wie meine. Jemand fluchte, als mein Gedanke in seinen widerhallte. Ich schlug die Augen auf und fand mich auf der Straße inmitten der Maisfelder wieder.
    Oh, oh, das war aber gar nicht gut.
    Nakita kauerte vor mir und hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt. In ihren Augen blitzte Sorge auf und das schwarze Haar fiel ihr ins Gesicht. »Madison, alles in Ordnung mit dir?«
    Ich blinzelte und streckte die Hand aus. Nakita zog mich wieder auf die Füße. Ich sah auf meine Sneakers hinunter und klopfte mir den Staub von den Beinen. Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus, und als Nakita mein Gesicht sah, spürte ich, wie sich ihre Sorge in Angst verwandelte.
    »Wie schnell kannst du fliegen?«, fragte ich und sie starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Warum?«, wollte sie wissen und runzelte argwöhnisch die Stirn.
    Ich blickte ängstlich zum Himmel hinauf. Noch war nichts Verdächtiges zu sehen. »Weil ich womöglich gerade Ron verraten habe, dass wir was planen.«

4
    Nakitas Blick huschte zwischen dem Himmel und den wogenden Feldern zu unseren beiden Seiten hin und her. Das Amulett auf ihrer Brust erstrahlte in einem blendenden Lila, das violette Lichtblitze über die dunklen Schatten im Mais warf. Mit wehendem Haar drehte sie sich einmal um die eigene Achse und suchte dabei den Himmel ab.
    »Barnabas, wo bist du?«, zischte sie ungeduldig und ich erschauderte. Plötzlich war all ihre Unsicherheit und Tollpatschigkeit verschwunden. Sie war ein Racheengel und niemand würde an ihr vorbeikommen. »Vielleicht sollten wir uns ohne ihn auf den Weg machen.
    Ich kann zwar die Resonanz deines Amuletts verbergen, aber wenn Barnabas dem Echo deines Gedankens bis hierher folgen kann, kann Chronos das auch.«
    Ich rührte mich nicht. Ich lauschte bloß auf das Rascheln der papierartigen Blätter im Wind und wartete darauf, das Prickeln von Energie zu spüren. Verdammt. Wenn Ron wusste, dass wir hier waren, würde das alles noch viel komplizierter machen.
    »Barnabas«, stieß Nakita erleichtert hervor. Mir kam der Gedanke, dass sie vermutlich zum ersten Mal froh war, ihn zu sehen.
    Meine Schultern entspannten sich ein wenig, aber ich hatte noch immer ein mulmiges Gefühl, wenn ich daran dachte, dass ich in Rons Kopf gewesen war. Es musste Ron gewesen sein. Wenn ich seine Gedanken erreichen konnte, dann konnte er auch meine erreichen.
    Und wer war dieser Typ, der bei i hm gewesen war? Sein Nachfolger? Mein zukünftiger Gegenspieler?
    Ron - oder Chronos, wie sein voller Name lautete - war ein ziemlicher Mistkerl. Gut, er glaubte genau wie ich an den freien Willen und nicht ans Schicksal. Und gut, er sandte die weißen Todesengel aus, um die schwarzen daran zu hindern, verirrte Seelen zu früh aus ihren Körpern zu reißen. Genau wie ich es gemacht hätte. Wenn die Dinge anders lägen, würden wir wahrscheinlich auf dasselbe Ziel hinarbeiten. Aber er hatte mich angelogen und mir nicht gesagt, wer ich war, nachdem Kairos mich getötet hatte. Er hatte mir so lange verheimlicht, dass ich die neue Zeitwächterin war, bis es zu spät war und Kairos meinen Körper versteckt hatte. So war ich gezwungen gewesen, das Amt des schwarzen Zeitwächters anzunehmen, um am Leben zu bleiben. Er hatte mich und Barnabas gleichermaßen belogen und das gesamte Himmelreich hinters Licht geführt, weil er die Waagschale der göttlichen Macht auf Erden zu seinen Gunsten neigen wollte. Und dabei hätte er eigentlich einer von den Guten sein sollen. Nakita zog besorgt die Augenbrauen zusammen. »Sobald Barnabas hier ist,

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