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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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fing an, zwischen dem Schreibtisch und dem offenen Fenster auf und ab zu tigern. »Ron ist ein kurzsichtiger Dummkopf«, murmelte ich. Dann wirbelte ich herum und deutete auf Ace, der jetzt grinste, während er sich die Nase mit dem Saum seines T-Shirts abtupfte. »Weißt du eigentlich, was deine Meisterleistung, ihn noch mal von der Schippe des Todes zu schubsen, bewirken wird? Nichts! Er wird immer so weitermachen, weil er meint, dass das ein super Kick ist. Er glaubt, das ist die einzige Möglichkeit, wie er sich in der Welt Aufmerksamkeit verschaffen kann. Er ist quasi tot, Paul«, sagte ich. »Vielleicht hast du ihm das Leben gerettet, aber sein Leben ist jetzt nichts mehr wert. Ich hätte ihn vielleicht dazu bringen können, dass er sich ändert. Aber jetzt wird er nicht mehr auf mich hören.« Paul rückte ein Stück von Ace ab. »Das kannst du doch gar nicht wissen.«
    Ich hob die Augenbrauen. »Doch. Ich hab's gesehen. Herzlichen Glückwunsch. Hast du ja super hinbekommen, deine Protektion. Hast ihn gerettet und alles.«
    Was war der Unterschied zwischen dieser Protektion und meiner letzten, als ich Susan auf dem Boot gerettet und Nakita kennengelernt hatte? Ich hatte die Zukunft geändert, einfach indem ich ihr ein Nahtoderlebnis verschafft hatte, und es war noch nicht einmal ihr eigenes gewesen. Sie war als Zielobjekt ausgewählt worden, weil sie aus purer Sensationsgier die Wahrheit verzerrt und damit Menschen ruiniert hätte. Als ihr vor Augen geführt wurde, wie wertvoll das Leben ist und wie groß die Tragik, wenn es vorzeitig endet, hatte sie begriffen, was wirklich wichtig ist, und sich geändert. Aber Ace …
    er wusste, dass seine Aktionen Menschen das Leben kosten würde - und es kümmerte ihn nicht. Er sah nur den Nutzen, den er selbst daraus zog.
    Ace lachte auf und nahm sich noch ein paar Taschentücher aus der Schachtel neben Shoes Bett. Mit einem fröhlichen Grinsen ließ er sich nach hinten in die Kissen sinken. »Ich hab einen Schutzengel? Cool!«
    Sein Schutzengel wirkte weniger glücklich, wenn man der gräulichen Tönung des Lichtballs oben auf dem Spiegel irgendeine Bedeutung zumessen konnte. Ich fing wieder an, auf und ab zu laufen, ich konnte einfach nicht stillstehen. Ich würde nicht zulassen, dass das Ganze so zu Ende ging.
    Paul rückte unauffällig auf das Fenster zu, während Shoe versuchte, seine Fingerabdrücke von dem Krankenhausausweis abzuwischen. »Du wolltest sein Leben beenden«, sagte Paul langsam und ich sah Ace an.
    »Ich habe versucht, es zu retten. Keine Ahnung, warum.
    «
    Shoe hatte uns den Rücken zugewandt und seine Finger huschten über die Tastatur. Er kramte nach einem CD-Rohling, schob ihn in den Brenner und klickte auf einen Button. »Das mit dem Krankenhaus lass ich mir nicht anhängen«, sagte er entschlossen.
    Ace auf dem Bett lachte. »Du kannst mich nicht aufhalten. Ha, ich hab jetzt einen Schutzengel.«
    Die Lichtkugel auf dem Spiegel stieß einen Seufzer aus.
    Meine Wut kühlte langsam ab. Shoe brannte wahrscheinlich gerade einen Patch. Vermutlich dachte er dasselbe wie ich, denn als Nächstes schob er sich den Krankenhausausweis in die Gesäßtasche. Wir könnten einbrechen und den Virus löschen. Das einzige Problem war Ace. Sobald wir uns auf den Weg machten, würde Ace uns verpfeifen.
    Ich drehte mich zu Paul um und ein Plan begann in meinem Kopf Gestalt anzunehmen. »Ihr von der weißen Front bleibt nie lange genug, um zu sehen, wie es mit den Leuten weitergeht, die ihr gerettet habt, oder?«, fragte ich bitter. Passiert war passiert. Schicksal, dachte ich und überlegte zum ersten Mal, ob ich mit meiner Annahme, dass der freie Wille dem Weitblick der Seraphim überlegen war, falschlag. Paul blickte mich immer noch an und ich fauchte: »Hau einfach ab, okay? Du bist hier fertig. Aber ich hab noch was zu erledigen.«
    Paul machte ein besorgtes Gesicht und sah zu Ace.
    »Was hast du vor?«, wollte er wissen. »Er hat einen Schutzengel.«
    »Aber die Leute im Krankenhaus nicht«, erwiderte ich. »Und du nennst mich eine Mörderin? Mach mal die Augen auf!« Ich drehte mich wieder zu Shoe um und sah mit Freude das entschlossene Funkeln in seinem Blick, als er die CD aus dem Computer nahm und Ace einen wütenden Blick zuwarf. »Ist das der Patch?«, fragte ich und er nickte. Ace richtete sich auf dem Bett auf.
    »Was habt ihr vor?«
    Shoe reichte mir die CD und sagte: »Sie geht jetzt den Virus für mich löschen, während du und ich es uns hier

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