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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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»Zukunft?«, fragte er leise, als müsste die Information erst noch richtig zu ihm durchsickern. Ich krümmte mich in meinem Sitz.
    »Ahm, kannst du … den letzten Teil vielleicht einfach ignorieren?«, fragte ich und sein Blick wirkte verängstigt. Zitternd vor Schreck machte ich den Mund zu, bevor mir noch irgendetwas rausrutschte, was ihn dazu bringen würde, mich in hohem Bogen aus dem Auto zu schmeißen. Ich hatte noch eine Chance. Es war noch nicht zu spät. Ich musste das irgendwie auf die Reihe kriegen. Es war nicht nur Ace' Zukunft, die hier in der Schwebe hing. Es war auch meine eigene.

10
    Shoe parkte zwei Häuser von dem seiner Eltern entfernt auf der anderen Straßenseite. Stirnrunzelnd blickte er auf Ace' Pick-up, der noch immer in der Auffahrt stand. Wir sprangen aus dem Auto und rannten über den Bürgersteig. Erst kurz vor dem Haus wurden wir langsamer.
    Shoe war nicht besonders gut in Form, obwohl er so dünn war. Der beinahe volle Mond war endlich aufgegangen und erleuchtete die dunklen Gärten schwach.
    Ace' Wagen knisterte leise, als wir daran vorbeigingen. Der Motor kühlte noch ab. Vielleicht kamen wir tatsächlich rechtzeitig. Vielleicht war noch nichts von dem, was ich bei meinem Zeitsprung gesehen hatte, passiert.
    »Du bist ja noch nicht mal außer Atem«, bemerkte Shoe prustend.
    »Tja, ahm, ich gehe ziemlich oft joggen.« Jetzt so langsam laufen zu müssen, machte mich ganz zappelig. Ich zitterte und wunderte mich darüber, dass mir kalt war. »Was meinst du, wie lange es dauern wird, den Patch zu holen?«, fragte ich.
    Shoe warf mir einen Blick zu. »Nicht so lange, wie es dauern wird, dich meiner Mutter vorzustellen.«
    Der Tau drang langsam durch die Spitzen meiner Sneakers, als ich in Shoes Zimmer spähte. Das Licht verdunkelte sich kurz und wurde dann wieder heller, so als bewegte sich jemand im Raum. Ace? »Deine Mom denkt, du bist in deinem Zimmer«, erinnerte ich ihn und dachte bei mir, dass er wohl nicht oft die Biege durchs Fenster machte.
    Ich konnte mir ein Lächeln über seine gerunzelte Stirn nicht verkneifen. Er war wirklich nicht besonders geübt im Ausreißen, auch wenn er den Part mit dem Auto ziemlich gut draufhatte. Doch seine Verwunderung verwandelte sich schnell in Ärger, als wir sahen, wie Ace sich durch die oberste Schublade von Shoes Schreibtisch wühlte. »Was macht der denn da?«, flüsterte Shoe wütend, während ich hocherfreut war, dass wir offenbar gerade noch rechtzeitig kamen.
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat er den Virus noch gar nicht in das System des Krankenhauses geschleust«, vermutete ich.
    Shoes Augenbrauen zogen sich zusammen. Etwas unbeholfen stützte er sich auf dem Fensterbrett ab und sprang zurück ins Zimmer. »Nimm sofort deine Flossen aus meinen Sachen!«, rief er und stemmte die Hände in die Hüften.
    Sichtlich erschrocken fuhr Ace herum. Sein verwirrter Blick flog an Shoe vorbei zu mir, als auch ich ins Zimmer kletterte. Seine Augen wurden schmal. »Mann, Shoe«, sagte er genervt, schob die Schublade zu und wich einen Schritt zurück. »Du schuldest mir 'nen Fünfer. Ich wollte endlich mein Geld zurück!«
    »Ist klar«, höhnte Shoe und schubste Ace mit einer Hand von seinem Schreibtisch weg. Dann bückte er sich und zog die Schublade auf, während Ace gerade noch sein Gleichgewicht wiederfand. Shoe kramte ein bisschen herum, dann weiteten sich seine Augen und er sah mich an, als könne er es nicht glauben. Er ließ eine laminierte Karte auf die Schreibtischplatte fallen. »Die gehört doch deiner Mutter«, sagte er und mein Mund klappte auf beim Anblick des Krankenhauspasses. Das hatte ich bei meinem Zeitsprung nicht gesehen. »Was soll das alles, Ace?«
    Anstatt sauer zu werden, trat Ace mit zufriedenem Gesicht ein paar Schritte zurück. »Genau, der gehört meiner Mutter und jetzt sind deine Fingerabdrücke drauf, du Blödmann.«
    Shoe ballte die Hände zu Fäusten und machte einen Schritt nach vorn. »Du willst ihn also ins Krankenhaussystem laden? Bist du bescheuert? Was ist, wenn jemand dabei draufgeht? Gib mir die CD.«
    Feixend setzte Ace sich aufs Bett, so lässig, dass in mir die Wut hochkochte. Sein schwarzes T-Shirt war zu dünn, um zu verbergen, wie dürr er war. »Zu spät. Ist schon drin.«
    Zu spät? War Ace etwa schon im Krankenhaus gewesen? »Du verdammter Idiot!«, brüllte Shoe los. Ich wünschte er würde nicht ganz so viel Lärm machen. »Wir wollten doch nur mal einen Tag freihaben. Ein bisschen Ruhm. Aber das

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