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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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war kühler geworden und ich fröstelte. Gut, was Ace' Seele anging, hatte ich nichts ausrichten können, aber vielleicht rettete ich doch noch das Leben von ein paar Unschuldigen. »Danke, Paul. So blöd bist du ja gar nicht.«
    Ich ließ mich auf die Erde gleiten und Shoe marschierte los über den dunklen Rasen. Er hielt den Kopf gesenkt und klimperte mit Ace' Schlüsseln.
    »Madison!«
    Das war Paul und ich drehte mich noch mal um. Er stand am Fenster, der Schutzengel saß auf seiner Schulter. »Du hast einen Zeitsprung gemacht, oder? Hast du gesehen, wie das alles hier enden wird?«
    Ich nickte und zuckte zusammen, als Ace' Musik losplärrte, kaum dass Shoe den Motor des Pick-ups anließ.
    »Ich hab gesehen, wie es enden könnte«, korrigierte ich und erschauerte bei der Erinnerung. »Es hat ihm kein bisschen leidgetan. Aber ich glaube, wir können noch was ändern.« Paul schwieg. Ich trat nervös von einem Fuß auf den anderen und sagte schließlich: »Ich muss gehen.«
    »Viel Glück!«, flüsterte er laut.
    Lächelnd drehte ich mich um und rannte zu Ace' Wagen. »Lass das nur nicht Ron hören!«, murmelte ich.
    Als ich auf der Beifahrerseite ins Auto stieg und mich anschnallte, fühlte ich mich schon viel leichter. Es konnten zwar immer noch tausend Sachen schiefgehen, und selbst wenn alles klappte, würde irgendwer ziemlichen Ärger bekommen, aber Paul glaubte mir.
    Und ich war überrascht, wie viel mir das bedeutete.

11
    Shoe parkte Ace' Pick-up, machte aber keinerlei Anstalten, auszusteigen. Durch die verdreckte Windschutzscheibe sahen wir auf den hell erleuchteten Eingang der Notaufnahme. Alles wirkte ruhig, aber im Inneren des Gebäudes waren Leute zu erkennen.
    »Angst?«, fragte ich und fühlte die Erinnerung an mein Herz in meinen Gedanken widerhallen. Ich hasste es, wenn es das tat, und versuchte, es zum Aufhören zu zwingen.
    Er ließ die Hand vom Lenkrad rutschen und wandte mir sein Gesicht zu. »Ich bin noch nie irgendwo eingebrochen außer in der Schule und du hast ja gesehen, wie gut das geklappt hat. Verdammt, Madison, ich hab in meinem Leben noch nicht mal was im Supermarkt geklaut oder so.«
    »Und dann sitzt du in deinem Zimmer und programmierst einen Virus, der das Computersystem eines ganzen Krankenhauses lahmlegen kann?«, schnaubte ich.
    »Ich hab ihn nicht programmiert, um damit Leute zu toten«, entgegnete er scharf. »Ich hab einen Virus programmiert, um einen Tag schulfrei zu bekommen. Das ist alles. Ace ist einfach ein Riesenarsch.«
    Da konnte ich ihm kaum widersprechen. Ich nickte resigniert und richtete meinen Blick auf die Glastüren, aus denen Licht auf den ansonsten spärlich beleuchteten Parkplatz fiel. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich mein Amulett schon die ganze Zeit mit vollkommen unabgeschirmter Resonanz mit mir herumtrug, seit ich Nakita und Barnabas in der Schule zurückgelassen hatte. Heilige Platzpatrone, das konnte aber ganz schnell in die Hose gehen. Sobald Ron nicht mehr abgelenkt war, würde er neugierig werden.
    Shoe rieb sich das Kinn, er war sichtlich nervös. Mir ging es nicht besser. Ich machte mir wirklich Sorgen um Barnabas, Nakita und Grace. Was, wenn ihnen etwas passiert war? Sie waren alle drei stärker als ich und trotzdem war ich verantwortlich für sie. Spitzenidee übrigens.
    »Die werden sicher was dagegen haben, wenn wir da einfach reinspazieren und uns an den nächsten Computer setzen«, sagte Shoe seufzend.
    Wenn Barnabas oder Nakita etwas zugestoßen war, würde Ron wahrscheinlich freudestrahlend hier aufkreuzen und damit rumprotzen, oder? Die Zeit arbeitete gegen mich und ich saß hier mit Shoe in einem Wagen, der keinem von uns beiden gehörte.
    »Wie sollen wir da überhaupt erst reinkommen?«, fragte Shoe, diesmal etwas lauter, weil ich ihm vorher nicht geantwortet hatte.
    Nervös zog ich ein Knie an die Brust, um meinen Schnürsenkel zuzubinden. »Um einfach so zu tun, als wollten wir jemanden besuchen, ist es zu spät«, erwiderte ich. »Wie gut kannst du schauspielern?«
    Shoes Augen wurden groß in der schummrigen Außenbeleuchtung. »Du meinst, ich soll mich als Krankenpfleger ausgeben?«
    »Nein, aber wenn ich mich ohnmächtig stelle und du mit quietschenden Reifen vor der Notaufnahme bremst…«
    Er zog die Augenbrauen zusammen und überlegte.
    »Meinst du echt, das könnte funktionieren?«
    Ich erinnerte mich, wie wir mit dem sterbenden Josh in die Notaufnahme gestürmt waren, nachdem Nakita ihn gesenst hatte. Ich nickte.

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