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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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ja lebendig …«, stammelte er und sein Blick glitt zu meinen Ohrringen.
    »Nicht ganz, aber du bist ein Dieb«, erwiderte ich knapp. »Mach mal ein kleines Päuschen«, fügte ich hinzu und schubste ihn rücklings in die Besenkammer.
    Wild mit den Armen rudernd, fiel er hintenüber, stolperte über den Eimer und landete auf dem Hosenboden. Ungläubig starrte er zu mir auf, als ich mich hinunterbeugte und ihm die Schlüssel vom Gürtel riss.
    Dann sprang ich aus dem Weg und Shoe warf die Tür zu, wobei er beinahe noch einen der weißen Sneakers des Typen einklemmte.
    »Ich wette, der ist es«, sagte Shoe und zeigte auf einen Schlüssel, auf dem Putzraum stand. Ich rammte ihn in das Schloss und drehte schnell um.
    »Hey!«, drang es gedämpft aus der Kammer. Erleichtert atmete ich auf, jetzt ging es mir schon viel besser. Shoe lachte. »Neuer Freund von dir?«, fragte er und ich zuckte zusammen, als der Typ von innen am Türgriff rüttelte und mit den Fäusten an die Tür schlug.
    Meine Wut verwandelte sich in Verlegenheit. »Er hat meine Ohrringe geklaut«, sagte ich und war gleichzeitig froh, dass ich sie nicht in seinen Ohrläppchen vorgefunden hatte. Totenköpfe und gekreuzte Knochen waren schwerer zu finden, als man meinen sollte.
    »Lasst mich raus!«, tönte es aus der Kammer.
    »Danke«, sagte ich zu Shoe, während wir uns wieder zu den Aufzügen umdrehten und ich erneut auf den Knopf drückte.
    »Wofür denn?«
    Plötzlich schüchtern blickte ich Shoe an, der die Hände in den Taschen vergraben hatte. »Dafür, dass du mich holen gekommen bist«, sagte ich.
    Der Aufzug war immer noch nicht da und Shoe warf mir einen Blick von der Seite zu. »Ich wollte nur sehen, ob mit dir alles in Ordnung ist. Ich meine, du warst schließlich tot.«
    »Ich bin immer noch tot.«
    Er wurde noch nervöser und trat von einem Fuß auf den anderen, während er darauf wartete, dass das Lämpchen aufblinkte. »Stimmt«, räumte er ein, »aber …
    trotzdem ist mit dir alles in Ordnung.«
    Ich lächelte und boxte ihm freundschaftlich gegen die Schulter. »Ist ja bloß mein Körper, der tot ist.«
    Shoe holte tief Luft und atmete geräuschvoll wieder aus. »Äh, ja. Wir brauchen einen Computer in irgendeiner ruhigen Ecke.«
    Aus der Besenkammer drang ein leises »Mist, kein Empfang«.
    »In der Leichenhalle steht ein Computer«, schlug ich vor und Shoe sah den verlassenen Korridor hinunter, die Augenbrauen nachdenklich hochgezogen. Ich wusste genau, was er dachte: Warum woanders hingehen, wenn der einzige Mensch hier unten in einer Besenkammer eingesperrt war?
    »Klingt doch gut«, befand er schließlich und wir gingen in Richtung der Doppeltüren. Seine Schuhe quietschten auf den Fliesen, während meine bloßen Füße sich lautlos darüber hinwegbewegten. »Wenn der Virus auf dem Computer ist, kann ich mich auf dem Server einloggen und den Patch hochladen.«
    Mein Lächeln wurde breiter. Das könnte tatsächlich funktionieren. Endlich lief mal etwas so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
    »Leute?«, rief der Typ im Besenschrank und klang langsam panisch. »Ist da jemand? Hallo?«
    Als wir die Leichenhalle betraten, sah Shoe auf meine Füße. »Wieso haben sie dir die Schuhe ausgezogen?«, fragte er und plötzlich fiel mir mein zerrissenes T-Shirt unter dem Kittel wieder ein.
    »Sie mussten das Zehenschildchen irgendwo befestigen «, sagte ich. Ich blieb stehen und fragte mich, ob meine Schuhe wohl in einem der Schränke an der Wand waren. Ich war ja keine Expertin für Leichenhallen oder so, aber diese hier gefiel mir irgendwie besser als die, in der ich das erste Mal tot aufgewacht war. Hier stand nur die Bahre, auf der sie mich hereingeschoben hatten.
    Vermutlich war das hier nur eine Art Zwischenstation, wo sie die Leichen aufbewahrten, bevor sie sie endgültig … verstauten. Wahrscheinlich hinter der Tür, an der ein gelbes, dreieckiges Warnschild klebte. Die würde ich bestimmt nicht aufmachen. Ich war einfach nur froh, dass sie mich eine Weile abgestellt und allein gelassen hatten, bevor sie mich in eine Kühlschublade verfrachteten. Ich wäre nicht sonderlich scharf darauf gewesen zu klopfen, bis mich jemand herausließ.
    »Dieser Kerl ist ja ein totaler Messie«, stellte Shoe fest, als er vor dem verkratzten Schreibtisch stand. Mit spitzen Fingern schob er die Reste des Hühnchengerichts, das wohl das Abendessen des Typen gewesen war, über die ausgeblichene Schreibtischplatte in Holzoptik und setzte sich dann auf den

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