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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Drehstuhl. »Guck mal, die Tastatur ist total schmierig«, sagte er angewidert.
    Ich hob meine Akte auf. Patientin, nicht identifiziert.
    Ja, das war ich. Todesursache: unbekannt. Igitt, die hatten eine Autopsie für mich vorgesehen. Blatt für Blatt fing ich an, den Stapel in einen Aktenvernichter zu schieben. Ich fühlte mich schon viel besser, als meine Akte langsam verschwand. »Kannst du dir vorstellen, hier unten zu essen?«-, fragte ich Shoe zwischen zwei Blättern. »Das ist doch einfach abartig.« Ungefähr genauso abartig wie barfuß in einer Leichenhalle aufzuwachen.
    Mit einer schwungvollen Bewegung wandte sich Shoe dem Computer zu. Er rollte seinen Stuhl näher an den Tisch und tippte einen Befehl in das Fenster ein, worauf der Bildschirm ein sehr professionell aussehendes Schwarz annahm. Ich war beeindruckt, wie gut er mit dem Computer umgehen konnte, und versetzte mir innerlich einen Tritt dafür, dass ich nicht gleich erkannt hatte, dass der Typ in meinem ersten Zeitsprung nicht Shoe gewesen war. Er war wirklich gut. Hoffentlich außergewöhnlich gut, dachte ich, während ich die letzte Seite meiner Akte schredderte. Dann stellte ich mich hinter ihn und sah ihm bei der Arbeit zu.
    »Also, mal sehen, was haben wir denn hier …«, murmelte Shoe, dem es nichts auszumachen schien, dass er sich in einer völlig fremden Umgebung befand, sobald er sich durch die vertrauten Systeme eines Computers navigierte. Er drückte ein paar Tasten und begann eine Suche. »Na also«, sagte er, als plötzlich etwas auf dem Bildschirm erschien: das Bild eines kleinen schwarzen Vogels neben einer Reihe von Buchstaben und Zahlen, die für mich keinen Sinn ergaben. Ein schwarzer Vogel. Wie das Bild, das Ace zu seinem Markenzeichen gemacht hatte. Ich hatte seit zwei Tagen keinen echten Schwarzflügel mehr gesehen, aber trotzdem schienen sie überall zu sein.
    »Da ist er«, sagte Shoe und warf mir über die Schulter einen triumphierenden Blick zu. »Wir können es von hier aus machen. Ich muss nur noch ein bisschen Backtracking machen, um rauszufinden, ob ich von hier aus Zugriff auf den Server habe. Dann können wir den Patch hochladen.«
    Er war aufgeregt. Mein Herz machte einen Hüpfer und ich lächelte. »Wie lange dauert das ungefähr?«, fragte ich, warf die fettigen Hühnchenreste in den Papierkorb und setzte mich auf den Schreibtisch. Die Besenkammer war ziemlich nah an den Aufzügen. Wenn der Typ weiter schrie, würde ihn irgendwann jemand hören. Shoe zuckte mit den Schultern, er wirkte vollkommen gelassen. »Paar Minuten.«
    Erleichterung breitete sich in mir aus. »Super«, freute ich mich und strahlte. »Shoe, du bist echt genial. Ich wüsste überhaupt nicht, was ich mit dem Ding anstellen sollte.«
    »Na ja, ist ja auch sozusagen mein Job«, erwiderte er leicht verlegen. Dann blinzelte er. »Was ist mit deinem T-Shirt passiert?«
    Meine Hände flogen hoch zum Laborkittel, um sicherzugehen, dass alles Wichtige bedeckt war. Zum Glück war es das. Trotzdem rutschte ich vom Schreibtisch und zog den Kittel enger um meine Taille. »Na ja, ich war ja tot«, erklärte ich nervös. »Sie haben es aufgerissen, als sie versucht haben, mein Herz wieder zum Schlagen zu bringen.«
    »Tut mir leid«, sagte er und schien es ehrlich zu meinen. Dann wandte er sich wieder der Tastatur zu und begann zu tippen.
    »Das war ausgerechnet mein Lieblings-T-Shirt«, erklärte ich, während ich mich fragte, wie ich das und die kaputte Strumpfhose vor meinem Dad verheimlichen sollte. Ach, verdammt, Dad! Und Mist, ich hatte doch auch versprochen, meine Mutter anzurufen.
    Das entfernte Pling des Aufzugs draußen auf dem Gang ließ Shoe und mich zusammenfahren. Jetzt hatten wir ein Problem. Vielleicht hatten sie noch jemand anderen gefunden, der versuchen wollte, mir Blut abzuzapfen. »Mach einfach weiter«, sagte ich zu Shoe, als ich in Richtung Tür eilte. »Egal, was passiert, hör nicht auf. Ich lenke die da draußen ab, wer auch immer das ist.«
    Doch als ich gerade die Hand ausstreckte, um den linken Türflügel aufzudrücken, stürzte durch den rechten Nakita herein. Erschrocken taumelte ich zurück.
    Sie war wieder ganz in Weiß gekleidet. Die Designerjeans und das rote Top waren weißen Hosen und einem eng anliegenden weißen Shirt gewichen. Sie wirkte darin wie eine einzige geschwungene Linie. Ihr Amulett hob sich in leuchtendem Violett von ihrer Haut ab und sie hielt ihr Schwert in der Hand. Breitbeinig stand sie in einem Paar

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