Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens
sah.
„Soll mich das jetzt überzeugen?“
„Sieh es mal so, du könntest deinem Dasein noch 500 Jahre oder mehr hinzufügen.“
„Das ist ja alles schön und gut, aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass der Job sehr gut bezahlt ist.“
„Pah, Bezahlung“, spuckte Thanatos aus. „Weißt du denn schon, was du später mal machen willst und wie viel du dafür bekommen wirst, hm?“
„Vielleicht Forschung oder so. Mal sehen. Das ist doch jetzt auch völlig irrelevant. Es dauert noch eine Weile, bis ich mich festlegen muss. Außerdem ist da diese Sache mit dem Unsichtbarsein für den Rest der Menschheit.“
„Ach das … Kleinigkeit.“
„Für dich vielleicht, für mich nicht“, entgegnete ich.
„Du musst die Vorteile beachten. Wenn du unsichtbar bist, kannst du Leute viel besser beobachten. Zum Beispiel unter der Dusche oder beim Sex.“
„Meine voyeuristische Ader ist vermutlich nicht so ausgeprägt wie bei dir. Du solltest schon versuchen, es mir auf andere Art schmackhaft zu machen.“
„Schmackhaft?“
„Na ja, was wären denn die Vorteile, von der langen Lebensdauer mal abgesehen?“, fragte ich.
„Nun …“ Tod zögerte. „Man kommt ganz gut herum.“
„Man kommt herum?“
„Na ja, man sieht buchstäblich die ganze Welt. Dauert nur einen Wimpernschlag.“
„Okay“, sagte ich. Ich wusste nicht recht, was ich antworten sollte. „Und?“
„Das war es eigentlich.“
„Du unterbrichst mich bereits zum zweiten Mal dabei, Sex zu haben, überfällst mich damit, ob ich dein Nachfolger werden will, und kannst mir dann nicht mal den Job richtig verkaufen?“
Tod kratzte sich am Kinn.
„Du meinst, ich hätte mehr darüber nachdenken sollen?“
Ich hob nur die Arme. Tod nickte.
„Nun, das Angebot steht weiterhin, vielleicht überlegst du es dir ja doch noch.“
Ich rollte mit den Augen.
„Ich habe jetzt einen wichtigen Termin.“ Ich zeigte auf die Tür. „Es wäre schön, wenn Conny und ich diesmal ungestört wären.“
Tod nickte.
„Okay?“, fragte ich.
Tod nickte erneut. Er tippte sich an die Stirn, und in einem Wimpernschlag war er wieder verschwunden.
Ich trat aus dem Badezimmer heraus und ging wieder zu Conny ins Zimmer. Sie saß noch immer auf dem Bett und starrte mich mit einem Blick an, der nichts Gutes verhieß.
„Was?“, fragte ich, setzte mich neben sie und legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel.
„Was … was machst du immer im Badezimmer?“
Ich musste einen Moment überlegen.
„Mir war übel“, sagte ich.
„Übel? Wirke ich etwa Übelkeit erregend auf dich?“, fragte sie und zerknautschte ihr Kopfkissen.
In meinem Kopf entstand ein Bild unserer weiteren Konversation. Ich würde versuchen, sie zu beschwichtigen, sie würde mir aber vorwerfen, dass ich sie nicht genug liebte. Daraufhin würde ich beteuern, dass es so nicht wäre, wäre aber nicht sehr überzeugend. Sie würde daraufhin anfangen zu weinen, mit den Fäusten auf mich einprügeln und mir sagen, dass es aus ist, woraufhin ich nach Hause gehen und niedergeschlagen sein würde. Nach einer Weile würde sie sich bei Andreas von der Station ausheulen, der ihr zuhört, die richtigen Dinge sagt und schließlich mit ihr im Bett landet.
„Nein, das ist doch Quatsch“, sagte ich ganz automatisch.
„Aber warum findest du immer irgendeinen Vorwand, wenn es ernst wird?“
„Das tue ich doch gar nicht“, beteuerte ich.
„Liebst du mich denn?“
Für den Bruchteil einer Sekunde schoss mir das Lächeln von Anja in den Kopf.
„Klar liebe ich dich!“, sagte ich schwach. Die Art, wie ich das sagte, hätte nicht mal mich selbst überzeugt.
Conny atmete tief durch. Es war ihr nicht möglich, das Kopfkissen noch mehr zu knüllen, als sie es bereits tat.
„Ich verstehe“, sagte sie.
Ich stellte mich dumm. „Was verstehst du?“
„Du liebst mich nicht wirklich. Ich hätte es wissen müssen. Du hast mich so oft abgewiesen. Es gibt eine andere, habe ich recht? Ich habe recht, oder?“
„Nein, das ist doch Blödsinn. Du weißt doch noch, dass ich dich zuerst geküsst habe, oder?“
„Das sind doch nur Ausflüchte. Gibt es eine andere, ja oder nein?“
Ich zögerte einen Moment zu lang. „Nein!“
„Schon gut.“
„Nein, wirklich.“
Sie fing an zu weinen.
„Ich habe keine andere Freundin.“
Sie schluchzte: „Vielleicht ist sie nicht deine Freundin, aber deine Gefühle für sie sind größer als für mich.“
„Aber ich … nein … das war doch ganz
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