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Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Titel: Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Niedlich
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die Tür und blickte in den Gang, aber es war niemand zu sehen.
    Ich wollte mich gerade wieder Conny zuwenden, als die Tür wieder rüttelte. Wieder schaute ich nach und sah niemanden.
    „Bin ich bescheuert? Da hat doch gerade jemand die Tür angefasst, oder nicht?“
    Conny zuckte nur mit den Schultern. Ich warf noch einmal einen Blick auf den Gang. Der Bademeister stand dort und rief mir zu, dass ich mich beeilen solle.
    Ich küsste Conny und sagte ihr, dass es mir leidtäte, aber es würde wieder nichts werden. Sie streifte ihren Badeanzug über und ging sich in der nächsten Kabine umziehen.
    ***
    Ich legte mich abends ins Bett und hörte mir mit geschlossenen Augen noch eine CD über Kopfhörer an, als mir Tod auf den Bauch tippte. Erschrocken fuhr ich hoch.
    „Du solltest wirklich mal deine Nerven untersuchen lassen“, sagte Tod. Er hielt mir eine Packung Chips hin. „Hunger?“
    „Danke, aber ich habe mir schon die Zähne geputzt.“
    Er zuckte mit den Schultern und stellte die Packung neben das Bett. „Vielleicht, wenn du nachts noch was naschen willst. Lust auf eine Runde Schach?“
    „Eigentlich nicht.“ Wir schauten uns einen Moment an, bis ich ihn fragte: „Warst du heute auf dem Sportplatz?“
    „Ich war heute auf einem Sportplatz. Welchen meinst du denn?“
    „Den, auf dem ich heute Unterricht hatte.“
    „Nein, da musst du dich irren.“
    „Ich könnte schwören, dass ich dich gesehen habe.“
    „Vermisst du mich so sehr, dass du dir einbildest, ich wäre irgendwo bei dir? Ich fühle mich geehrt.“
    Ich überlegte.
    „Was macht deine Freundin?“, fragte Tod.
    „Hm, läuft nicht ganz so gut, nachdem du uns neulich gestört hast.“
    „Ach, das wird schon wieder. Und was ist mit Anja?“
    „Was soll schon sein?“
    „Du hast sie doch nicht etwa angesprochen, oder?“
    „Nein, natürlich nicht.“
    „Gut.“
    „Gut?“, fragte ich.
    Tod zuckte nur mit den Schultern. Er drehte den Kescher mit den Fingerspitzen. Sein Gemüt schien mir unergründlich zu sein. Er machte fast den Eindruck, als wäre er über irgendwas unglaublich traurig.
    „Etwas zähe Konversation, was?“, meinte er schließlich.
    „Entschuldige bitte, dass ich kein guter Gesprächspartner bin, aber ich werde einfach nicht schlau aus dir“, entgegnete ich und richtete mich im Bett auf. Ich schaltete die Anlage aus und legte die Kopfhörer weg. „Du tauchst immer mal wieder urplötzlich auf, erschreckst mich halb zu Tode …“ – Tod wackelte mit dem Kopf – „…, drückst dich kryptisch aus und hast eine Tendenz dazu, mir das Leben schwerzumachen.“
    „Ich bin dein größter Alptraum!“, sagte Tod und lachte. Plötzlich war er wieder die Fröhlichkeit in Person.
    „Ich habe nur gedacht … wenn ich wüsste, wie ich dich erreichen kann, müsstest du nicht immer unangemeldet auftauchen. Wir könnten uns dann einfach verabreden, so wie normale Menschen.“
    „Wie normale Menschen.“ Wieder war da ein Anflug von Traurigkeit in seinem Blick.
    „Du weißt schon, was ich meine.“
    „Du meinst, ich soll mir eins von diesen klobigen Dingern holen, mit denen man unterwegs telefonieren kann?“
    „Ein Handy? Das wäre eine tolle Idee. Da könnte ich dich immer anrufen, und wir könnten was ausmachen.“
    Tod schaute mich zweifelnd an. „Und wie stellst du dir vor, dass ich an so ein Teil komme? Ich kann ja schlecht in einen Laden gehen und mir eins bestellen.“
    Ich überlegte. „Mist.“
    „Du könntest mir natürlich eins besorgen.“
    „Die Teile kosten um die 3000 Mark! Das kann ich mir nicht leisten!“
    „Es war deine Idee, nicht meine.“
    Ich grübelte einen Moment lang.
    „Okay, wenn es nicht anders geht, dann kannst du mich ja jeden Tag in der zweiten großen Pause in der Schule besuchen, und dann sprechen wir ab, ob wir uns am Abend sehen oder nicht. Ist das okay?“
    „Warum lassen wir es nicht so wie bisher?“
    „Weil du nicht einfach immer aus heiterem Himmel auftauchen kannst. Ich brauche auch mal Zeit für mich.“
    „Du meinst beim Masturbieren?“
    Ich sah vermutlich aus wie ein Fisch, der gerade nach Luft schnappt. Mein Mund ging auf und zu, aber ich sagte nichts, bis ich meine Fassung wiederhatte.
    „Ich hatte mehr an so etwas wie letztes Wochenende gedacht, wo Conny hier war.“
    „Gut. Aber das war am Wochenende. Keine große Pause.“
    Ich stöhnte. „Okay, dann … schaust du eben mal kurz morgens vorbei, und wir machen was klar.“
    „Was klar machen“, murmelte

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