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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Lubjanka, musste Pascoe feststellen, hatte sich das Verhalten ihm gegenüber um einiges verändert.
    Die erste Person, der er bei seinem Eintreffen um acht Uhr fünfundvierzig begegnete, war Freeman. Lächelnd sah dieser auf seine Patek Philippe und sagte: »Na, was hat Sie denn so lange aufgehalten?«
    »Mein Fünfzehn-Kilometer-Lauf vor dem Frühstück«, entgegnete Pascoe. »Ist Sandy schon da?«
    »Natürlich. Sie kennen doch die alte jakobitische Tradition: kein Frühstück, bevor man nicht einen Engländer erschlagen hat. Aber Sie werden sich gedulden müssen. Sie ist oben bei Onkel Bernie.«
    »Um ihn umzubringen?«
    »Das hoffe ich nicht. Ich werde ihr ausrichten, dass Sie hier sind. Wo sind Sie zu finden?«
    »Im Keller, nehme ich an«, sagte Pascoe. »Ich will ja nicht verhaftet werden, wenn ich mich woanders blicken lasse.«
    »Schön, dass Sie wieder da sind, Pete«, sagte er und klang dabei, als meinte er es ernst.
    Mit diesen Dingen im Kopf stieg Pascoe zu dem Raum hinab, in dem er in der vorigen Woche seiner öden Arbeit nachgegangen war. Tim und Rod saßen bereits an ihrer scheinbar endlosen Beschäftigung und sichteten Unterlagen.
    Bei seinem Anblick erhoben sich beide mit freundlicher Miene und begrüßten ihn wie einen verlorenen Sohn. Die Neuigkeiten über seine Rolle in der Youngman-Sache waren ihnen offensichtlich zu Ohren gekommen, und sie konnten es kaum erwarten, von ihm weitere Einzelheiten zu hören. Da er argwöhnte, es handelte sich dabei um eine Art Vertraulichkeitstest, erzählte er ihnen lediglich, was sie bereits wussten. Unbefriedigt drängten sie darauf, dass er sie auf einen Kaffee und ein weiteres Debriefing in die Angestelltenkantine begleite. Die wenigen, die bereits anwesend waren, sowie jene, die später dazustießen, bereiteten ihm ebenfalls ein großes Willkommen und bestätigten seine Vermutungen: dass er von einem Außenseiter zu einem von ihnen aufgestiegen war.
    Trotzdem hielt er nach verborgenen Motiven und spöttischer Ironie Ausschau. Aber schnell wurde ihm klar, wie sehr sein Gefühl, man wolle ihn aus allem raushalten, sowie sein Verdacht, die Templer hätten einen Informanten in der CAT, auf seine Empfindungen ihnen gegenüber abgefärbt hatten. Jetzt wurde er wieder daran erinnert, was er nicht hätte vergessen sollen: dass diese Leute hier – selbst die Agenten – Polizisten waren und niemanden mochten, der das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen meinte. Wenn, wie es gelegentlich vorkam, Drecksarbeit anstand, konsultierte man sein Gewissen und erledigte sie selbst, falls man grünes Licht dazu bekam. Was man aber niemals zuließ, das waren Zivilisten, die sich in die eigenen Angelegenheiten einmischten, auch wenn sie einem vermeintlich zur Hand gingen.
    Und wenn die fraglichen Personen nicht nur einen Polizisten in die Luft jagten und dann, offenbar als Unfall getarnt, einen zweiten und mutmaßlichen Zeugen zu töten versuchten, dann löste sich die Zwiespältigkeit ihres Status vollkommen in Luft auf.
    Von Natur aus ein Teamspieler, genoss er das Gefühl, wirklich dazuzugehören. So kehrte er mit der festen Überzeugung in den Keller zurück, dass Glenister ihn nicht mehr lange hier verfaulen lassen würde. Er bot Tim und Rod seine Hilfe an, aber sie sagten nur: »Nein, nein, das ist nur was für uns Lakaien. Machen Sie es sich bequem, Peter, und ruhen Sie sich aus, bis Sie gerufen werden.«
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und schlug Tod in der Wüste auf, das erste von Youngmans Büchern, die er sich beide am Morgen auf dem Weg zur Lubjanka gekauft hatte.
    Der Klappentext pries das Buch als eine neue Form, einen Doku-Roman, in dem das Skelett der Fakten mit einer ordentlichen Portion Fiktion unterfüttert wurde. Scheiß auf neue Formen, dachte sich Pascoe, was sie brauchten, war ein neuer Klappentextschreiber. Die Widmung lautete Für Q., Führer der Männer. Die Rückseite war vollgestopft mit Lobesschnipseln, die den Besprechungen der gebundenen Ausgabe entnommen waren. Pascoe war nicht beeindruckt. Er und Ellie hatten, als sie einsahen, dass zwei Absätze in der örtlichen Abendzeitung und drei Zeilen unter den »weiteren Neuerscheinungen« einer überregionalen Sonntagszeitung die einzige Aufmerksamkeit war, die ihr Roman auf sich zu ziehen vermocht hatte, einen beschwipsten Abend damit zugebracht, aus diesem Maulwurfshügel an Kritik einen ganzen Berg an Lobpreisung zu extrahieren.
    Er begann zu lesen.
    Youngmans erzählerischer Stil war

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