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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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grobschlächtig und anspruchslos, aber Pascoe konnte seine Anziehungskraft nachempfinden. Der Held war, wenig überraschend, ein SAS-Sergeant. Er hieß William Shackleton, wurde von den Offizieren und seinen Männern nur Shack genannt und zeichnete sich durch Brutalität, Amoralität und Pragmatismus aus. Sein Motto lautete: Wird erledigt. Seine Männer mochten ihn nicht besonders, folgten ihm aber bedingungslos, weil er sie überall durchbrachte. Wenn jemand in seiner Gegenwart sagte, das Problem im Guerillakrieg sei es, den Feind zu identifizieren, antwortete er: »Kein Problem, die sind alle verdammt noch mal der Feind.« Für die Bevölkerung des Nahen Ostens hatte er nur die generelle Bezeichnung »Abdul« übrig. Musste er einen Einzelnen ansprechen, war er für ihn ein »Achmed«. Seine sexuelle Philosophie war so geradlinig wie die militärische. Er machte keinen Hehl aus der Natur seines Interesses. Ließ sich eine Frau darauf nicht ein, zog er weiter. Ließ sie sich auf ihn ein, wurde ihr nichts versprochen. Dennoch blieben ihm die meisten seiner Eroberungen so treu ergeben wie seine Männer. In einem seltenen Augenblick der Offenheit erklärte er einem seiner wenigen Freunde diese seine Technik. »Wenn du eine Frau fünfmal in einer Nacht fickst, weiß sie, dass es ziemlich bescheuert ist, wenn sie glaubt, sie wäre die Einzige. Den meisten macht es nichts aus, wenn sie nicht die Einzige sind, solange sie glauben, sie wären die Beste. Ich mach bei keiner Frau ein Geheimnis draus, dass es noch viele andere gibt. Aber ich sag ihr, Süße, ich denk immer nur an dich, wenn ich die anderen ficke.« Kurz nach diesem Gespräch wurde sein Freund wie so viele, denen er etwas näherkam, weggepustet.
    War das alles Wunschdenken, oder praktizierte Youngman wirklich, was er predigte?, fragte sich Pascoe, während er sich durch das Buch arbeitete. Vielleicht hätte er Ffion fragen sollen, wo immer sie sich im Moment aufhalten mochte.
    Der Gedanke bereitete ihm ein schlechtes Gewissen.
    Er hatte gerade das letzte Kapitel gelesen und dachte an das Mittagessen, als das Telefon klingelte.
    Rod ging ran, lauschte und sagte: »Big Mac möchte Sie sehen.«
    »Big Mac?«
    »Sie wissen schon, die nordbritische Lady mit den Möpsen«, sagte er und wölbte die Hände.
    Er war verblüfft, als er in Glenisters Büro nicht nur die Superintendent, sondern auch Bloomfield und Komorowski antraf. Sie tranken Kaffee. Vielleicht waren sie bereits beim Mittagessen gewesen. Sein Magen knurrte, vermutlich weil ihm dieses Vergnügen bislang versagt geblieben war.
    »Da sind Sie ja, Peter. Wie schön«, sagte Bloomfield, als wären sie sich zufällig über den Weg gelaufen. »Wir haben uns soeben über Sie unterhalten. Ich habe am Wochenende das Buch Ihrer Frau gelesen. Ziemlich gut. Sie müssen stolz auf sie sein.«
    »Ja, das bin ich«, sagte Pascoe und fragte sich, wohin das führen sollte.
    »Und sie zweifellos auch auf Sie. Nicht ohne Grund. Das war ausgezeichnete Arbeit im Krankenhaus. Ganz ausgezeichnet. Also, welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?«
    Als ob die Ereignisse am Sonntag nicht bereits bis ins Kleinste analysiert worden wären, dachte sich Pascoe. Aber er antwortete in maßvollem Ton: »Ich vermute, diese Templer sind für den Bombenanschlag in der Mill Street verantwortlich, auch wenn sie dafür kein Bekennerschreiben veröffentlicht haben. Da sie fürchteten, PC Hector könnte einen von ihnen identifizieren, beschlossen sie, ihn auszuschalten. Nachdem der erste Versuch mit dem Autounfall misslang, planten Sie, die Sache im Krankenhaus zu erledigen.«
    »Klingt für mich ganz plausibel. Lukasz?«
    Komorowski antwortete mit seiner knochentrockenen Stimme: »Ihr Zögern, sich zur Mill Street zu bekennen, weil Superintendent Dalziel dabei ernsthaft verletzt wurde, passt nicht zu ihrer scheinbaren Bereitschaft, Constable Hector zu töten.«
    »Kommt auf die Sichtweise an«, sagte Glenister. »Mill Street war sozusagen ihr Eröffnungszug, daher wollten sie keine schlechte Presse, weil dabei Polizisten verletzt wurden. Andererseits hatten sie kein Problem damit, Hector um die Ecke zu bringen, um sich selbst zu schützen, solange es nach einem Unfall aussah. Wodurch sie sich als nahezu ebenso skrupellos zu erkennen gaben wie die Scheißkerle, die sie umlegten.«
    »So ist es«, sagte Bloomfield. »Ist es angebracht, dass sie sich wegen dieses Hector Sorgen machen müssen, Peter?«
    Pascoe, dem noch immer unbehaglich zumute

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