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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Abwesenheit hatte trotz allem auch ihre guten Seiten. Ein Frühstück wie dieses zum Beispiel mit einem Gast wie Monty, der dankbar eine Toastscheibe in Empfang nahm und sich zum Apfelbaum zurückzog, um sie zu verdrücken.
    Es war das Paradies vor dem Fall, dachte sich Wield, der gewöhnlich nicht unbedingt religiös war. Trotzdem lauerte draußen die Welt, und da er niemals Angst hatte, der Wirklichkeit ins Antlitz zu schauen, beschloss er, die geborgte Zeit zu nutzen, um sein Pascoe gegebenes Versprechen einzulösen.
    Glücklicherweise ermöglichte ihm eine drahtlose Verbindung, das Laptop auch im Garten zu benutzen, und kurz darauf schwang er sich durch die Weiten des Cyberspace.
    Es stellte sich als eine relativ mühelose Reise heraus. Nach einer Stunde betrachtete er, was er gefunden hatte, sah auf seine Uhr, lächelte und holte sein Handy heraus.
    Es dauerte eine Weile, bis sich Pascoes verschlafene Stimme meldete.
    »Wieldy, was zum Teufel ist los?«
    »Nichts. Ruf nur an wegen der Sachen, die du wolltest. Du sagtest, vor acht, und jetzt ist es fast schon sieben.«
    »Mein Gott! Das zahl ich dir heim. Einen Moment, muss mir noch einen Stift besorgen. Okay, schieß los.«
    »Also«, sagte Wield. »Kewley-Hodge, voller Name John Matthew Luke, einziger Sohn des verstorbenen Alexander John Kewley-Hodge und seiner Frau Edith, geborene Hodge. Bekannte katholische Familie aus Derbyshire, daher vielleicht auch die Wahl der Namen …«
    »Was, frag ich mich, hat bloß Markus angestellt, damit er nicht aufgenommen wurde«, sagte Pascoe.
    »Vielleicht hat er ständig seine Freunde unterbrochen, die ihm einen Gefallen taten.«
    »Fahr fort.«
    »Ausbildung im Ashby College und in Sandhurst. Nicht verheiratet. Diente beim SAS in Nordirland, Bosnien, im Irak und in Afghanistan. Erreichte den Dienstgrad eines Majors. In Afghanistan durch einen Granatwerfer schwer verwundet. Willst du die blutrünstigen Einzelheiten?«
    »Zu dieser Morgenstunde? Das Ergebnis reicht.«
    »Von der Hüfte an abwärts gelähmt. Dauerhaft. Keine Hoffnung auf Besserung. Wohnt jetzt bei seiner Mutter im Familienanwesen, Kewley Castle, in der Nähe von Hathersage, Derbyshire.«
    »Wohnt bei Mami im Familien-Castle, was?«, sagte Pascoe.
    »Sollte er dann nicht irgendeinen Titel tragen?«
    »Nein, es gibt keinen Titel. Die Familie hat es nie zu was Rechtem gebracht, und ihr Castle entsprach auch nie dem modernsten Stand. Die Roundheads brauchten im Bürgerkrieg noch nicht mal einen Tag, um es zu überrennen, die Kewleys bekamen daher nach der Restauration für ihre Treue auch nicht viele Punkte auf ihr Konto gutgeschrieben. Dass sie römisch-katholisch waren, kam ihnen dann nach der Papistenverschwörung auch nicht unbedingt zugute. Sie beschieden sich damit, Gentleman-Bauern zu sein, es folgte der Niedergang zur vornehmen Armut mit der Option auf Bankrott, bis der Vater des Majors, Alexander, eine Rettungstat vollbrachte und Edith heiratete, die älteste Tochter von Matt Hodge aus Derby, Gründer der Hodge Construction UK, die ein oder zwei Shilling wert war. Dass der Name Hodge an den der Kewleys angehängt wurde, gehörte wahrscheinlich zur Abmachung.«
    »Woher hast du das ganze Zeug?«, fragte Pascoe beeindruckt
    »Hauptsächlich von der Website eines örtlichen Geschichtsvereins.«
    »Ah ja. Ich kenne diese Typen«, sagte Pascoe. »Meistens Zugezogene, die nur darauf aus sind, mit den Bauerntölpeln ins Castle eingeladen zu werden. So einen Verein habt ihr in Enscombe wahrscheinlich auch.«
    »Edwin ist der Vorsitzende«, sagte Wield. »Deine Analyse dürfte ihn interessieren. Zufällig gibt es kein richtiges Kewley-Castle, in das man eingeladen werden könnte. Das ursprüngliche Gebäude scheint schon Ende des achtzehnten Jahrhunderts zerfallen zu sein. Die Familie übernahm das Haus, in dem bis dahin ihr Verwalter gewohnt hatte, ein Bauernhaus aus dem siebzehnten Jahrhundert mit einigen Anbauten. Aber sie behielten ihre alte Adresse bei. Vom alten Castle ist nicht mehr viel übrig, ein paar Steine noch und ein halber Torturm. Bekommt noch nicht mal einen Eintrag als touristische Sehenswürdigkeit.«
    »Ein Besucher allerdings könnte sich angezogen gefühlt haben«, sagte Pascoe. »Noch was?«
    »Ein Detail, das dich interessieren könnte. Unser Typ war Top-Kadett in Sandhurst, wurde zum heimischen Yorkshire-Regiment versetzt, dann aber schnell zum SAS, bekam für irgendwas in Bosnien den Distinguished Service Order verliehen. Intelligent.

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