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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sah auf. Sie bogen durch ein Tor, an dem ein Schild mit der Aufschrift stand: Kewley Castle 3 Kilometer – unbefestigte Straße – bitte Schrittgeschwindigkeit einhalten. Was Rod sicherlich tat.
    Wenigstens hatte Pascoe dadurch Zeit, seinen Sonderstatus als Beifahrer und die Aussicht zu genießen, die aus einer attraktiven, von leuchtendem Stechginster übersäten und zu niedrigen Hügeln ansteigenden Moorlandschaft bestand; ein gutes Wandergebiet.
    Das Castle selbst jedoch war wie von Wield vorhergesagt eine Enttäuschung.
    Kaum mehr als eine Geröllreihe hinter einem bescheidenen Abhang, der einst vermutlich der Burggraben gewesen war, nur der zerbrochene Bogen des verfallenen Torhauses zog den Blick noch auf sich, wenn auch nur für kurze Zeit. In diesem Moment bemerkte Pascoe zwischen den Bäumen eines Wäldchens jenseits der Ruine eine Bewegung. Ein Mann auf einem weißen Pferd tauchte auf. Als er den Wagen entdeckte, hielt er an, umrahmt vom zerbrochenen Bogen. Ein nettes Bild, wie geeignet für einen mit Beinnadeln gestickten Wandteppich aus älteren, unschuldigeren Zeiten.
    Dann nahm er wieder seinen bedächtigen leichten Galopp auf. Nur die Tatsache, dass das Pferd einen weiteren Weg zurückzulegen hatte, gestattete ihnen, schneller am Haus zu sein, das einige hundert Meter hinter dem verfallenen Castle gleichen Namens stand.
    Erleichtert stieg Pascoe aus. Aber es war nicht die Erleichterung, die er verspürte, wenn er aus einem Wagen stieg, der – sagen wir mal – von DC Shirley Novello gesteuert wurde, welche der Überzeugung anhing, die für die vom Hier zum Dort benötigte Fahrzeit sei verschwendete Zeit, für die man sich vor dem Jüngsten Gericht zu verantworten habe; nun war es eher das Gefühl der Freude, sich wieder auf den eigenen Beinen den Gefahren der Welt zu stellen.
    So stand er eine Weile lang da und betrachtete das Haus, ein strenges zweistöckiges Gebäude aus grauem Stein ohne jeden Zierrat, sah man von einem Zinnen bewehrten Säulengang ab, der später hinzugefügt worden sein musste, um die Bezeichnung Castle zu rechtfertigen. Sie befanden sich in einem geteerten Innenhof, der von einem einstöckigen Stallgebäude und einer zu einer Dreifachgarage umgewandelten Scheune gebildet wurde.
    »Das Heim eines Engländers«, sagte Pascoe.
    »Und wahrscheinlich sehr viel komfortabler als das ursprüngliche Gebäude«, sagte Rod.
    Die Tür zum Haupthaus ging auf, und eine Frau erschien.
    Sie war Ende vierzig, hatte kurzes, dunkles Haar und ein klassisches ovales Gesicht. Eine volle, rundliche Figur und die Haltung einer Turnerin. Sie trug ein einfaches graues Kleid, das, obwohl sicherlich keine Uniform, etwas von einer solchen an sich hatte. Zu jung, um die Mutter zu sein, schätzte Pascoe. Vielleicht die Haushälterin. Oder die Dienstmagd? Er ließ sein jungenhaftes Lächeln aufblitzen und erhielt keinerlei Reaktion darauf. Doch als Rod ein »Tag auch« ausrief, als würde er ein Mädchen ansprechen, dem er zufällig in einem Club über den Weg lief, bemerkte er, wie ihre frostige Miene beim herzlichen Grinsen des jungen Mannes sofort auftaute.
    Bevor er sich das zunutze machen konnte, hörte er hinter sich das Klappern von Pferdehufen.
    Eine Stimme sagte: »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Er drehte sich um und sah zum Reiter hoch. Ein Mann um die dreißig, das dünne schwarze Haar vom Wind zerzaust, die Haut wettergegerbt. Dunkelbraune Augen musterten Pascoe unverwandt.
    Der Gutsverwalter, vermutete er. Jedenfalls jemand mit Autorität. Was vielleicht nur daran lag, dass er zu ihm aufblicken musste. Einer hatte mal gesagt, jemand rittlings auf einem Vieh gebe immer einen lächerlichen Anblick ab, es sei denn, er vögle es, in welchem Fall es auch noch ekelhaft sei. Wahrscheinlich Dalziel.
    Pascoe jedenfalls hatte Reiter immer als einschüchternd empfunden, und dieser hier bog den Rücken durch, was auf eine Überlegenheit schließen ließ, die nicht nur körperlicher Natur war.
    »Wir sind hier, um Major Kewley-Hodge zu sprechen«, sagte er.
    »Mister Kewley-Hodge«, korrigierte der Mann. »Erwartet er Sie?«
    »Nein«, sagte Pascoe.
    »Woher wissen Sie dann, dass er da ist?«
    Zu sagen, er wisse dies nicht, aber das Risiko, ihn unvorbereitet anzutreffen, ginge er gerne ein, war nicht die Antwort, die Pascoe angemessen erschien.
    »Ist er da?«, fragte er.
    »Nein«, sagte der Mann. »Ich wage zu sagen, Sie dachten, da er an den Rollstuhl gefesselt, könne er nicht viel

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