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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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»Sie wollte sich nachschenken und hat die Tasse fallen lassen … Ich glaube, sie hat sich geschnitten.« Ffion half seiner Sache auch nicht unbedingt weiter und nahm die peinliche Situation als Gelegenheit, ihm alles zurückzuzahlen, presste sich noch enger an ihn und sah mit feuchten, leicht offenstehenden Lippen zu ihm auf Dolly betrachtete ihn mit neutraler Miene, die schlimmer war als jede Anklage, und sagte: »Am besten, Sie setzen sie irgendwo ab, während ich die ganze Chose aufwische.«
    Nur zu gern kam Pascoe dem Befehl nach. Er ließ sie auf dem Küchenstuhl nieder und zog ihr den Morgenmantel um den Körper.
    »Danke, Ffion«, sagte er steif. »Ich hoffe, Sie kommen hier bald raus.«
    »Richten Sie Ellie meine Grüße aus«, sagte sie.
    Draußen sah er Rod an und sagte: »Sagen Sie kein Wort.«
    »Was sollte ich denn schon sagen, Peter?«, antwortete der junge Mann grinsend. »War’s das nun an Unterhaltung für den Tag, oder fahren wir noch woandershin?«
    »O ja«, sagte Pascoe, der seine Fassung einigermaßen wiedererlangt hatte. »Der Spaß fängt erst an.«

8
    Zum Castle
    Eineinhalb Stunden später näherten sie sich dem Dorf Hathersage.
    Bei jedem anderen am Steuer hätte es lediglich eine Stunde gedauert, aber Rod schien davon überzeugt, es gebe ein elftes Gebot, das lautete: Du sollst nicht überholen, wenn du nicht mindestens einen Kilometer freie Strecke vor dir hast. Jede Geschwindigkeitsbeschränkung wurde mit einem zweiprozentigen Spielraum nach oben penibel eingehalten.
    »Sie fahren ziemlich oft, oder, Rod?«, hatte Pascoe nach einer Weile gefragt.
    »Seit der großen Massenkarambolage eigentlich nicht mehr«, erwiderte der junge Mann zitternd.
    Großer Gott!, dachte Pascoe erschreckt. Dann sah er Rods Grinsen und wusste, dass der ihn gerade auf den Arm nahm.
    »Ich weiß, alle sagen, ich fahre zu langsam«, sagte Rod.
    »Aber als ich von der Firma rekrutiert wurde, sagte man mir, manchmal sei es nötig, das Gesetz zu brechen, damit ein Job erledigt werden kann. Wenn ich aber zum Privatvergnügen Gesetze breche, hätte keiner was davon. Also halte ich mich an die Verkehrsvorschriften, damit ich das nicht vergesse.«
    Nach kurzem Nachdenken sagte Pascoe: »Lukasz Komorowski?«
    »Ja. Woher wussten Sie das?«
    »Ich habe gehört, er hat Sie angeworben. Und was Sie gesagt haben, klingt ganz nach ihm.«
    »Ja, ich hab ziemliches Glück gehabt, nicht nur, dass ich ihm aufgefallen bin, sondern es war mehr oder weniger genau so, wie er auch selbst rekrutiert wurde. Ich denke, es freut ihn, jemand anderem ebenfalls die Chance bieten zu können, die er bekommen hat.«
    Er hatte recht gehabt, dachte sich Pascoe. Trotz Freemans Einwänden hatte es etwas Romantisches an sich.
    »Gab es nicht mal einen Komorowski, der mit dem Warschauer Aufstand zu tun hatte?«, sagte er.
    »General Tadeusz, Oberbefehlshaber der Polnischen Heimatarmee«, erwiderte Rod prompt. »Lukasz Vater war ein Halbvetter. Die Familie war zahlreichen Repressionen ausgesetzt. Überraschenderweise ist Lukasz darüber kaum verbittert. Er sagt, der Krieg stellt komische Dinge mit den Menschen an, es gelte daher, den Krieg zu vermeiden.«
    »Scheint ein netter Kerl zu sein«, sagte Pascoe.
    »Ja«, antwortete Rod und nickte lebhaft. »Das ist er.«
    Das sind sie alle, alles nette Kerle, dachte sich Pascoe. Lukasz und Bernie und Dave und Sandy und Tim und Rod und wahrscheinlich auch alle anderen, die in der Lubjanka arbeiteten.
    Doch einer von ihnen, falls seine Vermutung zutraf, glaubte, um den »Job zu erledigen«, hätten die Templer das Recht, nachrangige Gesetze wie das gegen Mord zu brechen. In der Welt der Geheimdienste war es bis dahin wohl nur ein kleiner Schritt. Täuschung, Verrat, Attentat, Folter, das waren schließlich die Werkzeuge ihres Gewerbes, vielleicht nur unter Umständen von höchster Notwendigkeit als letztes Mittel der Wahl einzusetzen, aber wenn man sich diese Möglichkeit auch nur eingestand, befand man sich bereits in Schieflage.
    In der Welt der Polizei war dies anders. Man war da, das Gesetz aufrechtzuerhalten. Gut, gelegentlich dehnte man es ein wenig, man verbog, verzerrte, verknotete es, aber sobald man das Gesetz brach, befand man sich nicht mehr in Schieflage, sondern war bereits über die Kante getreten und im freien Fall begriffen.
    Diese und andere, präzisere Gedanken beschäftigten ihn, bis Rod ihn mit einem triumphierenden Ausruf in die Welt zurückholte. »Das scheint es doch zu sein!«
    Er

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