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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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zu holen. Der Achmed schlug die Augen auf. Sein Kumpel war eindeutig tot, aber er hatte noch einen Funken Leben in sich. Ich lächelte ihn vielversprechend an und nahm das Telefon. Es war irgend so ein osteuropäisches Modell, unterschied sich aber im Grunde kaum von denen, die wir in der Basis hatten. Ich schaltete es an. Die Batterie war aufgeladen.
    »Wen willst du anrufen?«, fragte ich.
    »Meine Frau«, sagte er und flüsterte mir die Nummer zu.
    Ich gab sie ein. Ich bin nicht sehr phantasiebegabt, aber jetzt gingen mir eine Menge Bilder durch den Kopf. Zu Hause müsste es Mitternacht sein. Das Telefon klingelte wahrscheinlich in einem dunklen Haus. Sie würde es hören, sich im Bett aufrichten, aufstehen und nach unten eilen. Sie wäre wahrscheinlich teils verärgert, teils besorgt. Wer konnte um diese Nachtzeit schon anrufen? Es konnte nichts Gutes bedeuten, so viel war sicher. Dann würde sie zum Hörer greifen und …
    »Hallo«, hörte ich eine Frauenstimme.
    Ich hielt ihm das Telefon hin, aber ihm waren die Finger gebrochen, und bei den meisten waren die Nägel herausgerissen, also drückte ich ihm das Gerät ans Ohr.
    »Hallo, Liebes«, sagte er.
    Für mich hörte sich seine Stimme an wie Glas, das unter einem Nudelholz knirscht, aber es musste gereicht haben, damit sie ihn erkannte.
    »O Gott«, sagte sie. »Bist du das?«
    Ich wollte das Gespräch nicht belauschen, aber was blieb mir anderes übrig? Ich versuchte meine Gedanken auf andere Dinge zu richten, aber wenn, Tausende von Kilometern voneinander entfernt, zwei Menschen die letzten Worte sprachen, die sie jemals miteinander sprechen würden, ist es unmöglich, nicht zuzuhören.
    Ich werde hier nicht wiedergeben, was sie sagten.
    Es würde nicht viel hermachen.
    Aber in diesem Augenblick, in dem er wusste, dass er sterben würde, und sie es allmählich verstand, war es so bewegend, dass der Lärm der Schüsse in der Straße draußen und die Explosionen völlig in den Hintergrund traten.
    Es konnte aber nicht lange dauern. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch reden konnte.
    Mitten im Satz verstummte er. Und der Schlachtenlärm kehrte zurück.
    Und bei mir war es mit der Liebe vorbei, und der Hass kehrte wieder.
    Ich sprach ins Telefon.
    »Tut mir leid, er ist tot.«
    Was gab es sonst zu sagen? Nichts, nicht damals.
    Vielleicht, wenn ich nach Hause komme, würde ich diese Frau aufsuchen und ihr alles erzählen, was ich über den Tod ihres Mannes wusste. Das war das mindeste, was ich für sie tun konnte.
    Im Moment aber standen dringendere Dinge an.
    Ich beugte mich über den Achmed und gab ihm aus meiner Wasserflasche zu trinken. Er sah mich dankbar an. Dann sah er nicht mehr so dankbar aus.
    Zu meiner Enttäuschung hielt er nur noch ein paar Minuten durch.
    Ich verpasste ihm einen letzten Tritt und ging hinaus und nachsehen, ob meine Jungs noch ein paar von diesen Scheißkerlen übrig gelassen hatten, damit ich sie umbringen konnte.

16
    Full English Breakfast
    Am nächsten Morgen stand Pascoe früh auf und nahm eine kalte Dusche, um wach zu werden.
    Er hatte nicht gut geschlafen.
    Der zweiten Lektüre der Passage war eine dritte gefolgt.
    Dann war er aufgestanden, hatte sich aus der Minibar einen weiteren Drink geholt und sich alles ins Gedächtnis zu rufen versucht, was ihm Ellie von ihrem Mittagessen mit Maurice Kentmore erzählt hatte.
    Erneut gärte in ihm Dalziels tiefsitzendes Misstrauen gegen Zufälle.
    Okay, es war nicht die Ehefrau gewesen, sondern der Bruder, mit dem Christopher Kentmore in seinen letzten Minuten gesprochen hatte. Aber aus Gründen der Dramaturgie und der Verkaufszahlen gab ein Mann, der vom Schlachtfeld aus mit seiner Frau sprach, die wesentlich bessere Geschichte ab.
    Er hatte die Seiten bis zum Ende des Romans durchgeblättert. Im kurzen Schlusskapitel kehrte Shack nach England zurück. Es bestand vor allem aus Beschreibungen heftiger sexueller Begegnungen mit verschiedenen alten und neuen Flammen und ebenso heftigen Begegnungen mit verschiedenen Antikriegsdemonstranten. Nach dem letzten dieser Zusammentreffen, bei dem er ein Trio von, wie er es beschrieb, »linken Zottel-Idioten« der Intensivstation über-antwortete, fuhr er nach Norden. Folgende Gedanken gingen ihm durch den Kopf:
     
    Jetzt war es an der Zeit, mit Menschen zu reden, die aus Erfahrung wussten, worum es im Krieg wirklich ging und warum es keinen Kompromiss mit dem Feind geben konnte. Wenn man in der Wüste ist, werden die Entscheidungen ganz

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