Der Tod und der Dicke
machten keinerlei Anstalten, Alarm zu schlagen. Eine kluge Entscheidung. Sitz es aus, sieh dir an, wer die Oberhand behält, und dann klatschst du Beifall – die Formel fürs Überleben für Zivilisten seit Anbeginn aller Kriege.
Wie waren keine fünfzig Meter von dem Haus entfernt, als einer der Laster den Motor anließ. Gleichzeitig gingen zwei Abdul-Offiziere, die bei den Jeeps gestanden hatten, nach drinnen.
Wohl kaum, um ihren Gefangenen einen Abschiedskuss zu geben.
»Wo zum Teufel bleibst du, Ginger?«, fragte ich mich schon. Aber ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Im nächsten Augenblick ertönte das vertraute »Wusch!«, und der nächststehende Laster ging hoch wie ein Curry-Furz in einer Kerzenflamme. Männer sprangen herab, die meisten von ihnen brannten lichterloh. Der zweite Laster fuhr an. Ein weiteres »Wusch!«. Der nächste explodierende Furz. Wir sprinteten los, schossen auf alles, was sich bewegte. Keiner von den Überlebenden war noch in einem Zustand, um das Feuer zu erwidern. Ich ließ die Jungs aufräumen und rannte weiter, direkt ins Gebäude hinein. Im ersten Raum waren zwei Männer und eine Frau. Sie sahen nicht so aus, als würden sie zum Militär gehören, aber jetzt war nicht die Zeit, um sich einander vorzustellen. Ich schoss sie über den Haufen, ohne auch nur anzuhalten, durchquerte einen weiteren leeren Raum und kam in einen kleinen Innenhof.
In der Mitte stand ein Bronzebrunnen. Musste ein schöner Anblick gewesen sein, als noch das Wasser herausgesprudelt war und sich in das Becken darunter ergossen hatte. Aber es floss kein Wasser mehr, das Becken war trocken und staubig.
Aber nicht leer.
Drei Gestalten lagen darin. Ich schenkte ihnen zunächst keine Beachtung, denn erst musste ich mich um die beiden Achmeds kümmern, die im Hof standen.
Einer von ihnen befand sich am Rand des Brunnens und hatte den Blick aufs Becken gerichtet, in der Hand hielt er eine automatische Pistole. Der andere hatte eine AKK, die auf mich gerichtet war. Hätte er sofort gefeuert, als ich auftauchte, wäre es mit mir aus gewesen. Aber ich trug über meiner Wüstenuniform einen Burnus, das ließ ihn einen Augenblick zögern, und das reichte. Ich erledigte beide mit einer einzigen Salve.
Als ich dann die Gestalten im Brunnen sah, wünschte ich mir, ich hätte die beiden Achmeds nur verletzt. Sie hätten es verdient gehabt, dass ihr Abgang etwas langsamer und verdammt noch mal sehr viel schmerzhafter verlief. Eine der Gestalten trug die volle Fliegermontur. Er sah aus, als wäre er durch den Absturz schwer verletzt worden und bereits tot gewesen, als sie ihn hierher geschafft hatten. Er war der Glückspilz, würde ich sagen.
Die anderen beiden Männer im Becken waren nackt und mit Draht an den Brunnen gefesselt. Der Draht war so eng um ihre Waden gebunden, dass das Blut abgeschnürt wurde und die Haut unterhalb davon sich grünlich weiß verfärbt hatte. Okay, vielleicht hatten sie durch den Absturz ebenfalls Verletzungen davongetragen, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was ihnen seitdem angetan worden war.
Ihre Körper wiesen Anzeichen von Schlägen, Schnitten und Verbrennungen auf. Einer von ihnen war bereits tot, was ganz gut war, denn ihm waren beide Augen halb mit dem Finger herausgedrückt worden. Den anderen hielt ich zunächst auch für tot, plötzlich aber hob er den Kopf. Er hatte noch ein Auge, mit dem er mich ansehen konnte, dann öffnete er den Mund, konnte aber nicht sprechen. Ich schüttete aus der Feldflasche Wasser in meine Hand und befeuchtete ihm die Lippen. Dann begann ich den Draht zu entfernen, mit dem er gefesselt war, aber mir war jetzt schon klar, dass es sinnlos sein würde, und ihm auch.
Dann sagte er etwas, was nur ein tiefes Krächzen war, aber ich verstand es trotzdem.
»Keine Sorge, alter Kumpel.«
Ich gab ihm noch mal Wasser, jetzt konnte er auch trinken.
»Mach dir mal keine Sorgen«, sagte ich, »du bist jetzt in Sicherheit«, worauf er einen Laut von sich gab, der wohl als Lachen gemeint war.
Als er wieder was sagte, klang seine Stimme kräftiger.
»Hab den Jungs da gesagt, mir stünde ein Anruf zu, aber sie wollten mir den Gefallen nicht tun. Wie steht’s jetzt damit?«
Ich dachte schon, er würde delirieren, aber dann sah ich, wie er mit seinem einen Auge auf den Achmed mit der Pistole starrte; es war der Achmed, der ihn hatte erschießen wollen und der in einer Tasche am Gürtel ein Satellitentelefon trug.
Ich beugte mich runter, um es
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