Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill

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einfach. Man gewinnt, oder man stirbt.
    Ich aber hatte vor zu gewinnen.

    Falls die Episode im Buch auf einer wahren Begebenheit beruhte und Sergeant Young Christopher Kentmore wirklich geholfen hatte, mit seinem Bruder zu sprechen, dann dürfte Youngman sich auch mit Maurice getroffen haben, um ihn über die Hintergründe aufzuklären.
    Und später dann, als er den Templern beitrat oder sie gar gegründet hatte, um die Terroristen im Vereinigten Königreich zu bekämpfen, hatte vielleicht Kentmores Reaktion Youngman dazu veranlasst, in ihm einen möglichen Rekruten zu sehen.
    War Kentmore jemand, der sich auf einen solchen Wahnsinn einlassen würde? Oberflächlich betrachtet vielleicht nicht, aber angesichts seiner Aktionen bei der Maul-und-Klauen-Seuche und seines Eingreifens bei Fidlers Dreier schien er jemand zu sein, der kein Problem damit hatte, seinen Überzeugungen auch Taten folgen zu lassen.
    Was nicht bedeutete, dass er mit allen Folgen seiner Taten auch wirklich umgehen konnte.
    Soldaten mochten aufgrund ihrer militärischen Erfahrung gegen Kollateralschäden und Opfer durch Feuer aus den eigenen Reihen abgehärtet sein, ein Zivilist allerdings, der sich darauf einließ, noch dazu außerhalb des hilfreichen Rahmens, den das Konzept des gerechten Krieges lieferte, konnte völlig am Boden zerstört sein, wenn durch seine Handlungen in einer egal wie guten Sache das Blut Unschuldiger vergossen wurde.
    Was Kentmores Interesse erklären würde, den Kontakt mit Ellie aufrechtzuerhalten, um über sie an Informationen zum Gesundheitszustand der verletzten Polizisten heranzukommen.
    Und wie beunruhigt musste er gewesen sein, als die Spekulationen der Boulevardpresse über die sonntäglichen Vorfälle im Central Hospital ihn zu der Vermutung trieben, auf Hector sei ein Anschlag verübt worden? Sich mit Ellie zum Mittagessen zu treffen dürfte ihm in diesem Fall als probates Mittel erschienen sein, um von ihr eine Bestätigung oder ein Dementi zu erhalten.
    Und schließlich wäre seine Theorie über Youngmans Gründe, den Auftritt bei Fidlers Dreier abzusagen, ebenso stichhaltig, wenn er nicht Kai meiden wollte, sondern Kentmore.
    Es passte alles wunderbar zusammen.
    Wie Patrick Fitzwilliam und William Fitzpatrick, die irischen Schwuchteln, hörte er Dalziel sagen. Die passen wunderbar zusammen, werden aber trotzdem keinen Nachwuchs zustande bringen, oder?
    Mit anderen Worten: Glaub nicht an Zufälle, zieh aber auch keine voreiligen Schlüsse!
    Er leerte seinen Drink und legte sich wieder ins Bett. Wenn er nicht wenigstens etwas Schlaf bekam, würde er am Morgen ein Wrack sein. Als sich der Schlaf nicht einstellen wollte, nahm er sich die Gideon-Bibel und schlug sie aufs Geratewohl auf.

    Höre, Gott, meine Stimme in meiner Klage, behüte mein Leben vor dem schrecklichen Feinde. Verbirg mich vor den Anschlägen der Bösen, vor dem Toben der Übeltäter, die ihre Zunge schärfen wie ein Schwert, mit ihren giftigen Worten zielen wie mit Pfeilen, dass sie heimlich schießen auf den Frommen; plötzlich schießen sie auf ihn ohne alle Scheu.

    Wer aber war der Feind? Und wer der Fromme?, fragte er sich plötzlich.
    Und über diese Gedanken war er in einen unruhigen Schlaf gefallen.

    Das Telefon klingelte, als er aus der Dusche trat.
    »Hallo«, meldete er sich.
    »Pete, hier ist Dave Freeman. Sandy und ich sind unten.
    Können wir mit Ihnen reden?«
    »Warum nicht? Bleiben Sie zum Frühstück. Ich bin in ein paar Minuten bei Ihnen. Bestellen Sie doch schon mal für mich ein Full English Breakfast. Kann mir ja noch den Bauch vollschlagen, solange ich Kredit habe.«
    Warum waren sie gekommen?, ging ihm durch den Kopf, während er sich abtrocknete. Vermutlich nicht, um ihm zu sagen, dass ihm verziehen war und sie ihn mit offenen Armen wieder aufnehmen würden. Außerdem hatte er genug von ihrer Gesellschaft.
    Er griff sich sein Handy und rief zu Hause an.
    »Hallo«, sagte Ellie. »Ich hab mir Sorgen gemacht. Ich wollte dich letzte Nacht anrufen, aber dein Handy war nicht an.«
    »Tut mir leid, war anderweitig beschäftigt.«
    »Du bist doch nicht durch die Gegend gerannt und hast den Action-Helden gespielt, hoffe ich.«
    »Nein. Ich habe eher herumgesessen. Ich erzähl dir alles, wenn ich nach Hause komme.«
    »Nach Hause?« Ihre Stimme war voller Hoffnung, was sein Herz berührte. »Du kommst definitiv übers Wochenende nach Hause?«
    »Nein«, sagte er. Pause. Dann fuhr er fort: »Ein wenig länger. Ich bin