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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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dumm. Er hat den Preis dafür gezahlt. Aber auch wenn ich weiß, wie falsch alles war, glaube ich dennoch, dass einige Fragen beantwortet werden sollten. Wenn, wie ich glaube, die Invasion im Irak gerechtfertigt war und Männer wie mein Bruder in einem gerechten Krieg starben, kann ich dann als Bürger dieses Staates, zu dessen Verteidigung er gefallen ist, nicht mit Recht erwarten, dass die Geheimdienste, ob nun außer- oder innerhalb der geltenden Gesetze, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Feinde bekämpfen, die Chris umgebracht haben?«
    Seltsamerweise berührte diese gestelzte Wiedergabe rechtsextremistischer Boulevard-Ansichten Pascoe mehr als alles, was er von dem Mann bislang gehört hatte. Wie viele Nächte hatte der arme Kerl wach gelegen und verzweifelt eine Verteidigung für sich formuliert, die besser klang als Ich hab die Frau meines Bruders gevögelt, und als sie gesagt hat »lass uns ein paar Achmeds umlegen«, hab ich eben mitgemacht?
    » Sie müssen noch ein wenig an der Syntax feilen«, sagte er.
    »Aber sobald es die Voice auf ihr sprachliches Niveau gebracht hat, werden die Geschworenen vielleicht den Union Jack schwenken und ›Land of Hope and Glory‹ anstimmen.
    Aber vergessen Sie nicht, die gleichen Fahnenschwinger werden wahrscheinlich Ihre öffentliche Hinrichtung fordern. Geschworene, Gott segne sie, mögen nämlich keine Polizistenmörder.«
    Er hielt inne, schätzte, dass Kentmore nun so weich gekocht wie möglich war, und wechselte in den direkten Verhörmodus.
    »Also, wen außer Youngman kennen Sie noch?«
    »Niemanden. Er war unser einziger Kontakt. Wenn er von anderen spricht, benutzt er immer die Templernamen. Der, der die Fäden zieht, heißt Hugues nach Hugues de Payens, dem ersten Großmeister des Ordens.«
    »Wann haben Sie Youngman zum letzten Mal gesehen?«
    »Am Nachmittag jenes Feiertags. Wir waren im Charter Park verabredet. Ich war sehr wütend. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits von den Folgen der Explosion gehört.«
    »Und seitdem keinen Kontakt mehr?«
    »Ich habe mit ihm am Mittwochabend telefoniert, nach dem Essen mit Ellie.«
    »Warum?«
    »Wegen PC Hector. Kilda hatte mir bereits erzählt, dass er im Krankenhaus sei. Sie hatte die Information, glaube ich, von Ihnen auf dem Dorffest. Als sie bemerkte, wie aufgewühlt ich deswegen war, meinte sie, ich solle mir keinen Kopf machen, es sei doch nur ein Verkehrsunfall gewesen.
    Aber ich glaube, sie wusste mehr.«
    Sie wusste, dass es ein schwarzer Jaguar war, weil er es ihr erzählt haben musste. Und sie wusste, dass Hector auf dem Weg der Besserung war. Und wahrscheinlich gab sie diese Informationen an Youngman weiter, weshalb er beschloss, den Job im Krankenhaus zu Ende zu bringen. Scheiße! Dem armen Hector war er in der ganzen Angelegenheit nicht unbedingt der beste Freund gewesen.
    Kentmore redete weiter.
    »Dann, zu Wochenbeginn, deuteten die Zeitungen, jedenfalls die Voice, an, dass ein Attentatsversuch auf den Polizisten im Central stattgefunden habe. Jetzt war ich ernsthaft besorgt. Das war kein Kollateralschaden mehr, das war versuchter Mord. Ich arrangierte ein Treffen mit Ellie, in der Hoffnung, von ihr ein paar Einzelheiten zu erfahren. Als ich Kilda davon erzählte, schien sie meiner Idee zuzustimmen. Wahrscheinlich hoffte sie, noch mehr Informationen aufzuschnappen, die sie an Youngman weitergeben könnte.«
    »Und haben Sie was rausgefunden?«
    »Keine Sorge. Ellie ist sehr diskret. Aber aus dem, was sie erzählte, konnte ich schließen, dass ein Mordversuch unternommen worden und das Ziel Hector gewesen war. Danach versuchte ich Youngman zu kontaktieren. Aber auf seinem Handy meldete er sich nicht mehr. Kilda meinte, vielleicht hätte er es weggeworfen, weil er wegen der Ereignisse im Krankenhaus auf der Flucht sei. Außerdem sagte sie, ich solle dankbar und nicht wütend sein. Hugues habe beschlossen, dass man sich um Hector kümmern müsse, weil er sie vielleicht identifizieren könnte, und wenn das geschah, wäre die Polizei auch sofort hinter mir her.«
    »Und waren Sie dankbar?«
    »Nein. Ich sagte Ihnen doch schon, ich war zu Tode erschreckt.«
    »So zu Tode erschreckt, dass Sie … was taten? Sich ohne Abendessen selbst ins Bett schickten?«
    »Nein«, sagte Kentmore. »Ich ging meiner Arbeit nach. Die Dinge entzogen sich meiner Kontrolle. Ich erkannte, dass ich nie die Kontrolle über sie gehabt habe. Aber wenigstens waren Hector und Mr. Dalziel noch am Leben. Und nachdem

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