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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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hoch und sagte mir, ich solle ihn ebenfalls fesseln.«
    Was du auch gemacht hast, dachte sich Pascoe. Wahrscheinlich erleichtert, dass dir jemand sagte, was zu tun sei. In Krisenzeiten zeigt jeder sein wahres Gesicht.
    »Was hatte sich unten abgespielt? Was hat Kilda erzählt?«, fragte er.
    »Sie hatte diesen anderen im Laden gefunden, die Waffe auf ihn gerichtet und ihm befohlen, nach oben zu gehen. Als ihm bewusst wurde, dass er es mit einer Frau zu tun hatte, hatte er nur gelacht und gesagt, vor einer Kopie, ob einer menschlichen oder mechanischen, hätte er keine Angst. Also schoss Kilda an seinem Ohr vorbei und fragte ihn, ob er noch immer keine Angst hätte. Dann ging die Tür auf, und Ihr Mann kam herein.«
    Héctor. Der gesagt hatte, der »Mann« mit der Waffe sähe komisch aus. Warum hatte er nicht auf ihn gehört?, fragte sich Pascoe wütend.
    »Kilda sagte, er schien sich nicht sicher zu sein, was er tun sollte«, fuhr Kentmore fort. »Sie verzog sich in den Schatten, nahm die Waffe nach unten, hielt sie aber noch immer auf den anderen Mann gerichtet. Da er wusste, was in dem Laden gelagert wurde, war er nicht besonders scharf darauf, die Polizei mit ins Spiel zu bringen. Vielleicht hielt er alles für einen Raubüberfall. Das Letzte, was Terroristen erwarteten, war, selbst Opfer von Terroristen zu werden, das sagte Youngman. Als der Constable also fragte, ob alles in Ordnung sei, sagte er ja, das sei es, und Ihr Mann ging.«
    »Und Ihre Reaktion darauf?«
    »Ich wollte so schnell wie möglich wieder weg. Nachdem ich den dritten gefesselt hatte, sah ich durchs Fenster und wäre fast gestorben, als ich draußen den Streifenwagen entdeckte. Ich sagte Kilda, wir müssten abhauen – was wir dann auch taten, wieder über den Dachboden.«
    »Aber Sie ließen den Sprengsatz zurück?«
    Kentmore seufzte und rieb sich die Augen: »Ich hatte ihn schlicht und einfach vergessen. Kilda hatte ihn bei sich. Als ich sie darauf ansprach, sagte sie, sie hätte ihn wie geplant abgelegt.«
    »Und dann aktivierten Sie das Signal, das den Sprengsatz zündete?«
    »Nicht sofort. Kilda wollte es so, aber ich weigerte mich. Nicht, solange die Möglichkeit bestand, dass noch Polizisten da waren.«
    »Wie überaus freundlich von Ihnen«, sagte Pascoe. Die sarkastische Bemerkung war ihm einfach so herausgeschlüpft. Er wollte Kentmore nicht gegen sich aufbringen, nicht, solange er nicht so viel wie möglich von ihm gehört hatte. Aber die Sorge war unbegründet.
    »Wir stritten uns«, sagte Kentmore, als hätte er den Kommentar gar nicht wahrgenommen. »Ich bestand darauf, erst mit Youngman zu sprechen. Es gibt da dieses dämliche Prozedere mit Codenamen und bestimmten Wörtern, die gesagt werden müssen. Als wir ihn schließlich in der Leitung hatten, erzählte ich ihm, was vorgefallen war. Er wies mich an, zu warten, und legte auf. Etwa eine halbe Stunde später rief er zurück und sagte, alles okay, man hätte sich darum gekümmert, Polizisten würden sich nicht mehr im Gebäude befinden, und draußen würden sie sicheren Abstand halten. Ich hatte nach wie vor meine Zweifel, aber Kilda sagte, ich sei doch dämlich. Und ohne ein weiteres Wort sandte sie das Signal.«
    »Ah«, sagte Pascoe, »dann war es also Kildas Schuld, nicht Ihre.«
    Diesmal wurde der Sarkasmus wahrgenommen.
    »Wenn Sie sich einbilden, ich würde meinen Teil der Verantwortung leugnen, sind Sie ein Dummkopf«, sagte Kentmore müde. »Wenn überhaupt, dann trifft mich die größte Schuld. Kilda hatte sich von Anfang an in einem äußerst labilen Geisteszustand befunden. Für mich nehme ich das nicht in Anspruch. Alles, was ich getan habe, habe ich in vollem Bewusstsein getan. Vorhin beschuldigten Sie mich, ich hätte es als Spiel aufgefasst. So hat es sich angefühlt. Jetzt kann ich sagen, es war ein dummes, ganz und gar erbärmliches Spiel. Das wurde mir in dem Moment klar, als ich vom Ausmaß der Explosion hörte und von Ihren Verletzungen sowie denen Ihres Kollegen. Seitdem gehe ich meiner Arbeit nach, versuche so normal wie möglich zu sein, als könnte ich damit dazu beitragen, dass alles, wofür ich Tag und Nacht bete, wahr wird. Dass Ihr Freund, Superintendent Dalziel, wieder gesund wird.«
    »Das ist sehr nett. Leider entscheidet Gott, wessen Gebete er erhört.«
    »Mr. Pascoe, glauben Sie mir, Sie können sagen, was Sie wollen, Ihre Bemerkungen können mich nie so treffen, dass ich mich noch schlechter fühle, als es bereits der Fall ist. Ich war

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