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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Bernard, den kenne ich nicht, aber ich weiß, ein Schlag von ihm aufs Handgelenk, und meine Hand wäre weg.«
    »Hat Hugues irgendwelche Instruktionen dieses unheimlichen Bernard weitergeleitet, die mich betreffen?«
    »Er sagt, ich soll dich umbringen, bevor ich abhaue.«
    Gewöhnlich war es schwer, Kilda irgendeine Reaktion zu entlocken, aber damit schaffte er es.
    Er ließ sie einen Augenblick lang in dem Glauben, dann lachte er.
    »War nur ein Witz.«
    »Sicher?«
    »Ja, wenn ich dich umbringen würde, müsste ich deinen Schwager ja auch ausschalten, und dafür ist nicht mehr die Zeit. Außerdem habe ich Hugues gesagt, ich hätte dich unter Kontrolle.«
    »Er hat dir geglaubt?«
    »Er glaubt, ich würde dich in Grund und Boden vögeln.«
    »Hast du ihm das gesagt?«
    »War gar nicht notwendig. Er geht einfach davon aus, dass ich mir immer ein Stück vom Kuchen nehme.«
    Er grinste und fuhr fort. »Daran hätte er denken sollen, als er mich seiner Mum vorstellte. Eine alte Fidel, auf der man noch viele hübsche Liedchen spielen kann.«
    »Er hatte nichts dagegen?«
    »Er wusste nichts davon. Man hält seine alte Mum nicht für jemanden, den man vögeln könnte, oder? Nicht, wenn man nicht einen schweren Kratzer in der Platte hat.«
    Sie sah ihn über ihre Kaffeetasse an.
    »Ich kann ehrlich sagen, ich hab noch nie jemanden wie dich getroffen, Jonty.«
    »Du bist selber ziemlich einzigartig«, sagte er. »Zumindest in zweierlei Hinsicht.«
    »Die wären?«
    »Erstens, du hasst Abdul noch mehr als ich. Und zweitens, du bist die erste Frau, die ich gern gevögelt hätte, aber nicht gevögelt habe.«
    Sie lächelte kalt und sagte: »Es kann nicht alles eitel Sonnenschein im Leben sein. Apropos, ich sollte mich auf meinen düsteren Weg machen.«
    »Vergiss die Kamera nicht«, sagte er.
    Sie nahm die Nikon vom Tisch.
    »Es ist alles hergerichtet?«
    »Du bist die Fotografin. Einfach draufhalten und Klick.«
    »Wirst du deswegen Probleme bekommen?«
    »Du machst dir wirklich Sorgen darum?«
    »Nicht wirklich.«
    »Dachte ich mir. Warum sich also um etwas Sorgen machen, was dir keine Sorgen macht?«
    »Was macht dir Sorgen, Jonty?«
    »Nicht viel.«
    »Warum hast du dann mitgemacht?«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Ich brauchte was zu tun, als der SAS mich nicht mehr haben wollte. Bis dahin haben mir Röcke und Abdul-Abknallen gereicht. Dann hatte ich nur noch Röcke. Ein Mann braucht mehr als Röcke.«
    »Du hättest der Britischen Nationalpartei beitreten können.«
    Er lachte verächtlich.
    »Eine Bande von Wichsern. Haben eine große Klappe und verprügeln ihre Kinder und Frauen. Aber wenn es richtig zur Sache geht, scheißen sie sich alle in die Hosen.«
    »Hast du deswegen deine Bücher geschrieben? Weil du die ›richtige Sache‹ vermisst hast?«
    »Kann gut sein. Aber ich halte nicht viel von diesem Therapiequatsch. Als ich die Möglichkeit bekam, wieder mitzumischen, habe ich nicht gezögert. Das war’s also bei mir.
    Und bei dir?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Normalerweise interessiert es mich nicht, was im Kopf einer Tusse vor sich geht, das ist so, als wollte man einer Mücke in einem Sandsturm hinterherrennen. Aber du bist die eine Ausnahme, dann kannst du auch die andere sein.
    Du warst so verrückt nach Chris, dass du selber ein bisschen verrückt geworden bist, als du ihn verloren hast, oder? Warum hast du dann mit seinem Bruder gevögelt?«
    Einen Augenblick lang glaubte er, sie würde nicht darauf antworten. Sie erhob sich, nahm die Kamera und ging zur Tür. Dort blieb sie stehen und sagte, ohne sich umzudrehen:
    »Es war mein Hochzeitstag. Maurice war Trauzeuge gewesen. Er sagte, ich sollte an diesem Tag nicht allein sein, er fuhr mit mir an die Küste, wir aßen zu Abend, dann fuhren wir zurück, hatten einige Drinks im Gutshaus, sahen uns Fotos an und sprachen über Chris und wer was bei der Hochzeit gesagt hat. Wir hatten wohl beide mehr getrunken, als wir gewohnt waren. Wie viel, bemerkte ich erst, als ich aufs Klo musste, ich ließ mir kaltes Wasser übers Gesicht laufen und glaubte, alles wäre okay. Dann kam ich zurück, und vor mir auf dem Treppenabsatz kam Maurice gerade aus seinem Schlafzimmer. Es war, ich weiß nicht, das Licht oder der Alkohol oder meine Phantasie, die durch das viele Gerede über meinen Hochzeitstag überreizt war, das alles kam irgendwie zusammen, und für einen Augenblick glaubte ich, er sei Chris oder Chris so ähnlich, dass kein Unterschied mehr bestünde. Was dann

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