Der Tod und der Dicke
bis ich was anderes sage, okay.«
»Klar«, sagte Wield. Er machte keinen sehr glücklichen Eindruck.
»Dann hat dein kleiner Trick also funktioniert?«, knurrte Ellie. »Und damit wäre alles in Ordnung?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Pascoe. »Noch nicht.«
Kentmore sah verwirrt von einem zum anderem.
»Was geht hier vor?«, sagte er. »Welcher Trick?«
»Ach, tut mir leid, ein kleiner Irrtum«, sagte Pascoe. »Ist was durcheinandergeraten. Scheint, dass Andy Dalziel doch nicht tot ist, oder, Wieldy?«
»Genau«, sagte Wield. »Wie ich Ellie schon sagte, die Neuigkeiten sind gar nicht so schlecht. Scheint, er hat wirklich die Augen aufgeschlagen, er hat die Schwester angesehen, die ihn gerade gewaschen hat, und gesagt ›du hast da was vergessen, Süße‹, und dann ist er wieder eingeschlafen. Aber jetzt scheint er wirklich zu schlafen, andere Gehirnströme als vorher oder so.«
Einen langen Augenblick wirkte Kentmore wie betäubt, als wäre diese Nachricht schwerer zu verdauen als jene von Dalziels Tod.
Dann sackte er auf dem Stuhl zusammen und sagte mit abgehackter Stimme: »Gott sei Dank, Gott sei Dank.«
»Richtige Antwort«, sagte Pascoe. »Sorge dafür, dass er eine Tasse Tee bekommt und einen Vollkorn-Schokoladenkeks, Wieldy. Ich muss jetzt los.«
In Ellies Wut mischte sich nun Besorgnis.
»Was ist hier los?«, rief sie. »Warum machst du das? Wohin willst du?«
Pascoe schüttelte den Kopf. Am liebsten hätte er sie in die Arme geschlossen und um Verzeihung gebeten. Aber er wusste, dass ihm die Zeit davonlief. Um was zu tun, um was zu verhindern, dessen war er sich nicht sicher. Aber es ging nicht anders.
»Keine Zeit«, sagte er. »Wirklich nicht.«
Er eilte durch den Flur hinaus.
Als er in seinen Wagen glitt, rief Wield: »Soll ich Glenister informieren?«
»Nein!«, schrie Pascoe. »Auf keinen Fall. Niemanden von der CAT. Keinen Einzigen!«
Er sah Ellie hinter Wield stehen, ihre Miene verzerrt von widerstreitenden Gefühlen.
Er riss sich davon los und jagte den Wagen über die Einfahrt.
3
Singles
»Hugues.«
»André.«
»De Payens.«
»De Montbard.«
Eintausend, zweitausend dreitausend.
»Alles in Ordnung?«
»Ja. Ich fühle mich sehr wohl.«
»Fühlen Sie sich nicht zu wohl. Es geht los. East Midlands, sechs Uhr dreißig, Single-Urlaub in Alicante, Sie werden also nicht auffallen. Im EM Hilton ist für heute Nacht ein Zimmer gebucht, an der Rezeption erhalten Sie Ihr Gepäck zusammen mit einem Pass, Tickets, Euros.«
»Und dann?«
»Tauchen Sie eine Weile unter. Langfristig kein Problem.
Bernard sagt, irgendwann werden Sie rekrutiert werden.
Wenn Sie erst mal offiziell eingeschrieben sind, wird alles Vorherige gelöscht.«
»Nett. Das heißt also, unser wahnsinniger Mullah bekommt eine Verlängerung?«
»Ich dachte, das hätte ich klargemacht. Bernard sagt, der Staub soll sich erst mal legen. Sie haben Geoffroy O. unter Kontrolle?«
»Absolut.«
»Gut. Dann bon voyage.«
»Ciao.«
Jonty Youngman schaltete das Handy aus und sah zu Kilda.
»Bestätigt«, sagte er. »Ich darf meine Knie in der Sonne bräunen, hier bleibt alles ruhig. So lauten die Befehle.«
»Befolgst du immer die Befehle?«
»O ja.«
»Aber nicht, als du nach Chris gesucht hast.«
»Das war was anderes.«
»Nein. Nichts ist anders. Es ist immer das Gleiche.«
Er betrachtete sie nachdenklich. Normalerweise versetzten Frauen ihn nicht in Erstaunen, weil ihn nicht interessierte, was sie dachten. Sie waren eine weiche Maschinerie, eine wohltuende Ansammlung beweglicher Teile. Aber von Zeit zu Zeit – vielleicht, weil er es nie geschafft hatte, sich irgendwelcher beweglicher Teile von Kilda zu bemächtigen – ertappte er sich dabei, dass er versuchte, ihre Gedankengänge nachzuvollziehen.
»Willst du, dass ich dir noch mal erzähle, was ich mit dem Achmed gemacht habe?«, fragte er.
Als er ihr zum ersten Mal in aller Ausführlichkeit berichtet hatte, wie er den Folterer ihres Ehemannes umgebracht hatte, meinte er, sie würde es sexuell erregend finden. Sie hatte ihn schnell eines Besseren belehrt. Aber trotzdem hatte es bei ihr etwas ausgelöst.
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein. Darüber bin ich hinweg«, sagte sie. »Hugues hat dir also gesagt, dass du gehen musst. Und dass du leise gehen musst, oder?«
»Genau.«
»Er muss ein ziemlich unheimlicher Kerl sein, wenn er jemanden wie dich springen lässt.«
»Unheimlich, ja, aber es ist nicht Hugues, der mir Sorgen macht. Dieser andere,
Weitere Kostenlose Bücher