Der Tod und der Dicke
seinem ersten Versuch, zur Arbeit zurückzukehren, verbrachte Pascoe die folgenden zwei Tage im Bett. Am dritten fühlte er sich so weit erholt, um darauf zu bestehen, dass er nur dann einen weiteren Tag flachliegen würde, wenn Ellie ihm Gesellschaft leiste, was sie auch tat, rein aus medizinischen Gründen, wie sie meinte, und was sich als wahr herausstellen sollte, da sie es in ihrer Durchtriebenheit doch fertigbrachte, ihn so erschöpft zurückzulassen, dass bereits der Morgen des vierten Tages anbrach, als er wieder aufwachte.
Er schien in einer um so vieles besseren Verfassung zu sein, dass Ellie nur wenig Bedenken hatte, ihn nach dem Mittagessen Tig, den Hund ihrer Tochter, ausführen zu lassen.
»Du nimmst aber nicht den Wagen?«, sagte sie.
»Natürlich nicht. Ich will doch spazieren gehen, schon vergessen?«, gab er zurück.
Zufrieden, damit die Gewissheit zu haben, dass er sich der Polizeidienststelle auch nicht im Entferntesten nähern würde, winkte sie ihm zum Abschied hinterher und zog sich in ihr »Arbeitszimmer« zurück, um einige äußerst notwendige Arbeiten zu ihrem zweiten Roman voranzutreiben. (Gefragt – was nur sehr wenige wagten –, wie es so lief, würde Ellie erwidern, es sei einer der größten Mythen im Verlagsgewerbe, dass es das Schwierigste sei, einem allgemeingepriesenen und erfolgreichen Erstling einen zweiten folgen zu lassen. Nein, wirklich schwierig sei es, einen zweiten Roman zu produzieren, nachdem der erste so viel Aufmerksamkeit errungen hatte wie ein Furz in einem Gewitter.) Sie versenkte sich wieder in ihr Buch, überzeugt, sie müsse hier lediglich dasselbe feinsinnige Verständnis der menschlichen Natur anbringen, das sie soeben bei der Handhabung ihres Ehemannes an den Tag gelegt hatte, um einen Bestseller zu kreieren.
Pascoe stieg in der Zwischenzeit, zwei Straßen weiter, in einen Wagen, der von einem alles andere als glücklichen Edgar Wield gesteuert wurde.
»Ellie wird mich umbringen, wenn sie es herausfindet«, sagte er.
»Entspann dich. Sie wird es nicht herausfinden«, sagte Pascoe zuversichtlich.
Wield erwiderte nichts. Seiner Erfahrung nach gab es zwei Menschen, die immer alles herausfanden, und einer davon war Ellie Pascoe.
Der andere lag unverändert im Koma.
»Also, was treibt die sinistre Sandy so?«, fragte Pascoe.
»Oh, dies und das«, sagte Wield vage.
Pascoe sah ihn misstrauisch an.
»Fang mit dem ›dies‹ an und arbeite dich zum ›das‹ vor«, verlangte er.
»Na ja, sie hält ihr Anti-Terror-Zeugs ziemlich unter Verschluss, was verständlich ist«, sagte Wield. »Aber nachdem wir in der Führungsriege momentan etwas spärlich besetzt sind, ist es uns eine große Hilfe, dass sie ein alter Kumpel von Desperate Dan ist. Natürlich hält sie sich aus dem alltäglichen Zeugs raus – sagt, es ist unser Revier, also ist es auch unser Job –, aber wenn es um den Papierkram geht und die Organisationsstrukturen, da ist sie wirklich erstklassig. Jetzt wissen wir alle Bescheid, nicht nur Andy.
Pascoes Argwohn wuchs mit jeder Sekunde. Lob von Wield in Fragen der Organisation war wirkliches Lob. Nun, er hatte alles Recht dazu, freimütig seine Meinung zu äußern. Aber der Kommentar über Dalziel kam einem Hochverrat gleich.
»Du klingst ja wie ein Konvertit, Wieldy«, sagte er. »Du hast ihr doch hoffentlich nicht gesagt, dass ich heute Morgen angerufen habe, oder?«
»Für wen hältst du mich?«, erwiderte Wield gekränkt. »Außerdem musste sie nach Nottingham. Der Carradice-Prozess hat angefangen, und sie ist daran beteiligt.«
»Beteiligt an dem großen Debakel?«, sagte Pascoe nicht ohne Befriedigung. »Großer Gott, und sie hat bei unseren Ermittlungen das Sagen.«
Den Rest des Weges zu ihrem Zielort legten sie schweigend zurück, abgesehen vom aufgeregten Schnappen von Tig, der immer darauf bestand, dass ein Wagenfenster so weit geöffnet wurde, dass er seine Schnauze rausstecken konnte. Im Grunde seines Wesens ein Terrier, ließ er sich dazu herab, die meisten Menschen als seiner gleichwertig zu behandeln, sofern sie ihn fütterten, mit ihm nach seinen Regeln spielten und ihn auf abenteuerliche Spaziergänge mitnahmen; alle, das hieß, mit Ausnahme von Rosie Pascoe, die er zu seiner Königin des Universums erwählt hatte.
Als der Wagen zum Halt kam, versuchte der kleine Hund den Rest seines Körpers durch den engen Spalt zu zwängen, da er es kaum erwarten konnte, das für ihn neue Terrain zu erkunden.
»Hier sind wir also«,
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