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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wahrscheinlich dem Alten Testament, mehr aber nicht.
    Andy Dalziel hätte Kapitel und Vers nennen können. Dessen beunruhigende Vertrautheit mit der Heiligen Schrift, so behauptete er, verdanke er einer mittlerweile weitgehend vernachlässigten pädagogischen Technik, die auf seinem römisch-katholischen Lehrer, einem kleinwüchsigen Waliser voller hwyl und hiraeth basierte, der ihm jedes Mal, wenn er seine Lektion vergessen hatte, eine ledergebundene Bibel um die Ohren gehauen hatte.
    Pascoe musste Tränen wegblinzeln, während Glenister gerade »Exodus 21« sagte.
    Commander Bloomfield drehte sich auf seinem Stuhl herum. »Freut mich zu sehen, dass wir noch nicht ganz zu einer gottlosen Nation geworden sind«, murmelte er. »Fahren Sie fort, Lukasz.«
    Komorowski nahm mit leicht gedrosseltem Tempo den Faden wieder auf.
    »Vers 23 bis 25; die Sprache ist Arabisch, Quelle ist die Bibelübersetzung aus dem zehnten Jahrhundert von Rabbi Sa’adiah ben Yosef, der Gaon, Oberhaupt der Thoraschule in Sura, gewesen war. Thora ist Hebräisch und bedeutet offenbarter Wille Gottes‹, womit insbesondere die mosaischen Gesetze gemeint sind, wie sie im Pentateuch dargelegt werden, das heißt, den ersten fünf Büchern des Alten Testaments, von denen Exodus das zweite ist …«
    Erneut hielt er inne.
    »Erzählen Sie uns, was wir noch nicht wissen«, murmelte Glenister.
    In Schottland, dachte sich Pascoe, wurden die Kinder offensichtlich anders unterrichtet.
    Komorowski fuhr fort. »Darunter finden wir die Worte Zum Gedenken an Stanley Coker. Coker, wie Sie sich erinnern, war der englische Geschäftsmann, der von einer Gruppe, die sich als ›Schwert des Propheten‹ bezeichnete, entführt und enthauptet wurde. Wohnung und Leichnam werden zurzeit noch untersucht. Die ausführlichen Ergebnisse werden Ihnen ausgehändigt, sobald sie vorliegen. Vorläufige Autopsiebefunde bestätigen den Zeitrahmen unserer Bandaufzeichnungen. Das Fikri Rostom entnommene Geschoss ist ein Neun-Millimeter-Kaliber und wurde mit ziemlicher Sicherheit aus einer Beretta-Halbautomatik der 92er-Serie abgegeben.«
    Pascoe wandte sich Glenister zu, die allerdings weiterhin geradeaus starrte.
    »Ich habe hier das Band, das uns die Zeitangaben ermöglicht«, fuhr Komorowski fort. »Mazraani, auch wenn er den exakten Standort unserer Abhörgeräte nie entdeckte, hat immer vermutet, dass er belauscht wird. Er nimmt, wie Sie hören werden, auf unser Band Bezug. Daher ließ er als Vorsichtsmaßnahme immer Musik laufen, damit das Gesagte überlagert wurde. Hier also nun das, was wir haben.«
    Er hob den Zeigefinger, und die Aufnahme setzte ein.
    Als Erstes war eine Tür zu hören, die geöffnet wurde.
    »Das Band wurde unserer Vermutung nach durch die Ankunft des angeblichen Vetters aktiviert«, erklärte Komorowski.
    Musik ertönte, dann der Gesang einer weiblichen Stimme.
    »Elissa, die libanesische Sängerin«, sagte Komorowski. »Fikri scheint ein Fan von ihr gewesen zu sein. Vor hier aus, glaube ich, können wir vorspulen.«
    Das Band leierte weiter, bis es wieder auf normale Geschwindigkeit verlangsamt wurde.
    »Eine Viertelstunde später geht erneut die Tür auf, Mazraani erscheint, übertönt von der Musik ist die Begrüßung zu hören«, sagte Komorowski. »Dann wird die Musik lauter gestellt, daraus ist zu schließen, dass wir das, was nun gesprochen wurde, nicht hören sollten. Unsere Techniker haben keine große Hoffnung, aus diesem Abschnitt des Bandes etwas Nützliches zu extrahieren, werden es aber weiter versuchen. Eine Minute darauf … jetzt kommt es …«
    Der Gesang verminderte sich zu leiser Hintergrundmusik, und ein Klicken war zu hören.
    »Die Gegensprechanlage. Unsere Killer haben unten an der Tür geklingelt«, warf Komorowski rasch ein.
    Eine Stimme war zu hören, weltgewandt, gebildet.
    »Gentlemen, womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Mazraani«, sagte Komorowski.
    »Nur auf ein kurzes Wort, Sir.«
    Die Stimme, obwohl sie durch die Gegensprechanlage fern und blechern klang, verfügte über entschiedene, unmissverständliche Befehlsgewalt.
    »Selbstverständlich. Wollen Sie nicht hochkommen?«
    Das Geräusch einer sich öffnenden Tür, dann eine Pause, wahrscheinlich die Wartezeit, bis die Neuankömmlinge es nach oben geschafft hatten.
    »’n Abend, Mr. Mazraani. Und das ist …?«
    Wieder die Befehlsstimme. Nordenglischer Einschlag. Ein Linguist würde wahrscheinlich mehr heraushören.
    »Mein Vetter, Fikri. Er wohnt für einige Tage

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