Der Tod und der Dicke
haben sie sich genannt …?«
»André de Montbard und Archambault de Saint-Amand«, sagte Glenister und bedachte Pascoe mit dem sanften Lächeln einer Mutter, die stolz war auf ihren verlorenen Sohn.
»… was für jeden, wenn er nicht gerade hirntot ist, verdächtig nach einem angenommenen Namen klingt – hat sich denn keiner gefragt, wer diese beiden waren?«
Komorowski wirkte nun wie ein Schullehrer, der von einem Klugscheißer von Schüler in die Ecke getrieben wurde.
»Oder«, fuhr Pascoe unbarmherzig fort, »ist hier derselbe Fehler wie von Mazraani begangen und angenommen worden, es seien eigene Leute, weil man sich vielleicht so sehr daran gewöhnt hat, in einer Umgebung zu arbeiten, in der die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut?«
Der Frage folgte ein Schweigen, das sie in Pascoes Augen auch beantwortete.
Dann ergriff von hinten Freeman das Wort.
»Lukasz«, sagte er, »wenn Peter hier fertig ist …«
Pascoe sah ihn finster an. Streber, dachte er sich. Eilt seinem Boss zu Hilfe und verdient sich einige Pluspunkte.
»Ich bin fertig, vorerst«, sagte er.
»Danke«, erwiderte Freeman. »Lukasz, diese komischen Namen, die sich die Mörder gegeben haben – oder zumindest der, von dem wir annehmen, dass es der Mörder ist –, haben wir was darüber?«
»Ja, wir haben was darüber«, sagte Komorowski. »Aber erst möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf eine E-Mail lenken, die vor zwei Tagen bei allen Zeitungen, TV-Nachrichtenredaktionen und Presseagenturen eingegangen ist. Sie lautet:
Es möchte scheinen, ein neuer Ritterorden ist auf der Welt begründet worden.«
Er hielt inne, als wollte er alle dazu einladen, eine Verbindung herzustellen.
Als nichts davon kam, fuhr er fort: »Keine Sorge. Unter den großen Intellektuellen, die unsere Presse leiten, fiel es nur einem auf, seltsamerweise dem Sportredakteur der Voice. Er war neugierig genug, um es gegenüber dem Sicherheitskorrespondenten der Zeitung zu erwähnen, der es an uns weitergeleitet hat. Wir haben die Mail mit einem Fragezeichen versehen und zu den Akten genommen. Das Fragezeichen, denke ich, kann jetzt entfernt werden.«
Erneut hielt er inne, worauf Bloomfield sagte: »Tun Sie sich keinen Zwang an, Lukasz.«
»Danke, Bernie«, sagte Komorowski, als nähme er den Kommentar wörtlich. »Tatsächlich handelt es sich hierbei um die Übersetzung der Eröffnungsworte von Lib er ad milites Templi des heiligen Bernard de Clairvaux, verfasst auf die Bitte seines Freundes Hugues de Payens, der zusammen mit einigen anderen einen neuen Ritterorden ins Leben gerufen hatte, dessen Ziele die Schrift begründen und rechtfertigen sollte. Das waren die Tempelritter, deren ursprüngliche Aufgabe darin lag, die Pilger auf ihrem Weg nach Jerusalem zu schützen. Obwohl durch den ersten Kreuzzug neue christliche Reiche in der Region entstanden waren, war der unvorsichtige Pilger dort großen Gefahren ausgesetzt und wurde ein leichtes Opfer sowohl für religiöse Fanatiker als auch für gemeine Diebe. Schnell wuchs der neue Orden über seinen ursprünglichen Zweck hinaus und entwickelte sich zu einer unabhängigen Streitmacht, deren Ziel es war, die Ungläubigen aus dem Heiligen Land zu vertreiben.
Schließlich wurde der Orden so mächtig, dass er von den Machthabern des westlichen Christentums, deren Werte er verteidigen sollte, zerschlagen wurde. Aber nicht das Ende soll uns hier beschäftigen, sondern die Anfänge.«
Wieder unterbrach er seinen Vortrag und sah sich um, als warte er gespannt auf Zustimmung.
»Gut, gut«, sagte Bloomfield. »Und worauf wollen Sie hinaus, Lukasz?«
»Neben Hugues de Payens gibt es acht weitere Gründungsmitglieder des Ordens, alles französische Adelige«, sagte Komorowski. »Einer ist unbekannt, möglicherweise handelt es sich dabei um Hugues, Graf der Champagne, der Payens’ Lehensherr war. Zwei weitere sind nur unter ihrem Vornamen bekannt: Rolland und Gondemare. Die Namen der anderen lauten Payen de Montdidier – die Tatsache, dass Payen hier und dessen Pluralform im Namen des Ordensgründers wie die mittelalterlichen Formen des modernen paien, heidnisch, aussehen, scheint übrigens nur ein Zufall zu sein.«
Eine weitere Pause, ein weiterer Blick in die Runde, als hielte er nach Zustimmung oder Widerspruch Ausschau. Es kam nichts, es sei denn, man wollte das hörbare Seufzen von Bloomfield als das eine oder andere interpretieren.
»Nun, wo war ich stehen geblieben?«, fragte Komorowski.
»Ach ja,
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