Der Tod und der Dicke
gezogen war, liefen sich Ellie Pascoe und Edgar Wield vor dem Kulturzentrum über den Weg. Es konnte kein Zufall sein, wusste Wield, nachdem Ellie, peinlich berührt von ihrer Schummelei, es mit ihrer überraschten Freude etwas übertrieb.
Sie wollte über Peter reden, mutmaßte er, aber gleichzeitig nicht unloyal erscheinen.
»Wie geht’s, Ellie?«, fragte er, noch bevor sie den Mund aufmachen konnte. »Lust auf einen Kaffee im Hal’s?«
Es war ihr anzusehen, dass er ihr damit den Einsatz geklaut hatte, und sie war lange genug mit einem Polizisten verheiratet, um sich den Grund dafür zusammenzureimen, noch bevor sie zur Café-Bar im Zwischengeschoss des Kulturzentrums hinaufgegangen waren.
Erleichtert, weil sie jede Maskerade hasste, fasste sie es als Einladung auf, sofort zum Thema zu kommen, nachdem ihr Kaffee serviert worden war.
»Hast du von Peter gehört?«, fragte sie.
»Aye.«
»Und was sagt er?«
»Dies und das«, antwortete er vage. »Hast du von ihm noch nichts gehört?«
»Natürlich«, antwortete sie eingeschnappt. »Er ruft mich jeden Abend an.«
Jeden Abend schien ein großes Wort für die beiden Nächte, die Pascoe nun fort war.
»Er ruft mich tagsüber an«, sagte Wield. »Erwarte auch nicht, dass er mich abends vermisst.«
Sie lächelten sich an wie die alten Freunde, die sie waren.
»Also, worüber redet er mit dir?«, fragte sie.
»Dies und das«, wiederholte Wield. »Über die Arbeit. Du kennst Peter doch. Glaubt, es würde alles den Bach runtergehen, wenn er nicht ein Auge drauf hat.«
Ellie sah, dass er sich ihr vielleicht ein kleines Stück öffnete, aber er hatte ebenfalls seine Loyalitäten. Es lag nun an ihr.
»Ich mach mir ein wenig Sorgen um ihn, Wieldy«, sagte sie.
»Mehr als nur ein wenig. Eigentlich verdammt viel. Ich glaube, diese Ermittlungen zum Bombenanschlag werden bei ihm noch zu etwas Zwanghaftem.«
»Er wäre dabei ja auch fast draufgegangen«, sagte Wield.
»Wer sollte es ihm verdenken?«
»Du willst mir damit sagen, dass in diesem Fall meine Urteilskraft ebenfalls eingeschränkt ist?«, interpretierte Ellie.
»Wieldy, es würde mir schon reichen, wenn du mir ehrlichen Herzens sagen kannst, dass mit ihm alles in Ordnung ist.«
Er trank von seinem Kaffee. Seine Miene war so unentzifferbar wie immer, aber Ellie wusste – weil sie es von Anfang an gewusst hatte –, dass sie nicht viel Trostreiches zu hören bekommen würde.
»Ich wünschte mir, ich könnte es«, sagte er schließlich.
»Aber ich kann es nicht, denn so merkwürdig ist die Sache nicht. Was in der Mill Street geschehen ist, kann man nicht einfach abschütteln. Ich schätze, Peter ist davon mehr durcheinander, als er zugeben kann. Seit dem Vorfall ist er ganz sicher nicht mehr er selbst. Das Problem ist nur: Nach dem, was ich von ihm mitbekommen habe, versucht er Andy Dalziel zu sein. So wie er mit den Leuten umgeht, wie er spricht, sogar, Gott steh uns bei, wie er geht – als hätte er das Gefühl, er müsste die Rolle des dicken Andy ausfüllen. Aber das ist dir wahrscheinlich auch schon aufgefallen, oder?«
»Irgendwie«, sagte Ellie unglücklich. »Aber er gibt nicht viel preis. Der dumme Kerl meint, er würde mich und Rosie schützen, wenn er die Schotten dicht macht. Als er am ersten Tag wieder zum Dienst ging, sagte er was Seltsames. Er sagte, er müsse zur Arbeit, so als würden Andys Überlebenschancen sinken, wenn er nicht auftauchen würde. So eine Art Magie des Mitfühlens.«
»Klingt ganz nach ihm«, sagte Wield. »Hör zu, ich glaube nicht, dass du dir allzu große Sorgen machen musst. Entweder schafft es Andy, und wir kehren alle wieder zur Normalität zurück. Oder er schafft es nicht, dann werden wir auch wieder zur Normalität zurückkehren, nur wird es dann ein bisschen länger dauern, und es wird ein bisschen anders sein als vorher.«
Noch mehr als Trost hatte sie Ehrlichkeit erwartet. Und dies klang in ihren Ohren doch sehr nach Ersterem und so ganz und gar nicht nach Letzterem.
»Ich wünschte mir nur, er wäre nicht nach Manchester gefahren«, sagte sie. »Ich denke, wir sollten Sandy Glenister dankbar sein, dass sie erkannt hat, wie viel es ihm bedeutet, weiter am Fall zu arbeiten. Aber ich sehe beim besten Willen nicht, wie er den CAT-Leuten dort nützlich sein kann … Was?«
Wield wusste, dass er im tiefsten, verborgenen Winkel seiner Seele ein skeptisches Grunzen ausgestoßen hatte, aber ebenso sicher war er, dass sein Kehlkopf noch nicht einmal den
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