Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
drohenden Wut Joe Fidlers und des Verlusts ihrer eigenen Glaubwürdigkeit hatte sie sich flugs was einfallen lassen müssen. Als Erstes rief sie Ellie an und erklärte ihr die Situation. Bei Ellies Romandebüt, gestand sie, hätte sie nicht ihren besten Tag erwischt, aber genau deshalb, fuhr sie nahezu atemlos fort, sei sie jetzt wirklich ganz aus dem Häuschen wegen dieser gottgegebenen Möglichkeit, ihren vergangenen Fehler ausbügeln und Fidler Ellies Namen antragen zu können.
    »Ich hab dich schon fest zugesagt«, erzählte sie Ellie. »Im Fernsehen geht nichts ohne feste Zusagen. Ich hab ihnen gesagt, du seist aufgeweckt, ausgebufft und bekloppt, anmaßend, eigensinnig und eloquent, und du bist definitiv der kommende Star, die nächste George Eliot, Virginia Woolf, Agatha Christie …«
    »Agatha Christie?«, unterbrach Ellie empört.
    »Von den anderen beiden haben sie anscheinend noch nie was gehört«, sagte Ffion. »Hat sie also nicht überrascht, dass sie von dir auch noch nichts gehört haben. Aber sie können es kaum erwarten, dich in der Sendung zu haben. Kannst du kommen?«
    »Versuch mich ja nicht aufzuhalten!«
    »Gut. Schnapp dir ein Taxi und schaff dich hier hoch. Pronto! Bis dann!«
    Ffion Lyke-Evans beendete das Gespräch, und erst dann wählte sie Joe Fidlers Handy nummer. War sie nicht ganz ehrlich? Nein. Eine kleine temporäre Umorganisationen, das hatte nichts mit einer Lüge zu tun. Dumm wäre es nur gewesen, wenn sie Ellie an Joe verkauft hätte und dann feststellen müsste, dass sie im Urlaub war. Klar, wenn Fidler meinte, »nie und nimmer!«, dann müsste sie jetzt Ellie zurückrufen und sich einen Grund für die enttäuschende Absage einfallen lassen. Aber mit den Enttäuschungen von Autoren umzugehen war das Erste, was man in Verlagsseminaren lernte. Egal, sie war jedenfalls überzeugt, ihre Argumente parat zu haben, damit Fidler Ellie als Ersatz akzeptierte.
    »Hi, Joe«, begrüßte sie ihn. »Hier ist Ffion, ich hab ein paar schlechte und einige unglaublich tolle Neuigkeiten …«
    Und Peter Pascoe, der Zyniker, obwohl er mit den Medien überhaupt nichts zu tun hatte, konnte es nicht über sich bringen, irgendwelche Skepsis zu äußern, als er sah, dass Ellie sie ebenfalls für unglaublich tolle Neuigkeiten hielt.
    »Ich kann doch nicht Ffion anrufen und ihr sagen, dass ich nicht kommen kann, oder?«, schloss sie.
    »Nein, natürlich nicht«, stimmte er zu. »Wer sind denn die anderen Gäste?«
    »Keine Ahnung. Das weiß vor Sendebeginn keiner, das Publikum nicht, noch nicht mal die Gäste. Was ganz gut ist. So erfährt keiner, dass ich nur zweite Wahl bin.«
    »Was sowieso niemand glauben würde«, sagte er galant.
    Sie blies ihm einen Kuss zu.
    »Herzlichen Dank«, sagte sie. »Schön zu wissen, dass du hier bist, wenn ich zurückkomme. Ach, übrigens, hast du schon von Hector erfahren?«
    »Nein. Was hat er gemacht? Den Nobelpreis für Gehirnchirurgie gewonnen?«
    »Es ist nicht witzig. Der arme Kerl ist heute Morgen angefahren worden. Fahrerflucht. Wieldy hat es mir am Nachmittag erzählt, als er angerufen und sich nach mir erkundigt hat. Aber er ist okay.«
    Sie erzählte ihm die Geschichte.
    »Der Arme«, sagte Pascoe. »Hätte ich davon gewusst, hätte ich vorher bei ihm noch vorbeigeschaut.«
    »Vorher?«
    »Ja«, sagte Pascoe und hätte sich am liebsten in den Hintern getreten. »Ich war im Krankenhaus, um zu sehen, wie es Andy geht.«
    Wie alle guten Lügen war es nur eine halbe Lüge. Sicherlich, er hatte dem Krankenhaus einen Besuch abgestattet, aber sich nach dem Dicken zu erkundigen war ihm erst nachträglich in den Sinn gekommen, als er auf der krankenhausinternen Leitung telefoniert hatte.
    Obwohl für die Schmeicheleien ihrer Literaturagentin nur allzu empfänglich, war Ellie lange genug die Frau eines Polizisten, um einen Sensor für Ausflüchte entwickelt zu haben.
    »Komisch, dass niemand Hector erwähnt hat«, sagte sie.
    »Ich war ja nur kurz da«, sagte er. »Vergiss nicht, ich habe mich beeilt, um nach Hause zu kommen.«
    Oh, dachte er sich, das wirst du im nächsten Leben büßen. Tatsächlich, musste er sich eingestehen, büßte er schon jetzt dafür, als es an der Tür klingelte.
    »Das dürfte mein Taxi sein«, sagte Ellie. »Denk nur, was sie sich das kosten lassen. Sie müssen mich wirklich in der Sendung haben wollen! Peter, warum kommst du nicht einfach mit? Ich bin mir sicher, es wird sich für dich noch ein Platz im Publikum finden.«
    Pascoe dachte

Weitere Kostenlose Bücher