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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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machen. Da bräuchte man schon jemanden, der rein zufällig die falsche Nummer wählt, wenn das Ding erst mal scharfgestellt ist. Und warum sollten sie mit dem Zünder rumspielen, wenn in der Bahntrasse noch nicht mal ein Loch gebuddelt war – wenn sie es denn darauf abgesehen hatten?«
    »Schlussfolgerung?«
    »Sie wollten die Bahntrasse gar nicht hochgehen lassen, jedenfalls nicht, wenn sie damit herumgespielt haben. Das erklärt vielleicht auch, warum Spuren zweier unterschiedlicher Semtex-Arten gefunden wurde.«
    »Es gibt unterschiedliche Arten?«
    »Im Grunde das gleiche Zeug. Genau wie Bier. Aber unterschiedliche Brauer produzieren unterschiedliches Gebräu.«
    Darüber musste Pascoe erst einmal nachdenken. »Also hat derjenige, der am Zünder arbeitete, seinen persönlichen Stoff aus einer anderen Quelle bezogen?«, fragte er schließlich.
    »Ich glaube, was den Zünder betrifft, bringen Sie jetzt einiges durcheinander, wenn ich das so sagen darf.«
    »Das dürfen Sie. Wahrscheinlich überschätzen Sie meinen Wissensstand. Es wäre vielleicht ganz zweckdienlich, wenn Sie sich allgemein verständlich ausdrücken könnten.«
    »Gut. In der Mill Street gab es eine große und eine kleine Sprengstoffmasse. In der kleinen steckte dieser ferngesteuerte Zünder. Aber nach dem, was Sie gesagt haben, könnte man meinen, dass die gesamte kleinere Masse der Zünder gewesen wäre.«
    »Aber hat sie nicht die größere Masse gezündet?«
    »Ja, doch. Aber das heißt nicht, dass es so geplant war. Wir reden hier von einer kleineren Masse, aber das ist nur relativ.
    Für sich genommen, hätte sie nicht die ganze Häuserzeile zerstört, aber sicherlich jeden Raum, in dem sie hochgeht. Wie der Zufall es nun jedoch wollte, befand sich in diesem Raum bereits die größere Sprengstoffmasse. Die kleinere fungierte daher als Zünder für die größere, aber das war aller Wahrscheinlichkeit nach nur Zufall.«
    »Mit anderen Worten«, sagte Pascoe, »es handelte sich um zwei separate Sprengsätze.«
    »Aye, das ist wahrscheinlich die einfachste Erklärung«, sagte Pollock.
    »Es wurde Sprengstoff aus einer anderen Quelle als die der großen Masse benutzt«, sinnierte Pascoe. »Weiß man was über die mögliche Quelle?«
    »Für welche Masse?«
    »Die kleine. Nach allem, was ich verstanden habe, ist man sich doch ziemlich sicher, woher die große Sprengstoffmasse stammt. Anfang des Jahres wurde eine Lieferung exakt desselben Sprengstoffs abgefangen.«
    Pollock seufzte. »Mr. Pascoe, ich glaube, jetzt bringen Sie wieder was durcheinander.«
    »Ach ja?«
    »Aye. Was Sie sagen, stimmt schon, nur betrifft es die kleine Masse. Über deren Herkunft scheint man sich ziemlich sicher zu sein. An der großen Sprengstoffmasse arbeiten sie noch.«
    Pascoes Gedanken rasten. War das nun von Bedeutung oder war er nur verzweifelt darum bemüht, ihm eine Bedeutung beizumessen? Wields Gespräch mit dem »netten Burschen« war von der Superintendent unterbrochen worden, bevor der Sergeant herausfinden konnte, dass in der Mill Street Semtex aus zwei unterschiedlichen Quellen benutzt worden war. Und Glenister hatte es nicht für nötig erachtet, dem Sergeant bei den nachfolgenden traulichen Plaudereien diese Information mitzuteilen. So gesehen, schien es von Bedeutung. Aber er hatte zu viele Stunden in Gerichten verbracht, um dem Anschein zu trauen.
    »Wenn Sie«, begann er beiläufig, »Zugang zu einer großen Masse Semtex hätten, wie schwer wäre es, davon einen kleinen Teil abzuschneiden, ohne Aufmerksamkeit zu erregen?
     
    »Kommt drauf an, wie groß und wie klein die Stücke jeweils wären und wie viel Aufmerksamkeit darauf gerichtet ist.
     
    »Aber das eigentliche Abschneiden – irgendwelche Probleme damit?«
    »Nein. Es ist ziemlich reaktionsträges Zeug.
    Pollock betrachtete Pascoe nun mit bedenklichem Argwohn.
    Pascoe versuchte ihn zu beruhigen. »Also, um auf den Bericht zurückzukommen – Sie sagen, der explodierte Sprengsatz, die kleinere Sprengstoffmasse mit dem Zünder, ist von der exakt gleichen Art wie das Semtex aus der Lieferung, die von den Sicherheitskräften einige Monate vorher abgefangen wurde?«
    Sein Beruhigungsversuch war augenscheinlich nur begrenzt von Erfolg gekrönt.
    Pollock ließ sich das einen Moment durch den Kopf gehen, dann sagte er: »Nein. Ich sage gar nichts.«
    »Ich meine, der Bericht sagt das?«
    Pollock lächelte. Kein freundliches Lächeln, aber das leicht spöttische Lächeln eines abgebrühten

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