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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sie wäre zu weit gegangen, doch Jamila schien lediglich ihre Gedanken zu ordnen.
    »Ich glaube, was Kai über ihn sagt, ist mehr oder minder richtig. Er ermutigt die Knallköpfe nicht, die Gesetze zu brechen, aber einige von denen sind so hirntot, dass sie genau das glauben. Wahrscheinlich sollte er sich mehr um sie kümmern.«
    »Ellie«, rief Pascoe. »Weißt du, wo Rosie abgeblieben ist?«
    »Ich dachte, du hättest auf sie aufgepasst«, sagte Ellie. »Entschuldigen Sie, Jam, aber wir sollten sie lieber suchen.«
    »Es kann ihr hier nicht viel passieren«, sagte das Mädchen beruhigend.
    »Um sie mache ich mir auch keine Sorgen«, sagte Ellie.
    »Vielleicht sehen wir uns später noch.«
    Es dauerte nicht lange, ihre Tochter zu lokalisieren, da das Festgelände nicht sehr ausgedehnt war. Alles hier war herrlich altmodisch, allerdings ganz ohne trendigen Retro-Schick. Man machte es eben seit Jahren schon so, und keiner sah einen vernünftigen Grund, irgendetwas daran zu ändern. Eine Kindermenge hatte Rosie an einen Stand gelockt, an dem man für zwanzig Pence dreimal die Chance erhielt, durch einen gezielten Wurf mit einem Gummiball, der einen Holzhebel treffen musste, einen der Dorfschullehrer in einen Wassertrog zu befördern. Rosies tägliche Praxis, mindestens eine Stunde lang Tigs Ball so weit wie möglich fortzuschleudern, hatte zu einer guten Wurftechnik geführt. Ihr erster Erfolg wurde von den johlenden Jubelschreien der übrigen Kinder begleitet, dessen Lärmpegel sich noch verstärkte, als Tig, der glaubte, das alles werde nur ihm zuliebe veranstaltet, zum durchtränkten Pädagogen in den Trog stürzte. Als ihre Eltern sie aufspürten, hatte sie ihr Kunststückchen zweimal wiederholt, und ihre vielen neuen Freunde waren nur allzu bereit, sie zur Festkönigin zu wählen.
    Da sie von ihnen nicht getrennt werden wollte, schickte sie ihre Eltern des Weges, nicht ohne ihnen vorher deutlich zu verstehen zu geben, dass sie deren Sorge als etwas höchst Peinliches empfinde.
    »Erinnert mich an dich«, sagte Pascoe, als sie sich entfernten. »Halsstarrig, großmäulig, antiautoritär … autsch!«
    Sie legten es nicht darauf an, nach Maurice Kentmore zu suchen, doch kurze Zeit später, als sie an einem Stand mit Flaschen und Gläsern innehielten, fragte sich Ellie laut, ob er vielleicht gar nicht anwesend sei.
    »Wahrscheinlich erklärt er die Show für eröffnet und zieht sich dann auf einen Sherry in seine Bibliothek zurück, während zwei Mastiffs am Eingang die übel riechende Bauernschaft abzuschrecken haben«, sagte Pascoe.
    »Hab ich hier Sherry gehört? Irgendwo gibt es hier eine hübsche Flasche Amontillado. Schön, Sie beide wiederzusehen. Ich freue mich wirklich, dass Sie gekommen sind.«
    Der hemdsärmelige Kentmore tauchte im Stand auf, in der Hand eine große Flasche Windsor Sauce, die er einer kleinen Frau reichte. Mit glänzenden Eichelhäher-Knopfaugen studierte diese das Verfallsdatum, bevor sie eine absurd geringe Summe zahlte und sich davonmachte.
    »Jetzt der Amontillado«, sagte er. »Ah, hier ist er ja. Ich kann ihn wirklich empfehlen, weil ich ihn selbst gespendet habe. Ist für zwei Pfund ausgezeichnet. Bei diesem Preis bin ich fast versucht, ihn wieder zurückzukaufen!«
    Pascoe war kein großer Freund von Amontillado, hatte aber ein schlechtes Gewissen und befürchtete, Kentmore könnte mehr gehört haben als nur das Wort Sherry.
    »Sind Sie den ganzen Tag hier?«, fragte er, als er zahlte
    »Um meine junkerlichen Pflichten zu vernachlässigen, die darin bestehen, mir den Bart zu zwirbeln und den Milchmaiden hinterherzuäugen?«
    Also hatte er es gehört. Nun gut. Wenigstens konnte er darüber lächeln.
    »Nein, so wichtig bin ich nicht«, fuhr er fort. »Ich bin der niedrigste der Niedrigen, der Kuli für alle. Ich schlendere herum, und wenn ein Standbetreiber eine Pause einlegen möchte, springe ich ein. Woraus ich jetzt wieder entlassen werde, wie ich sehe, da Miss Jigg zurückkommt. Wollen Sie sich vielleicht setzen und einen Snack zu sich nehmen? Unsere Ladys hier backen wie in alten Zeiten.«
    Sie folgten ihm zu einem Erfrischungszelt. Er hieß sie an einem Tisch im Freien Platz nehmen, verschwand nach drinnen und kehrte kurz darauf mit einem kleinen Tablett zurück, auf dem eine Teekanne, ein Milchkännchen, Tassen und Untertassen aufgebaut waren. Hinter ihm folgte ein hübsches Mädchen, das durchaus wert gewesen wäre, beäugt zu werden, und trug ein sehr viel größeres

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