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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Frühstück. Maurice hatte gefragt, ob sie bei der offiziellen Eröffnung auf dem Rasen vor dem großen Haus anwesend sein würde. Sie hatte mit einem kühlen Nein geantwortet. Überhaupt, hatte sie hinzugefügt, bezweifle ich, dass ich in der Stimmung bin für bukolische Fröhlichkeit. Sie waren durch die Tragödie untrennbar miteinander verbunden. Aber auch wenn sie mit ihm den Namen teilte und bislang noch nicht die Energie aufgebracht hatte, vom Familienanwesen wegzuziehen, wo er ihr wohlwollend das Haus zur Verfügung stellte, hieß das nicht, dass sie bei jedem öffentlichen Ereignis an seiner Seite stehen musste. Es war überhaupt an der Zeit, dass er sich eine Frau suchte. So eine wie die von Pascoe, eine Frau, die stark, intelligent, leidenschaftlich war. Ein Typ, den er offen bewunderte. Sie dürfte nicht frei sein, im Moment jedenfalls nicht, aber es musste doch genügend ihres Schlags geben, die nur darauf warteten, dass man sie sich angelte.
    Sie spähte erneut aus dem Fenster, und sieh an, da war sie, Ellie Pascoe höchstpersönlich. Sie kletterte aus einem verstaubten Wagen, während ihr schlanker, scharfsinniger Ehemann an der Fahrerseite ausstieg und hinten ein junges Mädchen und ein Hund herauspolterten.
    Wie interessant. Die Frau hatte einen Blick auf sie geworfen, und ihr hatte nicht besonders gefallen, was sie gesehen hatte. Es hatte ihr Spaß gemacht, so zu tun, als könnte sie ihren Mann ins Bett kriegen. Und als sie sich verabschiedeten, hatte sie nicht im Traum daran gedacht, Maurices dummer Vorschlag könnte auf fruchtbaren Boden fallen. Was hatte den Ausschlag gegeben? Von wem war der Impuls dazu gekommen?
    Unerwartetes kommt nie allein. Zerbricht man beim Frühstück eine Tasse, gibt es bis zum Abendessen noch weitere Scherben. Hört man in der Morgenzeitung vom Verlust eines Freundes, tauchen aus dem Nebel zwei weitere auf, noch bevor der Tag zu Ende ist.
    Ein grüner Skoda mit lautem Motor stieß in die gleiche Parkreihe wie der Wagen der Pascoes. Vom Fahrersitz glitt eine junge Frau in Jeans und einem bauchfreien Top. Kilda erkannte sie als Kalim Sarhadis Verlobte Jamila. Sie hatten sich am vorangegangenen Abend vor der Sendung kennengelernt und sich dann scheinbar ewig unterhalten, während sie darauf gewartet hatten, dass die Polizei die Aussagen der beiden Männer und von Ellie Pascoe aufnahm. Aus der Beifahrertür erschien nun Sarhadi. Vermutlich war es ihr Wagen. Er war ein armer Student, hatte er ihnen letzte Nacht erzählt, der sich ein wenig dazuverdiente, indem er im Taxiunternehmen seines Vaters aushalf, um die Gebühren für die Universität Bradford zu bezahlen. Sie war Sekretärin in der Universitätsverwaltung, wo sie sich auch kennengelernt hatten.
    Kilda hatte ihren Selbstenthüllungen mit dem minimalen Aufwand zugehört, der notwendig war, um ihr völliges Desinteresse zu kaschieren. Maurice hingegen hatte sich wegen seines Eingreifens während des Attentatsversuchs auf Sarhadi sichtlich in Jamilas Dankbarkeit gesonnt. Das junge Paar war ebenfalls zum Haresyke-Dorffest eingeladen worden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auftauchen würden, hatte Kilda jedoch noch geringer eingeschätzt als bei den Pascoes.
    Und noch während sie das alles beobachtete, entdeckte Ellie Pascoe Sarhadi und rief ihm etwas zu. Er drehte sich um, sah sie eine Sekunde lang mit leerer Miene an, dann erkannte er sie. Die beiden Gruppen gingen aufeinander zu, Pascoe wurde vorgestellt. Auch das Kind. Jamila schien gegenüber dem Mädchen in ein großes Hallo ausbrechen zu wollen, das Kind allerdings erkannte sofort, dass keiner der Neuankömmlinge von der Aufmerksamkeit des Hundes besonders begeistert war, und reagierte mit gleichgültiger Höflichkeit. Schlägt nach der Mutter, schloss Kilda. Trifft schnell ein Urteil, aber es ist ihr egal, ob man es ihr ansieht. Anders als der Ehemann, dessen Urteilskraft ebenso wach, wenn nicht gar noch wacher war, der aber seine Schlussfolgerungen hinter lächelnder Höflichkeit zu verbergen wusste.
    Also, zwei unwahrscheinliche Ereignisse am Morgen. Nun konnte sie entweder hier sitzen bleiben und auf das dritte warten oder dem Schicksal entgegenkommen und der Sache ein wenig nachhelfen.
    Nur Maurice würde wissen, wie unwahrscheinlich es war, dass sie sich beim Fest blicken ließ, aber es sollte reichen. Wäre vielleicht interessant, den schlanken Polizisten wiederzusehen. Es hatte definitiv zwischen ihnen geknistert, als sie die coole Flirt-Nummer abgezogen

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