Der Tod und der Dicke
Tablett mit Sandwiches und Kuchen.
Pascoe probierte die Kuchen. Kentmore hatte die backenden Ladys keineswegs zu hoch gelobt. Ihre Erzeugnisse waren köstlich. Dann legte sich eine Hand leicht auf seine Schulter, und Kildas Stimme war zu hören. »Peter, Ellie, wie schön! Maurice, ich sehe, sie halten dich bereits ganz schön auf Trab.«
»Kilda, du lässt dich blicken«, sagte Kentmore. »Ich dachte schon, ich müsste eine Suchmannschaft zu deinem Haus schicken.«
Die Frau drückte Pascoe noch leicht die Schulter, dann ließ sie sich auf einen Stuhl gleiten und legte die Kamera auf den Tisch.
Dein Haus, bemerkte Pascoe. Und Ellie ebenfalls, die sich allerdings gern doppelt absicherte.
»Sie wohnen also im Dorf, Kilda?«, fragte sie.
»Nein. Auf dem Anwesen. Sie haben das Cottage gesehen, als Sie auf den Parkplatz eingebogen sind. Es ist das Torhaus, nur ist das Tor schon lange verschwunden. Maurice war so nett, es Chris und mir anzubieten, als wir geheiratet haben. Seitdem ich Witwe bin, hat mich meine Trägheit hier festgehalten. Immer wieder denke ich mir, ich müsste weggehen, aber wahrscheinlich ist ein Räumungsbefehl nötig, damit ich ausziehe.«
»Du weißt, das Haus gehört dir«, sagte Kentmore, »solange du dort wohnen willst, Kilda.«
Es folgte eine peinliche Pause, die Ellie meisterhaft füllen konnte, wenn sie denn wollte. Diesmal saß sie nur still da und wartete, wie lange sie andauern würde.
Nicht lange, wie sich zeigte. Es kam zu zwei Unterbrechungen in kurzer Abfolge. Erst rief eine besorgte Matrone nach Kentmore, damit er sich um eine Art Krise kümmere. Dann erschien Rosie, gefolgt von einem tropfnassen Tig, und überbrachte die Nachricht, sie möchte ihn am Terrier-Rennen teilnehmen lassen, die blöden Veranstalter allerdings forderten dazu eine erwachsene Aufsichtsperson, falls es zu Problemen kommen sollte.
Probleme, dachte Pascoe mit Blick auf Tig, der sich ganz offensichtlich in einem Zustand delirierender Aufgekratztheit befand, wären genau das, was sie höchstwahrscheinlich bekommen würden.
Ellie sah zu ihrem Mann, der ein Stück Zitronen-Meringue-Kuchen hochhielt als Beweis, dass er bereits anderweitig beschäftigt sei.
»Gut«, sagte sie in Reaktion auf Rosies ungeduldiges Drängen. »Ich komme.«
Pascoe sah ihnen hinterher und schob die Kuchen dann einladend zu Kilda.
Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
»Sie können doch keine Diät machen«, sagte Pascoe.
»Ich könnte ein sehr enges Korsett tragen«, sagte sie.
»Das glaube ich nicht. Das zu erkennen ist das Erste, was man uns in der Ausbildung beibringt.«
»Und das Zweite?«
»Das war’s dann schon, das ganze Curriculum in Kurzform. Damit sichergestellt ist, was die britische Presse der britischen Bevölkerung über uns erzählt: dass wir ein Haufen hoffnungsloser Trottel sind.«
»Das klingt bitter.«
»Es sollte witzig klingen«, sagte Pascoe.
»Für mich klang es bitter. Bei der Ausübung seiner Pflicht in die Luft gesprengt zu werden, und dann wird niemand verhaftet, das würde mich auch verbittern. Wie geht es Ihrem Freund im Krankenhaus?«
»Unverändert. Ich sollte ihn während des Wochenendes besuchen.«
»Klingt, als wären Sie nicht besonders erpicht darauf.«
»Er liegt im Koma. Mir kommt es so vor … ich weiß nicht … als würde man nur so tun, als ob.«
»Wenigstens bekommen Sie ihn noch zu sehen«, sagte sie. Er erinnerte sich, was ihr widerfahren war, und schämte sich plötzlich. Andy war wenigstens noch am Leben. Gesagt zu bekommen, man würde jemanden, den man liebte, nie mehr sehen … Erneut musste er daran denken, wie er sich gefühlt hatte, als am Abend zuvor der Bildschirm schwarz wurde.
»Werden Sie ihn also besuchen?«, fragte sie.
»Wahrscheinlich. Es liegt dort noch jemand von unseren Leuten, bei dem ich vorbeischauen sollte.«
»Doch nicht ebenfalls im Koma, hoffe ich!«
Er lächelte. »Nun, darüber gehen die Meinungen auseinander. Unser Constable Hector ist glücklicherweise jemand, dem man nur schwer ernsthaften Schaden zufügen kann.
Nach allem, was ich gehört habe, ist er bei Bewusstsein und einiger Gesundheit und sollte höchstwahrscheinlich wieder ganz hergestellt sein.«
»Sie haben einen gefährlichen Beruf«, sagte sie. »Was ist diesem zugestoßen?«
»Nichts Außergewöhnliches. Ein Unfall. Fahrerflucht. Wir suchen noch nach dem Mistkerl.«
»Werden Sie ihn kriegen?«
»Ich erwarte es. Wir kennen den Wagen, es ist ein schwarzer Jaguar, der eine
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