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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Warum nehmen wir nicht einfach Junker Kentmores Einladung zu seinem Dorffest an, um Rosie für das entgangene Schlittschuhlaufen zu entschädigen?«
    Ellie musterte ihn argwöhnisch. Sie hörten die Eingangstür aufgehen und Tigs Bellen, das sich zu einem Crescendo steigerte.
    »Fragen wir doch unsere Herrin und Meisterin«, sagte Ellie.

9
    Der entscheidende Augenblick
    Kilda Kentmore stand an ihrem Schlafzimmerfenster und beobachtete die Wagen, die über die Wiese neben dem Haus holperten. Die Fläche war als Ausweichparkplatz gedacht. Noch nicht mal Mittag, und der eigentliche Parkplatz war offensichtlich schon voll. Das schöne Wetter ließ die Massen strömen. Glücklicherweise sorgte dieses schöne Wetter auch dafür, dass der Untergrund fest und hart war. Letztes Jahr hatte es geregnet, weshalb nicht nur weniger Besucher erschienen, sondern die Wiesen auch noch in eine Morastlandschaft verwandelt worden waren.
    Sie gähnte. Noch lange, nachdem sie zur Witwe geworden war, hatte sie nur schlafen können, wenn sie vollkommen erschöpft war, und selbst dann hatten ihre schrecklichen Träume sie, zitternd und fröstelnd, nach nur wenigen Minuten wieder in die finstere Wirklichkeit ihres Lebens zurückgeworfen.
    Gut, darüber war sie mittlerweile hinweg. Der Alkohol hatte geholfen, das ließ sich nicht bestreiten. Aber sie hatte es unter Kontrolle. Auf ihrem Toilettentisch stand eine Flasche Wodka. Sie könnte sich einen Drink einschenken oder ihn ins Klo schütten oder ihn einfach stehen lassen und davonmarschieren.
    Das ist Kontrolle. Davor wegzulaufen hat nichts mit Kontrolle zu tun, und sich davor zu verstecken schon gar nicht.
    Anfangs waren das lediglich leere Worte für sie gewesen. Aber sie gingen ihr im Kopf herum, bis sie deren Wahrheitsgehalt einsah. Und den Wahrheitsgehalt der Worte, die darauf folgten.
    Du brauchst etwas, es hat keinen Sinn, das zu leugnen. Aber such dir was Besseres. Ich denke, du hast wirklich Talent. Setz es ein.
    Anfangs war es ihr als unbeholfener Anstoß zum Sex erschienen. Jetzt allerdings sah sie darin einen cleveren Anstoß … nicht zum Überleben, sie bezweifelte, ob Überleben jemals im Bereich des Möglichen lag … aber zu einem Sinn, der darüber hinaus als Dreingabe den ersten zwölfstündigen Schlaf mit sich gebracht hatte, aus dem sie so frisch und sprühend erwacht war wie früher als kleines Mädchen, ohne die Dumpfheit im Kopf, die der Preis dafür war, sich in die Bewusstlosigkeit gesoffen zu haben.
    Sie nahm das Foto ihres Ehemanns zur Hand, das neben der Flasche auf dem Toilettentisch stand. Er sah darauf unglaublich jung aus, knabenhaft, sein blondes Haar wehte in der steifen Brise, während er in Badehose am Strand in Scarborough stand. Manchmal musste man eine Ewigkeit auf Cartier-Bressons moment décisif warten, gelegentlich aber passierte es einfach. Nicht dass sie sich einbildete, sich mit Cartier-Bresson vergleichen zu können, aber sie war doch ein gutes Stück vorangekommen, raus aus den seichten Gewässern der Mode-Fotografie, als es passierte. Vielleicht sollte ich es mit dem Fotojournalismus probieren, hatte sie ihm gesagt, als er erzählte, seine Einheit werde in den Irak verlegt. Ich könnte mich auf Kriegsfotografie spezialisieren. Dann müsste ich nicht zu Hause bleiben. Auf keinen Fall, hatte er erwidert und gelacht. Ein Verrückter in der Familie reicht schon. Mach auf grobkörnigen Realismus, wenn du meinst, aber ich will auf keinen Fall, dass du dich auch nur auf hundert Kilometer irgendwelchen Kriegsgebieten näherst.
    Sie hatte Fotos von ihm in Uniform, neben seinem Helikopter, er hatte sie einmal sogar zu einem Ausbildungsflug an Bord geschmuggelt, und sie hatte Bilder von ihm am Steuerknüppel, sehr konzentriert, sehr professionell.
    Diese konnte sie nicht mehr um sich haben. Tatsächlich hatte sie bis zu den letzten Wochen nicht den geringsten Drang verspürt, ihre Kameraausrüstung zu benutzen. Aber Leben – und mag es noch so sinnlos, noch so unerwünscht sein – ist Bewegung, in die eine oder andere Richtung.
    Sie ließ den Blick vom Bild zum Spiegel wandern. Sie hatte das Gewicht, das sie in den ersten Monaten verloren hatte, noch nicht wieder drauf, aber sie war nicht mehr ganz das Skelett, das sie eine Zeit lang gewesen war. Gut, viele der Kalorien dürften aus der Flasche stammen, aber dieser schlanke, straffe Körper sah aus, als dürste es ihn nach Taten.
    Sie schenkte sich ein Glas Wodka ein. Es war ihre Entscheidung, ihr

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