Der Tod und der Dicke
ziemlich große Beule haben muss, das sollte die Sache um einiges erleichtern.«
Sie griff sich die Kamera. »Was dagegen, wenn ich ein Foto von Ihnen mache?«
»Nicht im Geringsten. Die sieht teuer aus.«
»Man soll nicht knausern, wenn man sein Geld damit verdient. Nein, nicht posieren, fahren Sie einfach mit Ihren spöttischen Bemerkungen fort.«
Während ihres gesamten Gesprächs knipste sie weiter.
»Sie fotografieren also immer noch für die Modebranche?«
»Eigentlich nicht. Aber vielleicht verkaufe ich das an die Police Gazette. ›Was isst der gut gekleidete Polizist in dieser Saison?‹ Sind Sie gern Polizist?«
»Ja, ich denke schon«, sagte er. »Sind Sie gern Fotografin?«
»Ist ganz in Ordnung.«
»Das klingt nicht besonders positiv.«
»Nein? Doch, es gefällt mir, das wollte ich damit sagen. Aber das reicht Ihnen nicht, nicht wahr? Das wollen Sie mir damit doch nahelegen. Der Job eines Polizisten, der ist es wert, getan zu werden, das meinen Sie doch?«
»Ja, das meine ich.«
»Und er gefällt Ihnen. Das macht das Leben auch lebenswert, oder? Sich etwas suchen, was es wert ist, getan zu werden, und etwas, was einem einen Kick verschafft.«
»Ich hoffe, Sie finden es.«
»Ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg«, sagte sie lächelnd.
»So, das sollte reichen, um Sie einzufangen. Und jetzt könnte ich mich zu einem dünnen Scheibchen Apfeltarte hinreißen lassen.«
»Gute Wahl«, sagte er.
Schweigend saßen sie eine Weile lang zusammen. Es war diese Art von Schweigen, das zwei Menschen manchmal hinterrücks überfällt, kein universales Schweigen, sondern eines, das ihnen beiden allein gehört und ihrer Situation eigen ist, ein Schweigen, das nicht unterbrochen, sondern von der davon vollkommen getrennten Existenz eines Hintergrundgeräusches, der Musik, lachenden Menschen, noch intensiviert wird, und das einen Augenblick lang das gesamte sonnenbeschienene Feld, auf dem das Fest stattfand, zu vereinnahmen schien. Man hätte das Schweigen ungezwungen nennen können, denn es fehlte ihm jegliches Knistern. Tatsächlich hatten Pascoes Gefühle weniger mit erotischen Phantasien als mit sentimentalem Patriotismus zu tun.
Das ist England, ging ihm durch den Kopf. Das ist es, was es heißt, Engländer zu sein. An einem warmen Sommertag in angenehmer Gesellschaft auf einem Dorffest zu sitzen und unter einem blauen, mit kleinen weißen Wolken getüpfelten Himmel Biskuitkuchen zu essen, das war es wert, dafür zu kämpfen …
Und dann wurde die Idylle durch eine ferne Kakophonie zerstört, durch Gebell und das Getöse menschlicher Stimmen, die erschreckt und im Befehlston erhoben wurden.
»Was um alles in der Welt geht da vor sich?«, fragte Kilda.
»Ich glaube«, sagte Pascoe, ließ sich tiefer auf seinen Stuhl sinken und griff zu einem weiteren Sahne-Eclair, »ich glaube, der Terrier meiner Tochter macht seine Mitbewerber mit seinen eigenen, äußerst originellen Wettbewerbsregeln bekannt.«
11
Vergessene Träume
Mit einem Schlag erwachte Pascoe.
Über ihm stand eine mit einer Kapuze bekleidete Gestalt, die ihm eine Hand auf die Schulter gelegt hatte, mit der anderen schwang sie ein schimmerndes Hackbeil und zielte damit auf seinen ungeschützten Nacken.
Er schloss die Augen und versuchte sich wegzudrehen. Die Hand verstärkte ihren Griff. Erneut öffnete er die Augen, und diesmal sah er seiner Frau ins besorgte Gesicht. Die Uhr am Bett zeigte fünf vor zwei.
Er rappelte sich hoch. »Was?«, sagte er.
»Du hast dich hin und her gewälzt und was gemurmelt.«
»Ja?«
Er fühlte sich verschwitzt, und ihm war schlecht.
Er rollte sich aus dem Bett und schaffte es gerade noch zur Toilette, wo er sich übergab.
»Pete, alles in Ordnung?«, fragte Ellie in der Tür.
»Werde es überleben. Ich muss irgendwas Schlechtes gegessen haben.«
»Zum Beispiel die vielen Kuchen«, sagte sie. »Und wie viel hast du mit Wieldy getrunken?«
Als sie vom Dorffest zurückgekehrt waren und ihm einfiel, dass er dem Sergeant versprochen hatte, sich mit ihm noch auf einen Drink zu treffen, hätte er am liebsten abgesagt. Ellie in ihrer steten Fürsorge gegenüber Wield hatte ihn allerdings davon abgehalten. »Eine halbe Stunde, während ich das Abendessen mache«, hatte sie gesagt. »Ist doch nicht schlimm.«
Er hätte auf seine Intuition hören sollen. Es war kein besonders erfolgreiches Treffen gewesen.
Er hatte mit scheinbar glasklarer Sprache und unwiderlegbarer Logik seine Theorien über die
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