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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Daumen verdeckt.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Kennen Sie diesen Mann?«
    Der Patient sah von seinem Buch auf, sagte »ja« und wandte sich wieder der Lektüre zu.
    Er hätte sich erleichtert fühlen sollen. Warum zum Teufel sollte sich Hectors Unbewusstes als glaubwürdiger erweisen als dessen Bewusstsein? Und erleichtert fühlte er sich auch, da ihm schon bei dem Gedanken schauderte, er müsste seine jüngste Theorie gegenüber seinen Kollegen zur Sprache bringen – denn noch immer nagte es an ihm, dass Wield am Abend zuvor sein hypothetisches Konstrukt in Bausch und Bogen verdammt hatte.
    Trotzdem war es auch enttäuschend. Niemand sieht es gern, wenn einem seine Vorstellungen zerstört werden, und mochten sie noch so weit hergeholt sein.
    Halb wandte er sich bereits ab, dann aber fügte er noch hinzu – schließlich war er berühmt dafür, dass er seine Korinthen zählte und Erbsen kackte, wie Dalziel es ausdrückte:
    »Und Sie haben ihn heute erwartet?«
    Der Patient sah ihn irritiert an.
    »Wen?«, sagte er.
    »Ihren Freund, den, der nach Ihnen gesucht hat – haben Sie ihn heute erwartet?«
    »Wovon zum Teufel reden Sie?«
    »Von diesem Mann, dem auf der Zeichnung, den Sie angeblich erkannt haben, ist das nicht Ihr Freund?«
    »Was ist bloß mit Ihnen los? Ja, ich habe ihn erkannt. Nein, er ist nicht mein Freund. Einen Moment …«
    Er beugte sich zu seinem Nachtkästchen hinüber und zog von ganz unten ein Taschenbuch aus dem Stapel
    »Hier«, sagte er und knallte es Pascoe in die Hand. »Das ist der Typ. Kann ich jetzt weiterlesen?«
    Das Buch trug den Titel Blut im Sand sowie den Untertitel Roman aus dem Irakkrieg. Der Autor war ein John T
    Youngman, ehemaliges Mitglied des SAS, wie Pascoe entdeckte, als er das Buch umdrehte. Ebenfalls fiel ihm auf, dass es bei Hedley-Case erschienen war, demselben Verlag, bei dem auch Ellie unter Vertrag stand. Was aber wirklich seine Aufmerksamkeit fesselte, war die Fotografie des Autors unterhalb des Klappentextes.
    Es war nicht sehr groß, höchstens wie ein Passfoto, aber es handelte sich unzweifelhaft um den Mann an der Tür und um Hectors Streitwagenlenker.

13
    Nichts herausgerückt
    Pascoe handelte sofort.
    Zweifellos hätte Wield und auch jeder andere mit einer rationalen Erklärung aufwarten können, aber er ging kein Risiko mehr ein.
    Er rief den Sicherheitsdienst des Krankenhauses und ließ vor Hectors Zimmer einen Posten aufstellen.
    »Keiner darf rein, wenn er Ihnen nicht bekannt ist«, befahl er. »Vor allem dieser Typ nicht.«
    Er zeigte das Foto von der Rückseite des Buches. Er hatte es von dem mürrischen Patienten konfisziert, dessen Name Mills lautete und der wegen einer Hämorrhoidektomie im Krankenhaus lag, was vielleicht auch sein mürrisches Wesen erklärte.
    Verglichen mit dem Umschlagfoto lieferte Hectors Zeichnung ein klareres Bild von den Gesichtszügen des Mannes, Pascoe allerdings fürchtete, die Rüstung und der Jaguar könnten vom Eigentlichen ablenken.
    »Ich werde so bald wie möglich einen unserer Beamten hier postieren«, sagte er dem Sicherheitsmann. »Bis dahin rühren Sie sich nicht vom Fleck.«
    Zwei der anderen drei diensthabenden Sicherheitsleute ließ er die Warteräume und öffentlichen Bereiche absuchen, falls Youngman sich noch im Gebäude aufhalten sollte. Den dritten stellte er für den Parkplatz ab mit dem Auftrag, nach jedem Jaguar Ausschau zu halten, der sich entfernte. Aber Pascoe hatte das Gefühl, dass sein Mann längst verschwunden war.
    Er rief in der Dienststelle an, wo er Paddy Ireland erreichte. Als er nach verfügbaren Beamten fragte, begann der Inspector mit der üblichen Litanei über fehlende Kräfte und tiefe Einschnitte im Überstundenbudget, bis Pascoe ihn mit dem Kommentar zum Schweigen brachte: »Paddy, Sie erinnern sich, Sie haben sich bei der Mill Street wegen jeder Kleinigkeit in die Hosen gemacht. Ich gebe in aller Bescheidenheit zu, dass Sie damit recht gehabt haben, wofür ich mich entschuldigen möchte. Aber jetzt habe ich recht.«
    »Wenn das so ist, werde ich mal sehen, was sich machen lässt«, sagte Ireland.
    Zehn Minuten später erschien ein Wagen, in dem Alan Maycock und Joker Jennison saßen. »Haben Sie ein weiteres Feuerwerk für uns vorbereitet, Sir?«, begrüßte ihn Jennison.
    Maycock trat ihm heftig gegen den Knöchel, bevor er sagte:
    »Mr. Ireland lässt ausrichten, dass er versuchen wird, in der nächsten halben Stunde noch ein paar Leute aufzutreiben.«
    »Danke, Alan«,

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