Der Tod und der Dicke
Hause begleitet hatte. Der Schlummertrunk hatte sich zu einer ganzen Spirituosenhandlung ausgewachsen, und irgendwann fiel ein Wort, das Dalziel dazu anstachelte, eine Demonstration seiner heldenhaften Tüchtigkeit zu geben. Zehn Minuten lang führte er, auf Strümpfen, zwischen den schimmernden Schneiden der gekreuzten Claymores ohne den geringsten Fehler komplizierte, athletische Schrittfolgen auf. Als er geendet hatte, versuchte er sich zu verbeugen, stürzte dabei über einen massiven Beistelltisch und zerlegte ihn zu Kleinholz.
Vielleicht hatte Rosie gehört, wie er Ellie die Szene beschrieben hatte.
Eine Schwester zeigte ihnen den Weg zu Hectors Station. Als sie sich dem Zimmer näherten, kam aus der entgegengesetzten Richtung ein Mann auf sie zu. Er öffnete die Tür und hielt dann inne, als die Pascoes stehen blieben, um nach ihm das Zimmer zu betreten.
Durch die halb offene Tür erkannten sie zwei Betten, in einem davon, auf dem Kissen liegend, befand sich Hectors unverkennbarer Kopf; er hatte die Augen geschlossen. Das andere Bett war leer, sah aber aus, als wäre es erst vor kurzem verlassen worden.
»Verdammt«, sagte der Mann. »Er muss wohl im Aufenthaltsraum sein. Ich werde mal nachsehen.«
Mit höflichem Lächeln hielt er ihnen die Tür auf, ließ sie eintreten und schloss dann hinter ihnen die Tür.
Sie traten an Hectors Bett. Der Schlaf hatte im Antlitz des Constable die gewöhnlich vorherrschenden Gefühlsregungen von Zweifel und Besorgnis besänftigt, und einen Augenblick lang sah Pascoe ihn, wie er hätte sein können, wenn das Leben ihm nicht ständig einen Hinterhalt bereithalten würde.
Dann schlug er die Augen auf, und die Verwirrung kehrte wieder, dieser folgte nach einer kleinen Weile das Erkennen und schließlich der von seinen langen Beinen vereitelte Versuch, unter der Decke Habtachtstellung anzunehmen.
»Rühren!«, sagte Pascoe. »Tut mir leid wegen Ihres Unfalls. Wie geht es?«
Während der Constable seinen Wortschatz durchsiebte, um eine geeignete Antwort zu finden, wanderte Pascoes Blick zum Nachtkästchen. Nichts lag darauf bis auf einen Bleistiftstummel und einen billigen Schreibblock. Es stand in starkem Gegensatz zum Nachtkästchen am anderen Bett, dessen Oberfläche mit einer Obstschale, einer Vase mit Blumen, einer Pralinenschachtel und einem Stapel Taschenbücher gefährlich überfüllt war. Er erinnerte sich an Hector, der mit der Cremetarte an seinem Krankenbett erschienen war, und ärgerte sich über sich selbst, dass er nun mit leeren Händen kam.
»Nicht so schlecht, Sir«, sagte Hector.
»Gut, gut. Das ist meine Tochter Rosie. Wir haben gerade Mr. Dalziel besucht.«
Plötzlich schien Leben in Hector zu kehren.
»Wie geht es ihm? Ist er aufgewacht?«
»Noch nicht, leider.«
Die Lebhaftigkeit schwand.
Pascoe wollte etwas Optimistisches sagen, die Worte aber blieben ihm im Hals stecken.
Stattdessen fragte er: »Also, wann können wir Sie zurückerwarten?«
»Zurückerwarten?«
»Im Dienst. Alle vermissen Sie.«
Keine Lüge, nur eine Zweideutigkeit.
»Das ist nett«, sagte Hector. »Ich freue mich schon darauf.«
»Schön. Aber erst müssen Sie wieder fit werden. Nach allem, was man so gehört hat, haben Sie ja einen ziemlichen Schlag abbekommen. Können Sie sich an irgendwas bei dem Unfall erinnern?«
»Ich dachte, vielleicht … ich bin mir nicht sicher … glaube nicht, Sir.«
Es war eine wahrhaft hectorische Antwort.
»Keine Sorge. Wir werden ihn schnappen. Der Milchmann, der Sie gefunden hat, hat eine Beschreibung des Wagens abgegeben, der eine Delle haben muss.«
Die Tür ging auf. Ein Mann in einem Morgenmantel kam herein. Er schien nicht sehr erfreut zu sein, sie zu sehen, und steuerte zielstrebig auf sein Bett zu.
Als er sich hinlegte, sprach Pascoe ihn an. »Hat Ihr Freund Sie gefunden?«
»Welcher Freund?«
»Jemand hat nach Ihnen gesucht. Er wollte im Aufenthaltsraum nachsehen.«
»Da war ich, er kann also nicht viel gesucht haben«, erwiderte der andere gleichgültig.
Er griff sich ein Buch und begann zu lesen.
»Soll das Brad Pitt sein?«, fragte Rosie. Sie hatte sich den Schreibblock geschnappt und ihn aufgeschlagen.
»Nein«, sagte Hector. »Das ist er nicht.«
»Dann ist es gut, weil er ihm nämlich gar nicht ähnlich sieht. Aber die Rüstung ist gut.«
Pascoe, der wusste, wie sensibel Hector auf seine Zeichnungen reagierte, sagte in scharfem Ton: »Rosie, sei nicht unhöflich. Du hast kein Recht, dir das
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