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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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anzusehen.«
    Beide sahen ihn leicht verwirrt an. Ihm wurde bewusst, dass weder etwas als unhöflich intendiert noch als solches aufgefasst worden war. Hier tauschten sich einfach nur zwei Kinder aus, die keine Notwendigkeit darin sahen, irgendetwas zu beschönigen.
    »Schon gut, Sir«, sagte Hector.
    »Nun, wenn Sie nichts dagegen haben …«
    Er nahm den Block und besah sich die Zeichnung. Sie war wirklich ziemlich gut. Er verstand, warum Rosie an Brad Pitt gedacht hatte. Der Streitwagen und die Gestalt in der Rüstung erinnerten sehr an den Film Troja , den er kürzlich im Fernsehen gesehen hatte.
    Aber das war ein Film, den er Rosie strikt verbieten würde. Und ebenso unmöglich konnte sie ihn einige Jahre zuvor im Kino gesehen haben. Wie also …?
    Beim Übernachten bei ihren Freundinnen, dachte er sich. Am Freitagabend hatten sie den großen Action-Augenblick bei Fidlers Dreier mitbekommen. Und bei einer anderen Gelegenheit, wenn im Kinderzimmer ein Fernseher mit integriertem DVD-Player stand, hatten sie den Kinderfilm rausgeworfen und sich etwas aus der elterlichen Sammlung geliehen. Weiß Gott, was Rosie noch alles gesehen hatte! Er würde mit Ellie mal darüber reden müssen. Irgendwie verlor seine ausgefeilte Verhörmethode ihre Schärfe, wenn er seine Tochter zu befragen versuchte.
    Er warf ihr einen vielversprechenden finsteren Blick zu und fragte: »Das haben Sie gezeichnet, Hec?«
    »Ja«, antwortete Hector trotzig, als müsste er sich deswegen rechtfertigen.
    »Es ist sehr gut, obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass die Streitwagen im Film von Katzen gezogen werden.«
    »Das ist keine Katze, Dummkopf«, sagte Rosie. »Sondern ein Jaguar.«
    »Ach ja? Dann füge ich mich deinem überlegenen Wissen«, sagte Pascoe.
    Von dem seltsamen Wesen zwischen den Deichselarmen abgesehen, lag noch etwas in dem Bild …
    »Der Streitwagenlenker«, sagte er. »Wenn es nicht Brad Pitt ist …«
    »Er sieht aus wie der Mann an der Tür«, sagte Rosie und formulierte damit, was er für so weit hergeholt ansah, dass er es sich selbst kaum eingestehen, geschweige denn in Worte fassen wollte.
    Aber jetzt war es ausgesprochen, ohne Zweifel. Das Gesicht, das unter dem komischen Helm herausstarrte, gehörte zu dem Mann, der ihnen bei ihrer Ankunft die Tür aufgehalten hatte.
    »Warum haben Sie dieses Bild gezeichnet, Hec?«
    Ein Anflug von Panik lag in den Augen des Constable, weshalb Pascoe beruhigend fortfuhr: »Ich frage nur, weil es so gut ist, als wäre es nach dem Leben gezeichnet. Könnte für jemanden in unserem Job sehr wichtig sein.«
    Die Einbeziehung Hectors in den Job des DCI brach den Bann.
    Die Panik schwand, und Hector sagte: »Es ist ein Gesicht, das ich vor mir gesehen habe … in so was wie einem Traum.«
    »Sehr interessant.«
    Am liebsten hätte er sich vorgebeugt und Hector gezwungen, von seinem Traum zu erzählen, befürchtete aber, zu viel Druck könnte sich als kontraproduktiv erweisen.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ist das nicht interessant, Rosie? Du hast doch auch so komische Träume, oder? Ich wette, du würdest gern hören, was Hec so träumt.«
    Bildete er sich das nur ein, oder sah sie ihn mit amüsierter Berechnung an, womit sie ihm klarer als mit Worten zu verstehen gab: Okay, ich mache es, aber dann bin ich nicht dran, weil ich Troja gesehen habe.
    Ganz sicher bildete er sich das nur ein. Kein Kind konnte so super-subtil sein, noch nicht einmal Ellies Tochter. Oder?
    Sie sagte: »Manchmal träume ich davon, dass ich in einem wirklich großen Orchester die Klarinette spiele, ich führe ein Solo auf, und der Dirigent ist jemand ganz Berühmtes wie Simon Rattie, den ich gesehen habe, als mich Mum mal mit nach Leeds genommen hat, und in meinem Traum sieht er ganz genauso aus. Was träumst du, Hec?«
    Zögernd begann Hector von seinem Traum zu erzählen, wies mehrmals nachdrücklich darauf hin, dass es kein gewöhnlicher Traum gewesen sei, denn er schien ihn immer noch zu träumen, selbst wenn er wach war.
    Das ist verrückt, dachte sich Pascoe. Ein Mann auf einem von einem Jaguar gezogenen Streitwagen, der ihn absichtlich überfährt … Der Milchmann hatte einen großen Wagen erkannt, vielleicht einen Jaguar, der sich mit hoher Geschwindigkeit entfernt hatte … Damit, My Lord, schließe ich meinen Beweisvortrag ab. Das Gericht bricht unter hilflosem Gelächter zusammen.
    Er erhob sich und ging mit dem Block zum anderen Patienten. Den irreführenden Jaguar hielt er mit dem

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