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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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hinsichtlich der CAT erweisen.«
    Womit er ihm sagen wollte, dass er ihm nicht traute, in den nächsten Stunden irgendetwas in dieser Richtung zu unternehmen, dachte sich Pascoe.
    Aber darin irrte Trimble. Im örtlichen Umfeld kannte Pascoe alle Abkürzungen und Schleichwege. Sie waren ihm eingehend beigebracht worden. Außerhalb von Mid-Yorkshire allerdings, wo die Suche nach Youngman seiner Einschätzung nach zu beginnen hatte, sah es anders aus. Dalziel wäre dazu wohl in der Lage gewesen. Er konnte Strippen ziehen, deren anderes Ende manchmal an sehr seltsame Orte gebunden war. Ein Netz wie dieses musste für Pascoe erst geknüpft werden.
    Unter diesen Umständen jedenfalls bestand die schnellste Möglichkeit, der CAT zu zeigen, dass man ihr nicht traute, darin, so zu tun, als würde man ihr nicht trauen. Doch bevor er sich auf dieses Spiel einließ, musste er wesentlich mehr in der Hand haben.
    »Peter!«
    Er drehte sich um. Ellie kam mit Rosie auf ihn zu.
    Er hatte eine der Schwestern damit betraut, auf sie aufzupassen. Zunächst hatte er vorgeschlagen, sie zur krankenhauseigenen Kinderkrippe zu bringen, was aber eine solch furiose Reaktion hervorrief, dass er schnell zur Kantine übergeschwenkt war und zur Besänftigung zehn Pfund für Erfrischungen herausgerückt hatte.
    Dann hatte er Ellie angerufen, ihr von einem Notfall erzählt und sie gebeten, zu kommen und das Mädchen abzuholen.
    Wie immer hatte Ellie auf das Wort Notfall umgehend reagiert, ohne weitere Fragen zu stellen.
    Jetzt aber war sie da und erwartete Aufklärung.
    Ihre Reaktion glich der von Trimble.
    »Jemand will Hector umbringen?«, sagte sie ungläubig.
    »Aber warum?«
    Sie lauschte seiner Theorie mit einer Miene, die Galilei wahrscheinlich auch auf dem Antlitz des Großinquisitors hatte bestaunen dürfen.
    »Pete, um Himmels willen, das ist ja wie bei Quentin Tarantino. Ich meine … Hector!«
    »Gut«, sagte er gereizt. »Um das herauszufinden, müssen wir nur die Wache vor Hectors Zimmer abziehen, und wenn er umgebracht wird, wissen wir, dass ich recht gehabt habe!«
    »Sei nicht albern.«
    Finster starrte er sie an, richtete dann die Aufmerksamkeit auf seine Tochter und wollte die Diskussion abwürgen, bevor sie zu einem Streit ausartete, indem er sie aufforderte, mit dem Wechselgeld herauszurücken. Wie viele Erfrischungen konnte ein Mädchen in vierzig Minuten verdrücken? Sie betrachtete ihn mit der großäugigen Aufrichtigkeit ihrer Mutter, und noch bevor er etwas sagen konnte, kam es von ihr: »Ich glaube, Dad hat recht. Ich mochte den Mann auch nicht.«
    »Nein?«, entfuhr es Pascoe, entzückt über diese unerwartete Unterstützung. »Warum nicht?«
    »Na ja, er hat gelächelt, als er uns die Tür aufgehalten hat, aber ich hab genau gemerkt, dass er in Wirklichkeit angepisst war«, sagte Rosie. »Ich meine, viel angepisster, als man wäre, wenn der, den man besuchen möchte, nicht da ist.«
    Sollte er sie jetzt tadeln, weil sie – zweimal – »angepisst« gesagt hatte, oder es auf sich beruhen lassen, weil sie es zu seiner Unterstützung gesagt hatte?, fragte sich Pascoe. Ellie kannte solche Zweifel nicht.
    »Komm, mein Mädchen«, sagte sie zornig. »Wir fahren nach Hause, und auf dem Weg dorthin werden wir uns eingehend über deine besondere Beziehung zur Sprache Shakespeares unterhalten. Irgendeine Vorstellung, wie lang es hier noch dauert?«
    Waffenstillstand angeboten und angenommen. »Nicht lang«, versprach er. Sie küssten sich. Definitiv angenommen.
    Er sah ihnen nach. Sie hatte recht. Falls er recht hatte, sollte er vielleicht aufpassen.
    Und die Menschen, auf die er am meisten aufpassen musste, lagen natürlich nicht in einem Krankenhausbett, sondern entfernten sich gerade von ihm.
    An der Tür drehte sich Ellie noch einmal um. »Hab ganz vergessen zu fragen. Wie geht’s Andy?«
    Pascoe sah zu seiner Tochter, die ihn komplizenhaft anlächelte.
    »Nichts Neues. Die Ärzte haben nichts rausgerückt«, sagte er.

14
    Der Tang der Inseln
    Andy Dalziel ist auf dem Weg zu Mairis Hochzeit.
     
    Heitren Sinns marschieren wir
    Fers’ an Fers’ und Schritt für Schritt
     
    Stolz, aus Yorkshire zu stammen, stolz auf alles, was seine liebliche Yorkshire-Mutter zu seinem Wesen beigetragen hatte, stolz darauf, mit den Besten unter ihnen »On Ilkla Moor baht’at’« zu schmettern, war es doch immer die Musik der väterlichen Familienlinie gewesen, die die Saiten seines Herzens zum Schwingen gebracht und ihm Tränen in die

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