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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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hinunter. Dann drehte er sich zwei- oder dreimal um die eigene Achse und versuchte seinen Schwanz zu fangen, bis er sich schließlich zu meinen Füßen als warmes, atmendes Kissen zusammenrollte.
    So ein Köter war mir noch nicht untergekommen. Das war kein Hund, sondern eine Kriegswaise. Ihn so zwischen meinen Füßen zu spüren, ließ mich noch träger werden. Dabei musste ich jetzt endlich aktiv werden und versuchen, diesem Tag doch noch einen Sinn abzugewinnen. Ich musste versuchen, den Hund dazu zu bewegen, dass er mich zu seinem Herrchen brachte. Doch der hatte die Augen geschlossen und fing gerade an, wohlig zu schnarchen.
    Ich erhob mich aus dem Korbsessel. Im Schlafzimmer zog ich mir schnell Jeans und ein sauberes Lacoste-Shirt an. Die Fensterläden waren geschlossen, und eswar so dunkel, dass ich nicht einmal die Farbe erkennen konnte. Als ich gerade dabei war, den Gürtel zu schließen, hörte ich das dumpfe Knurren des Hundes. Und dann die Stimme einer Frau, die näher zu kommen schien.
    Als ich auf die Veranda trat, sah ich die Französin den Pfad im Weinberg entlanglaufen. Sie war nicht allein. Offensichtlich kam sie gerade vom Meer zurück, denn sie trug wieder ihren pastellfarbenen, durchscheinenden Pareo, der ihre üppigen Kurven eher unterstrich als verhüllte, und Sandalen mit halsbrecherisch hohen Absätzen. Das Weiß ihres wie immer sehr knappen Bikinis strahlte in der Sonne. Sie gab eine ziemlich komische Figur ab, wie sie mir da entgegenstöckelte und mit einer Hand ihren Strohhut, mit der anderen den Arm ihres jungen Begleiters festhielt. Die beiden waren gut gelaunt, lachten in einem fort und wirkten sehr vertraut miteinander. Der Mann trug ein eng anliegendes schwarzes Shirt, Jeans und Turnschuhe. Er stützte die Französin nicht nur, sondern trug ihr sogar die Tasche.
    Ich beobachtete das skurrile Paar und kam zu dem Schluss, dass die beiden auf diese Weise wohl der ganzen Welt eine skandalöse Wahrheit offenbaren wollten. Vielleicht war es auch ein Hauch von Jugend, die sich nicht zu früh ad acta legen lassen wollte. Als sie auf der Höhe der Feigenbäume waren, die den Hofeingang wie prächtige Säulen aus alten Zeiten säumten, bemerkte mich die Frau, winkte mir zu und schmetterte mir mit ihrer schrillen Stimme einen über die Maßen fröhlichen Gruß zu.
    »Bonjour, Monsieur Pagano.«
    »Bonjour à vous, Madame.«
    Der Köter fletschte noch immer die Zähne. Obwohl ihn niemand darum gebeten hatte, hatte er sich wohl in den Kopf gesetzt, den Wachhund für mich zu spielen. Vielleicht hielt er mich aber auch für ein Schaf.
    »Ruhig, Kleiner«, flüsterte ich ihm besänftigend zu. »Schlaf weiter.«
    Die beiden Spaziergänger waren inzwischen bis zur Veranda gekommen, wo über ihren Köpfen die Vormittagssonne zaghaft die im Meerwind bebenden Blätter des Zürgelbaumes sprenkelte. Der Mann beäugte mich mit einem kalten Blick, sie dagegen schenkte mir ein verschwörerisches, gleichsam in Zellophan verpacktes Lächeln.
    »Darf ich Ihnen
attendente
Vincenzo Puddu vorstellen?«
    Ich gab ihm die Hand und spürte den festen, maskulinen Händedruck. Ein Kraftpaket. Nicht sehr groß, aber stämmig und muskulös. Er hatte einen dunklen Teint und anthrazitfarbene Augen, die er halb geschlossen hielt, wie zwei Sehschlitze, aus denen er die Welt mit einem gewissen Abstand beobachten konnte. So, als müsste er vor die Seele, die sich dahinter verbarg, einen Schleier hängen.
    Seine aufrechte Körperhaltung sprach dafür, dass er zu jenen Menschen gehörte, die vor dem Spiegel den richtigen Gang einüben, ehe sie nach draußen gehen. Ein Bein leicht eingeknickt, die Daumen in den Hosentaschen der Jeans, so stand er da, die schwarzen Haare kurz geschnitten und mit reichlich Gel fixiert.Um das linke Handgelenk trug er neben der protzigen Taucheruhr ein dickes goldenes Armband. Er musste um die dreißig sein und stellte seine von dem engen T-Shirt mehr als betonte Fitnessstudiofigur zur Schau wie eine Visitenkarte.
    »
Attendente
? Sind Sie beim Militär?«
    Wieder antwortete die Frau. »Oh nein, Vincenzo ist die rechte Hand meines Gatten und überwacht das Geschehen auf den Ländereien.«
    Ich hätte gern mehr darüber gewusst und fragte mich, welche Art von Vertrauen ein Mann wie Ganci ihm wohl entgegenbringen mochte. Vorausgesetzt, dass Ganci wirklich der gnadenlose Herrscher über Grund, Boden und Menschen war, als den Virgilio ihn mir beschrieben hatte. Doch ich befand es für besser, keine weiteren

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