Der Tod Verhandelt Nicht
füllte ich mein Glas mit Eiswürfeln und Whisky, und trank dann so lange, bis weder die Böen des Mistrals noch die klappernden Fensterläden mich länger störten. Irgendwann warf ich mich aufs Bett und schlief wie ein Toter, das eingeschaltete Handy neben mir auf dem Kissen.
»Ist jemand zu Hause? Kann ich hereinkommen?«
Ich fuhr hoch. Die Sonne drang durch die Lamellen der geschlossenen Fensterläden in die Dunkelheit des Zimmers, scharfe Klingen aus vergoldetem Licht zerschnitten die staubige Luft. Ich lag ausgestreckt auf dem Bett, nur mit einer Badehose bekleidet. Ein Glück, dass ich wenigstens die anhatte, denn in der geöffneten Tür stand Martine Ganci. Sie trug einen schwarzen Bikini, den durchsichtigen Pareo und ihrenmit einem fuchsiafarbenen Tuch umwickelten Strohhut.
»Störe ich?«
»Wie spät ist es?«
»Halb elf. Ich hätte nicht gedacht, dass Detektive so lange schlafen. Werden Sie nicht fürs Arbeiten bezahlt?«
»Was wollen Sie?«
»Mit Ihnen sprechen. Sie haben also meinem Mann eingeredet, dass er mich zum Teufel jagen soll?«, sagte sie, während sie an mein Bett trat.
Nachdem ich wohl oder übel ein Stück zur Seite gerückt war, nahm sie wie selbstverständlich auf der Matratze Platz. Sie zog ein Knie unters Kinn und stellte den nackten Fuß auf mein Bett, sodass die rotlackierten Zehennägel wie Blut auf dem weißen Laken leuchteten. Ihr Gesicht wirkte ruhig und gelassen, und in ihrer Stimme vibrierten eine Wärme und eine Freundlichkeit, die kaum zu dem Gesprächston passten, den sie gerade angeschlagen hatte. Ich versuchte, ihrem Blick standzuhalten und ihre wirklichen Absichten zu erahnen. Langsam und geschmeidig wie Honig drang nach und nach ihr Zitrusduft zu mir und ließ mich die Weichheit ihres Körpers erahnen.
»Ich an seiner Stelle«, sagte sie jetzt, »hätte das längst getan. Aber darum geht es nicht: Ich bin eine begeisterte Leserin von Kriminalromanen, Monsieur Pagano. Mir ist aber noch nie ein Privatdetektiv untergekommen, der den Leuten Ratschläge erteilt, um die sie gar nicht gebeten haben. Sie sind eine echte Rarität.«
»Sie auch, Madame. In puncto Originalität übertrifft Sie niemand.«
In ihren Augen funkelte ein böser Glanz, und ihre Lippen formten sich zu einem verächtlichen Lächeln.
»Bezahlt dieser Sanna Sie dafür, dass Sie seinen Sohn finden oder dass sie die Ehre der Ehemänner retten, die ihre Frauen nicht mehr befriedigen können?«
»Er bezahlt mich, weil er die Vorstellung nicht ertragen kann, dass sein Sohn anders ist als er selbst.«
»Hört, hört, welch psychologisches Einfühlungsvermögen. Und wie Sie sich damit in Szene zu setzen verstehen, ohne dass Sie sich groß anstrengen und irgendetwas riskieren müssen. Sagen Sie, Monsieur Pagano, wie weit würden Sie selbst denn gehen? Hätten Sie den Mumm, einen Geldtransporter zu überfallen? Oder ist es vielleicht eher Ihre Spezialität, Pistolen einzusammeln, um sie in den Müll zu werfen?«
Jetzt rückte sie ein Stück näher, sodass ich die Seide ihres Pareos auf der Haut spürte, der das schwarze Dreieck des Bikinis nur notdürftig bedeckte.
»Sind Sie sicher, dass Ganci so leicht auf mich verzichten kann?«
»Ich bin sicher, dass es das einzig Vernünftige ist, was er tun kann, damit er nicht völlig fertiggemacht wird.«
Jetzt näherte sich ihr praller Busen meinem nackten Oberkörper, sodass ihr Strohhut mir die Sicht nahm, wie ein Vorhang, der unvermittelt über das Geschehen fällt. Dann spürte ich, wie sie mir mit der Zunge über die Brustwarzen fuhr und wie das Gewicht ihrer Brust gegen meinen Bauch drückte.
»Haben Sie Angst, dass ich Sie fertigmache?«, flüsterte sie. Ihr Atem und ihre Zunge ließen die Haut auf meiner Brust warm werden.
»Wieso hassen Sie ihn eigentlich so sehr? Was hat er Ihnen getan?«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt: Ich bin ein Mensch, der sich mit wenig zufrieden gibt.«
»Gestern Abend haben Sie aber behauptet, dass Sie viel kosten.«
»Oh, natürlich. Ich koste sogar sehr viel. Kein Mann kann sich vorstellen, wie viel, auch mein Ehemann nicht. Das liegt jedoch daran, dass Männer keine Ahnung davon haben, was für eine Frau wirklich wichtig ist«, erklärte sie mit laszivem Tonfall.
Ich merkte, dass ihre Manöver mich langsam in Stimmung brachten. Aber zum Glück half mir meine Empörung dabei, wieder runterzukommen. Ich packte sie an den Schultern und schob sie brüsk von mir weg.
»Jetzt reicht’s mit diesen Spielchen.
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