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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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Bank herumzurutschen. Als ich zu Ganci hinübersah, bemerkteich, dass auch er den jungen Mann beobachtete. Sein Blick war mitleidig, vielleicht sogar spöttisch. Die Beziehung zwischen den beiden Männern blieb für mich ein Rätsel, das ich einfach nicht ergründen konnte. Als Ganci meinen Blick bemerkte, lächelte er mich an.
    »Sie sehen, wir langweilen uns hier nicht«, raunte er mir zu.
    »Wenn man Ihre Frau so hört, war das auch früher nicht der Fall«, erwiderte ich. »Was haben Sie denn mit  ihr angestellt, dass sie sich als Gefangene gefühlt hat?«
    »Ach, meine Frau redet so manches daher. Der Drang, sich mitzuteilen, ist einfach stärker als sie. Ich war ein ganz normaler sardischer Emigrant und lebte in Frankreich. Wissen Sie, was es bedeutet, in einem fremden Land zu leben und zu arbeiten? Um sich Respekt zu verschaffen, muss man Härte zeigen, sonst behandeln sie einen wie einen räudigen Hund.«
    »So schlecht ist es Ihnen offenbar nicht ergangen. Ich habe auch im Ausland gearbeitet, nachdem ich aus dem Knast raus war. Ich habe in London, Kuba, New York, Paris gewohnt. Und an der Côte d’Azur, wo ich sechs Monate lang Tellerwäscher in einem Hotel in Nizza war. Das Einzige, was ich mit nach Hause gebracht habe, waren ein paar Fremdsprachenkenntnisse, Französisch und Spanisch, und auch mit Englisch komme ich einigermaßen klar. Ich könnte als Touristenführer arbeiten, aber nein, ich habe mir diesen unerfreulichen Job als Ermittler ausgesucht. Ein Job, der mich dazu zwingt, mein Leben aufs Spiel zu setzen, mich für verschollene Personen ins Zeug zu legen oder Ehepaarezu beschatten, die sich gegenseitig betrügen und bekriegen und um die Kinder ringen, als wären sie ihr Eigentum.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich will wissen, wie Sie so reich geworden sind.«
    »Geschäfte. Ich habe investiert, spekuliert und Häuser gebaut.«
    »In Frankreich?«
    »Auch, aber vor allem auf den Antillen, Haiti und Martinique. Eines Tages hatte ich aber die Nase voll davon, habe alles verkauft und bin nach Sardinien zurückgekehrt. Ich habe mir ein Grundstück gekauft und dieses Haus darauf bauen lassen, um hier in Ruhe die letzten Jahre meines Lebens zu verbringen. Denn es sind wirklich die letzten …«
    Der Mistral hatte inzwischen wieder angefangen zu wehen, und einige seiner kalten Böen erreichten sogar uns, wenn auch abgeschirmt von den massiven Mauern der Villa.
    »In Ruhe? Nach dem, was ich heute Abend hier erlebt habe    …«, sagte ich, während ich meine Pfeife stopfte.
    »Lassen Sie sich nur nicht vom Schein trügen, Signor Pagano. Martine und ich halten zusammen wie Pech und Schwefel.«
    Er lächelte und sah seine Frau an, die ihm einen belustigten, komplizenhaften Blick zuwarf. Ihre hellbraunen Augen waren nun ganz klein. Es musste an den Sommersprossen liegen oder an den vom Champagner geröteten Wangen oder vielleicht auch an der Schmollmiene, mit der sie uns zuhörte, jedenfalls sahsie aus wie ein kleines Mädchen. Ein egozentrisches kleines Mädchen von fünfzig Jahren.
    »Wann haben Sie sich kennengelernt?«, fragte ich.
    »Vor vielen, vielen Jahren«, erwiderte Ganci.
    »Dieser Bastard hat mich in Nizza von der Straße aufgelesen, da war ich achtundzwanzig«, mischte sich Martine mit einer vom Alkohol leicht vernebelten Stimme ein.
    Ganci machte Anstalten, ihren Arm zu streicheln, doch sie drehte sich weg und wandte sich an den jungen
attendente
, ganz Herrin des Hauses.
    »Hast du das Feuer ausgemacht? Bei dem Wind ist das gefährlich!«
    Er schaute sie an, überrascht von der unvermittelten Wendung des Gesprächs.
    »Ich hab das Ferkel doch nicht über einem Lagerfeuer gebraten.«
    Sie erhob sich. »Du wirst ja wohl keinen Brand verursachen wollen. Komm, wir gehen nachschauen.«
    Vincenzo blieb wie festgenagelt auf der Bank sitzen, kaum hatte er jedoch zu Ganci geschaut, stand er ohne ein weiteres Wort auf und folgte Martine unterwürfig hinters Haus.
    Nachdem ich ein paar tiefe Züge aus der Pfeife genommen hatte, sah ich Ganci durchdringend an und stellte ihm die Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag.
    »Warum jagen Sie Martine eigentlich nicht zum Teufel?«
    »Ich kann ohne sie nicht leben«, sagte er leise. »Ich kann mir nicht vorstellen, morgens aufzuwachen, ohneihren Körper neben mir zu haben, ihre Brüste, ihre Schenkel, die Hände, die Augen, in denen sich kindlicher Hass spiegelt …« Er umklammerte sein Glas so fest, dass ich fürchtete, es könnte

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