Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
Vom Netzwerk:
Könnten Sie sich bitte etwas verständlicher ausdrücken? Wenn Sie mit so wenig zufrieden sind, warum kämpfen sie dann so verbissen gegen den Mann, der Ihnen alles, was er besitzt, zu Füßen gelegt hat?«
    Sie ließ sich jedoch nicht beirren und sprach genauso weiter wie vorher, während sie noch immer meine Brust bearbeitete. Mit ihren schwarz umrandeten Augen blickte sie mich weich und schmachtend an, aus ihrem Blick sprach jedoch eine grenzenlose Traurigkeit. Ihre Wangen hatten sich rot gefärbt, fast so sehr, dass die Sommersprossen verschwanden. Dieses Rot verriet ihre Erregung und ihre Aufgewühltheit; unter der harten Maske der Frau von Welt war plötzlich das Gesicht eines kleinen Mädchens zum Vorschein gekommen, dem das Leben die Jugend geraubt zu haben schien.
    »Wenn Sie das nicht verstehen  – dann kann ich es Ihnen auch nicht erklären. Manche Dinge kann man nicht erklären.«
    »Versuchen Sie es wenigstens.«
    »Sie wissen doch, was ich für eine Vergangenheit habe. Als Ganci mich geheiratet hat, war ich noch als Prostituierte tätig.«
    Ich nickte, wie um sie zu ermuntern, doch ihre Antwort bestand darin, mir hingebungsvoll den Bauch zu streicheln, gefährlich nah an den Genitalien.
    »Ich habe als Prostituierte gearbeitet und mich auch so gefühlt. All die Jahre. Seit mein Vater in den Knast kam, weil er den Algerier umgebracht hatte. Und wissen Sie, warum? Weil er das nur getan hatte, um die Ehre unserer Familie zu retten. Wir waren fünf Kinder zu Hause, zwei Jungen und drei Mädchen. Unsere Eltern mussten beide arbeiten, um uns alle durchzubringen. Und ich war weder der Erstgeborene, den meine Mutter vorzog, noch das Nesthäkchen, der erklärte Liebling meines Vaters. Als ich aus Marseille abgehauen bin, ist es niemandem in den Sinn gekommen, nach mir zu suchen. Ich bin in Nizza auf den Strich gegangen, was in Marseille natürlich niemand wissen durfte. Selbstverständlich haben sie es trotzdem rausbekommen, weil die Polizei mich mehrmals geschnappt hat. Aber sie haben alle so getan, als wüssten sie von nichts. Für sie war ich inzwischen sowieso
gâtée:
Wegen dieses arabischen Bastards war ich in ihren Augen ein fauler Apfel geworden.«
    Sie ließ die Hand über meine Badehose gleiten, wo sie skandalöserweise auf eine beginnende Erektionstieß. Ich hatte mit aller Kraft dagegen angekämpft, aber es war einfach nichts zu machen. Ihre Finger wanderten noch weiter hinunter und machten sich an den Innenseiten meiner Schenkel zu schaffen.
    »Und was hat Ganci damit zu tun?«
    Ihre Miene verfinsterte sich für einen Moment, wie wenn eine Wolke sich in einer Vollmondnacht vor den Mond schiebt.
    »In Nizza habe ich für so einen Fettsack gearbeitet. Er war Korse und hatte drei oder vier Mädchen, die auf der
Promenade des Anglais
für ihn arbeiteten. So ein dämlicher Wichtigtuer, den seinerseits die größten Organisationen protegierten. Afrikaner. Dafür versorgte er sie mit seinen Geheimtipps, und wenn sie wollten, trieb er für sie ein paar weiße Nutten auf. Ganci war für mich der letzte Kunde nach einer sehr anstrengenden Nacht. ›Ich hole dich hier raus‹, hat er zu mir gesagt und ist auch an den folgenden Abenden zu mir gekommen. Er wollte
mich
, verstehen Sie? Bis der Korse irgendwann misstrauisch geworden ist. ›Halt dich von dem Mädchen fern‹, hat er zu Ganci gesagt, was den aber nicht beeindruckt hat. Eines Nachts hat er mich versteckt, ist dem Korsen daraufhin bis in eine verlassene Straße gefolgt, hat ihm eine Pistole in den Mund gesteckt und gedroht, ihn umzulegen, wenn er es wagen würde, mich zurückzuholen.«
    »Ungefähr so wie Ihr Vater mit dem Algerier.«
    »Er hat es nur leider nicht für mich getan.«
    Unvermittelt fiel mir ein Satz wieder ein, den Ganci am Abend zuvor gesagt hatte.
Aber sie gehört mir seit zwanzig Jahren.
    Inzwischen hatte Martine ihre Hand an meinem Bein hinaufgleiten lassen und durch die Badehose meinen erigierten Penis ergriffen.
    »Sind Sie immer noch sicher, dass es leicht ist, auf mich zu verzichten?«
    Da zog ich sie an mich und drückte meine Lippen auf ihren Mund, wobei ihr der Strohhut vom Kopf rutschte. Ihre Lippen waren weich und dufteten, und sie öffneten sich meiner Zunge mit fast melancholischer Hingabe.
    »Warum trennt ihr euch nicht?«, flüsterte ich kaum hörbar.
    Martine antwortete nicht, sondern saugte mich in einen Kuss hinein, mit dem sie vielleicht sogar ein mitleidsvolles Lächeln kaschierte.
    Just in diesem Moment hörte

Weitere Kostenlose Bücher