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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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wiedergutmachen. Doch manchmal waren die Dinge eben schwieriger, als sie schienen.
    Dass zum Beispiel Aglaja genau in dem Moment in Sarrala auftauchte, als Martine sich in meinem Schlafzimmer tummelte, hatte ich nicht vorhersehen können. So, wie die Dinge lagen, konnte ich ihr das Thema Ganci nicht länger vorenthalten. Oder vielleicht ja doch. Womöglich hatte ich einen Fehler gemacht und hätte alles kleinreden sollen. In Virgilios Augen las ich einen ernsthaften Vorwurf. Seine Toscano war inzwischen ausgegangen. Er holte sein Feuerzeug heraus und zündete sie wieder an, ohne einen Ton zu sagen. Sein Schweigen bürdete mir eine schreckliche Verantwortung auf, auch gegenüber seiner Tochter.
    »Ich hab Durst«, sagte Aglaja unvermittelt. »Ich geh rüber zur Bar und hol mir ein Bier.«
    »Ich komme mit«, erbot sich Laura sofort.
    Mit der Aufforderung, ihre Freundin einzuladen, steckte ich meiner Tochter fünf Euro zu, worauf die Mädchen von ihren Handtüchern aufsprangen und sich auf den Weg zu der nahe gelegenen Holzbude machten.
    »Was hat dich denn geritten?«, knurrte Virgilio, kaum dass die beiden sich etwas entfernt hatten. »Du kannst doch nicht mit Aglaja über Ganci reden!«
    »Bei ihrer Ankunft war gerade die Französin bei mir.«
    »Ach so ist das«, lautete sein lakonischer Kommentar.
    »Es tut mir leid, Virgilio. Ich werde alles tun, damit Aglaja sich da raushält.«
    »Das ist leichter gesagt als getan.«
    »Und du bearbeitest Laura. Deine Tochter scheint mir zum Glück noch etwas gefügiger zu sein, vielleicht hat sie ja einen guten Einfluss auf Aglaja.«
    »Und was ist das für eine Geschichte mit Mario Canu?«, wollte er wissen.
    »Ein Freund von der Genueser Mordkommission hat mir davon erzählt.«
    Bedächtig zog er an seiner Zigarre und blies den Rauch aus, langsam und im selben Rhythmus wie die Idee, die er in seinem Kopf ausbrütete.
    »Was, wenn die Mädchen recht haben?«
    »Dass Mario ein unbequemer Komplize war, den man einfach so verschwinden ließ?«
    »Wieso nicht?«
    »Und was ist mit Giovanni Puddu?«
    »Puddu war der Vater von Vincenzo.«
    »Das dachte ich mir schon. Ganci hat mir gesagt, dass er den Liebhaber seiner Frau nicht rauswerfen könne, wegen eines Versprechens, das er einem Freund kurz vor dessen Tod gegeben habe.«
    »Dieser Freund war sicherlich Giovanni.«
    »Und Ganci soll Mario Canu kaltgemacht haben?«
    »Das ist zumindest eine Möglichkeit. Vielleicht haben die restlichen drei Räuber nach dem Überfall ja abgerechnet.«
    »Und was ist mit den Verwandten von Canu? Wissen die das?«
    »Ich glaube, sie hegen seit Jahren einen Verdacht, aber die Angst vor Schande und Ächtung war bisher stärker als alles andere. Als Ganci aus Frankreich zurückgekommenist, haben sich im Grunde alle gefragt, wie er so viel Geld hatte anhäufen können. Keiner hat je eine Antwort darauf gefunden. Wenn sie in der Sache Gewissheit gehabt hätten, wäre er sicher längst tot.«
    »Willst du damit sagen, dass in Tertenia niemand wusste, dass sie den Coup zusammen durchgezogen hatten?«
    »Als Ganci das Dorf verlassen hat, war Mario Canu vier oder fünf Jahre alt. Sollten sich die beiden tatsächlich kennengelernt haben, so kann das nur in Frankreich passiert sein, jedenfalls weit weg von hier. In Tertenia hätte niemand die Wahrheit erfahren müssen. Die Canus sind arme, aber ehrenhafte und angesehene Leute. Mario hätte nie zugelassen, dass der Name seiner Familie besudelt wird.«
    »Deshalb haben sie ihr ganzes Vermögen geopfert, um ihn suchen zu lassen.«
    »Auch deshalb, ja. Sie wollten vor den Augen aller den Verdacht zerstreuen, dass er in irgendeiner paradiesischen Ecke sitzt und seinen Anteil der Beute verprasst. Indem sie ihn suchen ließen, zeigten sie allen, dass sie nichts zu verbergen hatten.«
    »Und haben sie das wirklich geglaubt?«
    »Wer weiß das schon? In dieser ganzen Geschichte ist das einzig Sichere die Liebe der Eltern zu ihrem Sohn. Der Vater ist vor fast dreißig Jahren gestorben, als Mario noch sehr klein war. Seine Frau hatte ihm sieben Kinder geschenkt, drei Mädchen und vier Jungen. Mario war der Jüngste und hatte einen rebellischen Charakter, war immer bereit, einen Streit anzuzetteln. Er war ein attraktiver junger Mann, der wesentlich besserdarin war, Frauen zu erobern, als Männerfreundschaften zu erhalten. Im Dorf war er nicht besonders gern gesehen. Aber der Liebling seiner Mutter war er von Anfang an. Sie hat ihn suchen lassen, weil sie ihn über

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