Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
Vom Netzwerk:
kurz. Ein untrügliches Zeichen für eine empfangene Textnachricht. Unbemerkt von den Blicken der anderen holte sie das Telefon heraus. Zaghaft führte sie den Finger ans Display und berührte es vorsichtig, bis sich der SMS -Eingang öffnete.
    Örnie gab ein anerkennendes Grunzen von sich, als er das Designertelefon erblickte, und Börnie meinte zu Kermit: »Aha, unser Nachwuchs war einkaufen?«
    »Schön langsam lernt sie es«, meinte der Junge mit der ungesunden Gesichtsfarbe.
    Doch davon bekam sie relativ wenig mit, war sie doch damit beschäftigt, sich nichts anmerken zu lassen. Die Nachricht hatte sie verunsichert. Sie war sehr bestimmt gewesen, so als ob der Verfasser nicht mit Widerstand rechnete: »du hast etwas das dir nicht gehört – ich werde es mir holen ich werde dich finden«
    Sie war nicht so recht bei der Sache. Ob es eine Mobilbox gab? Sie filmte zwar die Szene, doch folgen konnte sie ihr nicht. Obwohl die Mortals schnell ein Grüppchen von drei Personen in schwarzen Shirts und mit weißen Schuhen, dem üblichen Outfit der Panthers, gefunden und aufgemischt hatte. Kermit leistete volle Arbeit und Gorki stieß hysterische Laute aus, die nur entfernt an Lachen erinnerten. Passanten beschleunigten ihre Schritte, ein älterer Mann meinte, es gehe hier zu wie im Krieg, die Jugend bräuchte endlich wieder eine starke Führung. Zwei Skins applaudierten. Irgendwer musste dann doch die Polizei gerufen haben. Sirenen waren zu hören. Die kämpfenden Mortals sprangen in den nächsten einfahrenden Zug, während Mini die Bahn beinahe verpasst hätte – auf der Suche nach der Mobilbox. Blöd war nämlich, dass ihr die Bedienungsanleitung zu diesem Ding fehlte. Im Vorbeilaufen richtete sie die Kamera noch schnell auf die drei sich am Boden krümmenden Burschen, dann schlossen sich die Türen auch hinter ihr. So eine Aktion zog man eben durch, wenn der Zug abfuhr.

    Sie johlten und grölten, als sie die brutalen Szenen auf dem spiegelfreien Display betrachteten. Örnie kannte sich mit dem Ding ganz gut aus und schickte sich das Filmchen per E-Mail. Dann zeigte er Mini, wie man die Mobilbox abhören konnte. Diese steckte das Telefon ein und stieg bei der Station Breitensee aus. Sie wollte ihre Ruhe haben. Zu Hause saß ihr Vater schon wieder vor dem Fernseher und herrschte sie an, warum sie nicht in der Schule sei. »Weil Ferien sind«, antwortete sie. Aber woher sollte ihr Alter das wissen? Er ging seit Jahren keiner geregelten Beschäftigung nach. In ihrem Zimmer verdunkelte sie das Fenster und klemmte sich das Telefon ans Ohr.
    Egal, wo du bist, ich werde dich finden
, sagte eine beunruhigend ruhige Stimme. Der Mann schien emotionslos, als er berichtete, sein Sohn habe sich das Telefon ungefragt ausgeborgt. »Aber jetzt will ich es wiederhaben. Vielleicht sehe ich dir sogar nach, dass du meinem Jungen die Schneidezähne ausgeschlagen hast, wenn du das Telefon ganz schnell zurückbringst.« Er erklärte, dass Mini es bis 18 Uhr in einem Abfallkorb der Vorortlinie, und zwar in jener Station, in der sie es geraubt hatte, deponieren solle. »Ich kann dich jederzeit aufspüren, weil ich ein Tracking-App auf dem Telefon habe. Ich werde bald wissen, wo du wohnst, und dann komme ich. Wir werden sicher viel Spaß haben!«
    Sie fuhr sich über die Arme, weil sie hoffte, damit die Gänsehaut zu vertreiben. Das Scheißding hatte ihr nur Scherereien eingebracht. Wahrscheinlich war es ohnehin das Beste, es schnellstens wieder loszuwerden. Sie zog ein Kapuzenshirt mit Totenkopf an und verließ mit dem Skateboard abermals das Haus. Sie hatte noch gute zwei Stunden Zeit. Von der S-Bahn hatte sie heute schon genug, also rollte sie über den Gehsteig. Eine alte Frau wich entsetzt zurück. Ebenso eine Mutter mit kleinem Kind. Mini kümmerte es nicht. Ihre Hose flatterte im Fahrtwind. Okay, sagte sie sich, als das Telefon wieder läutete, ich werde dem Typen sagen, dass ich schon auf dem Weg bin, er braucht mich nicht weiter zu drangsalieren. Sie stieg von ihrem Board, um abzuheben.
    Bevor sie sich melden konnte, sagte eine Stimme, die nichts mit der Ruhe der vorigen Nachricht gemein hatte: »Okay, wir ziehen das schon früher durch. Die Polizei hat einen Zund bekommen. Du schmeißt die Ware um 17 Uhr beim Bahnsteig in Hernals beim Meinl-Plakat in den Kübel. Einer meiner Leute checkt das. Die Kohle findest du dann beim Ausgang auf der Toilette im Handtuchhalter. Aber leg mich nicht rein, unten wartet auch einer meiner

Weitere Kostenlose Bücher