Der Tod wartet
an. «Ich ging hin und – debattierte mit ihr.» Er sprach in völlig verändertem Ton – bedächtig und fast ausdruckslos. «Ich sagte ihr, dass ich zwischen ihr und dir wählen musste – und dass ich mich für dich entschieden hatte.»
Beide schwiegen.
Fast selbstbewusst fügte er hinzu: «Ja, genau das habe ich ihr gesagt.»
Vierzehntes Kapitel
A uf dem Rückweg begegnete Poirot zwei Personen. Die erste war Mr Jefferson Cope.
«Monsieur Hercule Poirot? Mein Name ist Jefferson Cope.»
Die beiden Männer schüttelten sich in aller Form die Hand.
Mr Cope, der sich Poirot anschloss, sagte im Weitergehen: «Ich habe erst jetzt erfahren, dass Sie quasi routinemäßig den Tod meiner alten Freundin Mrs Boynton untersuchen. Eine böse Geschichte. Die alte Dame hätte nie und nimmer eine so beschwerliche Reise unternehmen dürfen, so viel steht fest. Aber sie war dickköpfig, Monsieur Poirot. Sie ließ sich von niemandem dreinreden. Sie war ein richtiger Haustyrann – hatte vermutlich zu lange immer ihren Willen durchgesetzt. Und was sie sagte, wurde ohne Widerrede gemacht. Ja, Sir, genau so war es.»
Mr Cope schwieg eine Weile.
«Monsieur Poirot, ich wollte Ihnen eigentlich nur sagen, dass ich ein alter Freund der Familie bin. Klar, dass alle ziemlich durcheinander sind wegen dieser Geschichte und dass sie verständlicherweise nervös und gereizt sind. Wenn also irgendwelche Dinge zu erledigen sind – irgendwelche Formalitäten, Vorkehrungen für die Beisetzung, die Überführung der Leiche nach Jerusalem –, also da würde ich ihnen gerne so viel wie möglich abnehmen. Sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn etwas zu tun ist.»
«Ich bin sicher, die Familie wird Ihr Angebot zu schätzen wissen», sagte Poirot und fügte dann hinzu: «Soviel ich weiß, sind Sie ein besonderer Freund der jungen Mrs Boynton.»
Mr Jefferson Cope errötete ein klein wenig.
«Na ja, dazu gibt es nicht viel zu sagen, Monsieur Poirot. Wie ich höre, hatten Sie heute Vormittag eine Unterredung mit Mrs Lennox Boynton, und sie hat Ihnen gegenüber bestimmt angedeutet, wie die Dinge zwischen uns stehen, aber das ist jetzt alles vorbei. Mrs Boynton ist eine sehr feine Frau, und sie meint, dass es ihre vordringliche Pflicht ist, ihrem Mann angesichts dieses schmerzlichen Verlustes beizustehen.»
Er schwieg. Poirot quittierte seine Worte mit einem leichten Neigen des Kopfes und sagte dann:
«Es ist der Wunsch von Colonel Carbury, einen exakten Bericht über den Nachmittag von Mrs Boyntons Tod zu erhalten. Können Sie mir den Verlauf des bewussten Nachmittags schildern?»
«Aber gern! Nach dem Lunch und einer kurzen Ruhepause brachen wir zu einer zwanglosen Erkundungstour auf. Und zwar ohne diesen unmöglichen Dragoman. Der Mann dreht völlig durch, wenn er auf das Thema Juden kommt. In dieser Hinsicht ist er meiner Meinung nach nicht zurechnungsfähig. Wie gesagt, wir brachen auf. Und auf diesem Spaziergang kam es zu der Unterredung mit Nadine. Danach wollte sie mit ihrem Mann allein sein, um die Sache mit ihm zu besprechen. Ich ging allein weiter, arbeitete mich in einem Bogen zum Camp zurück. Etwa auf halbem Wege traf ich auf die beiden englischen Ladys, die am Vormittag mit uns auf der Exkursion gewesen waren – eine von ihnen ist, glaube ich, eine englische Adelige, stimmt’s?»
Poirot sagte, dass dies der Fall sei.
«Ja, eine feine Frau, mit scharfem Verstand und sehr gebildet. Die andere schien mir ein bisschen schwach auf der Brust zu sein – sie war halb tot vor Erschöpfung. Für eine ältere Dame war die Exkursion am Vormittag sehr anstrengend gewesen, vor allem wenn sie die Höhe nicht verträgt. Na ja, wie gesagt, ich traf also die beiden Damen und konnte ihnen gewisse Auskünfte geben. Wir gingen zusammen ein bisschen herum und kamen gegen sechs ins Camp zurück. Lady Westholme bestand darauf, Tee zu trinken, und ich hatte das Vergnügen, eine Tasse mittrinken zu dürfen – der Tee war ziemlich dünn, schmeckte aber ganz interessant. Dann deckten die Boys den Tisch fürs Abendessen, und einer sollte die alte Dame holen, die aber, wie er feststellte, tot in ihrem Stuhl saß.»
«Sahen Sie sie auf dem Rückweg ins Camp?»
«Ich sah, dass sie dort saß – nachmittags und abends war das ihr üblicher Platz, aber ich schenkte ihr keine besondere Aufmerksamkeit. Ich erläuterte Lady Westholme nämlich gerade die Gründe unseres Konjunkturrückgangs. Außerdem musste ich ein Auge auf Miss Pierce haben. Sie war so
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