Der Tod wartet
Gefühl befiehlt.»
Ehrlich bewegt sagte sie: «Du bist so gut, Jefferson. So geduldig! Und ich habe dich so schlecht behandelt. Ich war richtiggehend gemein zu dir.»
«Jetzt hör mal zu, Nadine. Lass uns eines klarstellen. Ich habe immer gewusst, wo meine Grenzen liegen, was dich betrifft. Ich liebe dich und schätze dich, seit ich dich kenne. Ich will nur, dass du glücklich bist. Mehr habe ich nie gewollt. Mit ansehen zu müssen, dass du unglücklich bist, hat mich fast wahnsinnig gemacht. Und ich sage ganz offen, dass ich Lennox die Schuld daran gegeben habe. Ich hatte das Gefühl, dass er es nicht verdiente, dich zu behalten, wenn ihm dein Glück nicht ein klein wenig mehr bedeutete, als dies der Fall zu sein schien.»
Mr Cope holte tief Luft und fuhr fort:
«Aber ich gebe zu, dass ich, nachdem ich euch nach Petra begleitet hatte, den Eindruck gewann, dass es vielleicht doch nicht nur Lennox’ Schuld war, wie ich gedacht hatte. Er war nicht eigennützig, was dich betraf, sondern eher viel zu uneigennützig, was seine Mutter anging. Ich will über Tote ja nichts Schlechtes sagen, aber ich glaube, dass deine Schwiegermutter eine ungewöhnlich schwierige Frau war.»
«Ja, das kann man wohl sagen», murmelte Nadine.
«Auf jeden Fall», fuhr Mr Cope fort, «bist du gestern zu mir gekommen und hast gesagt, dass du dich endgültig entschieden hättest, Lennox zu verlassen. Ich begrüßte deinen Entschluss. Das war doch kein Leben, was du da führtest. Und du warst ganz ehrlich zu mir. Du hast nicht so getan, als ob du mehr als nur Zuneigung für mich empfindest. Nun, mir genügte das. Alles, was ich wollte, war, für dich sorgen zu dürfen und dir das zu bieten, was du verdient hast. Ich muss zugeben, das war einer der glücklichsten Nachmittage in meinem Leben.»
«Es tut mir Leid!», rief Nadine aus. «Es tut mir so Leid!»
«Dazu besteht kein Grund, weil ich schon die ganze Zeit das komische Gefühl hatte, dass alles nur ein Traum war. Ich spürte, dass ich damit rechnen musste, dass du es dir bis zum nächsten Morgen anders überlegt haben könntest. Nun, die Lage hat sich grundlegend geändert. Du und Lennox könnt jetzt euer eigenes Leben führen.»
Nadine sagte leise: «Ja. Ich kann Lennox nicht verlassen. Bitte verzeih mir.»
«Da gibt es ist nichts zu verzeihen», erklärte Mr Cope. «Du und ich werden einfach wieder gute alte Freunde sein und den bewussten Nachmittag vergessen.»
Nadine legte sanft die Hand auf seinen Arm. «Danke, lieber Jefferson. Ich muss jetzt zu Lennox.»
Sie drehte sich um und ging. Mr Cope setzte seinen Weg allein fort.
Nadine fand Lennox im griechisch-römischen Theater. Er saß ganz oben und war so in Gedanken versunken, dass er sie erst richtig bemerkte, als sie sich atemlos neben ihm niederließ.
«Lennox.»
«Nadine.» Er drehte sich halb zu ihr um.
«Wir hatten noch keine Gelegenheit, miteinander zu reden», sagte sie. «Aber du weißt, dass ich dich nicht verlassen werde, oder?»
Ernst erwiderte er: «Hattest du das denn tatsächlich vor, Nadine?»
Sie nickte. «Ja. Ich hatte das Gefühl, dass mir nichts anderes übrig blieb. Ich hoffte, dass – dass du mich zurückhalten würdest. Der arme Jefferson! Ich war ja so gemein zu ihm.»
Lennox lachte plötzlich laut auf. «Nein, das ist nicht wahr. Ein Mensch, der so selbstlos ist wie Cope, muss Gelegenheit bekommen, seinem Edelmut freien Lauf zu lassen! Und du hattest Recht, Nadine. Als du mir sagtest, dass du mit ihm fortgehen willst, hast du mir den Schock meines Lebens versetzt! Weißt du, ich glaube allen Ernstes, dass ich in letzter Zeit auf dem besten Wege war, den Verstand zu verlieren. Warum zum Teufel habe ich meiner Mutter nicht ins Gesicht gelacht und bin mit dir fortgegangen, als du mich darum gebeten hast?»
«Weil du es nicht konntest, Liebster», sagte sie sanft. «Weil es unmöglich war.»
Lennox sagte sinnend: «Mutter war schon ein verdammt merkwürdiger Mensch… Ich glaube, sie hatte uns alle irgendwie hypnotisiert.»
«So ist es.»
Lennox sann geraume Zeit nach. Dann sagte er: «Als du es mir an dem Nachmittag sagtest, war ich wie vor den Kopf geschlagen! Ich ging völlig benommen zurück, und dann ging mir plötzlich auf, was ich doch für ein verdammter Idiot gewesen bin! Und mir wurde klar, dass es nur eins gab, wenn ich dich nicht verlieren wollte.»
Er spürte, wie sie erstarrte. Seine Stimme wurde härter. «Ich ging hin und – »
«Sprich nicht weiter…»
Er sah sie rasch
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