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Der Tod wartet

Der Tod wartet

Titel: Der Tod wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sagte scharf: «Das ist doch völlig absurd, Monsieur Poirot! Wir waren alle müde an dem Abend. Ich gebe zu, wir hätten selbst gehen müssen, aber an dem Abend taten wir es nun einmal nicht!»
    «Genau das meine ich – an dem bewussten Abend! Sie, Madame, kümmerten sich vielleicht mehr um sie als jeder andere. Sie hielten es für Ihre selbstverständliche Pflicht. Doch an diesem Abend boten Sie nicht an, sie holen zu gehen. Warum nicht? Genau das fragte ich mich – warum nicht? Und ich will Ihnen die Antwort verraten: Weil Sie sehr wohl wussten, dass sie tot war…
    Nein, sagen Sie jetzt nichts, Madame.» Poirot hob abwehrend die Hand. «Sie werden mir jetzt zuhören – mir, Hercule Poirot! Es gab Zeugen für Ihr Gespräch mit Ihrer Schwiegermutter. Zeugen, die Sie sehen, aber nicht hören konnten! Lady Westholme und Miss Pierce waren zu weit weg. Die beiden Damen sahen, wie Sie sich ansche i nend mit Ihrer Schwiegermutter unterhielten, aber welche Beweise haben wir, dass es sich tatsächlich so verhielt? Ich möchte Ihnen eine kleine Theorie vortragen. Sie haben Verstand, Madame. Wenn Sie in Ihrer ruhigen und überlegten Art etwas beschließen – sagen wir die Beseitigung der Mutter Ihres Mannes –, dann führen Sie es mit Umsicht und nach der entsprechenden Vorbereitung aus. Sie haben Zugang zu Dr. Gérards Zelt, während dieser an der morgendlichen Exkursion teilnimmt. Sie sind ziemlich sicher, dass Sie ein geeignetes Arzneimittel finden werden. Ihre Ausbildung als Krankenschwester hilft Ihnen dabei. Sie wählen Digitoxin, ein Medikament, das die alte Dame einnimmt – und Sie nehmen seine Injektionsspritze an sich, denn Ihre eigene ist zu Ihrem Ärger verschwunden. Sie hoffen, die Spritze zurückbringen zu können, bevor der Doktor ihr Fehlen bemerkt.
    Bevor Sie mit der Ausführung Ihres Plans beginnen, unternehmen Sie einen letzten Versuch, Ihren Mann zum Handeln zu veranlassen. Sie teilen ihm Ihre Absicht mit, Jefferson Cope zu heiraten. Obwohl Ihr Mann äußerst bestürzt ist, reagiert er nicht so, wie Sie gehofft hatten – Sie sind also gezwungen, Ihren Mordplan in die Tat umzusetzen. Sie gehen zurück ins Camp und wechseln im Vorbeigehen einige freundliche Worte mit Lady Westholme und Miss Pierce. Sie gehen hinauf, wo Ihre Schwiegermutter sitzt. Die Spritze mit dem Medikament haben Sie bei sich. Es ist nicht schwer, ihr Handgelenk zu packen und – als Krankenschwester haben Sie schließlich Übung darin – die Spritze zu verabreichen. Bevor Ihre Schwiegermutter begreift, was Sie tun, ist alles vorbei. Die anderen Leute weiter unten im Tal sehen nur, dass Sie mit ihr reden, sich über sie beugen. Dann holen Sie ganz bewusst einen Stuhl, setzen sich zu ihr und plaudern offenbar einige Minuten mit ihr. Der Tod muss fast augenblicklich eingetreten sein. Sie reden mit einer Toten, aber wer würde das erraten? Dann bringen Sie den Stuhl zurück und gehen hinunter ins Gemeinschaftszelt, wo Sie Ihren Mann lesend vorfinden. Und Sie sind sehr darauf bedacht, das Zelt nicht wieder zu verlassen! Sie sind überzeugt, dass man Mrs Boyntons Tod auf Herzversagen zurückführen wird. Und die Todesursache wird ja tatsächlich Herzversagen sein. Nur in einem Punkt geht Ihr Plan schief. Sie können die Spritze nicht in Dr. Gérards Zelt zurückbringen, weil der gute Doktor mit einem Malariaanfall darniederliegt und – was Sie nicht wissen können – die Spritze bereits vermisst hat. Das, Madame, war der schwache Punkt eines ansonsten perfekten Verbrechens.»
    Einen Moment lang herrschte Stille – Totenstille. Dann sprang Lennox Boynton auf und schrie:
    «Nein! Das ist eine verdammte Lüge! Nadine hat nichts damit zu tun. Sie hätte es gar nicht tun können. Meine Mutter – meine Mutter war bereits tot.»
    «Ah!» Poirot bedachte ihn mit einem freundlichen Blick. «Dann haben also Sie sie getötet, Mr Boynton.»
    Wieder herrschte Schweigen – bis Lennox sich auf seinen Stuhl fallen ließ und zitternd die Hände vors Gesicht schlug.
    «Ja – es stimmt. Ich habe sie getötet.»
    «Sie entwendeten das Digitoxin aus Dr. Gérards Zelt?»
    «Ja.»
    «Wann?»
    «Als – wie Sie sagten, am Vormittag.»
    «Und die Spritze?»
    «Die Spritze? Die auch.»
    «Warum haben Sie sie getötet?»
    «Das fragen Sie noch?»
    «Ja, das frage ich Sie, Mr Boynton.»
    «Aber das wissen Sie doch – meine Frau wollte mich verlassen, mit Cope…»
    «Gewiss, aber das erfuhren Sie erst am Nachmittag. »
    Lennox starrte ihn an. «Ja, als

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