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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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erklärte Bin Laden dem in London stationierten palästinensischen Redakteur Abdel Bari Atwan, dass al-Qaida für den Angriff auf die amerikanischen Truppen in Mogadischu im Jahr 1993, für den Bombenanschlag auf das Ausbildungszentrum der Nationalgarde in Riad im Jahr 1995 und für die Attacke auf die Khobar Towers im Jahr 1996 verantwortlich sei, obwohl es bis heute keine Beweise für diese Behauptungen gibt. Fest steht, dass er von Männern umgeben war, an deren Händen viel Blut klebte, darunter Sawahiri. Und er unterstützte die Aktivitäten des ägyptischen Dschihad. Die CIA bezeichnete ihn zu jener Zeit als einen Terrorfinanzier, wenn sie ihn auch für einen Finanzier mit beschränkten Mitteln hielt. Doch eine Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten war eine großartige Werbung in eigener Sache, und dieser Mann, der derart viel Prügel hatte einstecken müssen, konnte der Verlockung nicht widerstehen. Seine Gastgeber hatten eine solche Publicity zwar verboten, aber als es Bin Laden einmal gelungen war, das Interesse der Weltöffentlichkeit zu wecken, ließ er nicht mehr zu, dass ihm die Aufmerksamkeit wieder entzogen wurde.
    Der CNN-Reporter Peter Arnett fragte Bin Laden nach seinem Verhältnis zur saudischen Königsfamilie. Bin Laden erklärte, die saudischen Herrscher hätten sich den Vereinigten Staaten zu Füßen geworfen, „und damit hat sich das Regime gemäß den Bestimmungen der Scharia außerhalb der religiösen Gemeinschaft gestellt“. Mit anderen Worten, er erklärte die Angehörigen der Königsfamilie zu Ungläubigen, womit sie getötet werden durften.
    Arnett fragte, was für eine Gesellschaft er errichten werde, sollte die islamistische Bewegung die Herrschaft in Saudi-Arabien erringen. Bin Ladens exakte Antwort lautete: „Wir sind zuversichtlich, dass die Muslime mit der Erlaubnis Gottes - er sei gepriesen - auf der arabischen Halbinsel den Sieg erringen werden, und dass die Religion Gottes - er sei gepriesen - auf dieser Halbinsel die Oberhand gewinnen wird. Es erfüllt uns mit großem Stolz und großer Hoffnung, dass für die Regierung auf die Offenbarungen zurückgegriffen werden wird, die Mohammed - Friede sei mit ihm - zuteil wurden. Solange wir uns an die Offenbarungen Mohammeds hielten - Friede sei mit ihm -, lebten wir in großem Glück und in großer Würde, wofür wir Gott preisen.“
    Bemerkenswert an dieser Antwort, in der es wie üblich von rituellen Phrasen wimmelte, war das völlige Fehlen eines echten politischen Vorhabens, das über die Herrschaft der Scharia hinausgegangen wäre, die in Saudi-Arabien ohnehin bereits in Kraft war. Die von Bin Laden beschworene Glückseligkeit und Würde lag jenseits der Konzepte der Nation und des Staates. Die radikalislamische Bewegung hatte nie eine klare Vorstellung von der Regierung entwickelt und interessierte sich auch nicht besonders dafür, was auch die Regierungspraxis der Taliban deutlich zeigen sollte. Das Ziel war die Reinigung, und wann immer die religiöse Läuterung übergeordnete Bedeutung erlangt, ist die terroristische Gesinnung nicht weit.
    Als ersten Grund für seine Kriegserklärung führte Bin Laden die amerikanische Unterstützung für Israel ins Feld, gefolgt von der Präsenz amerikanischer Truppen auf arabischem Boden. Er fügte hinzu, auch amerikanische Zivilisten müssten den heiligen Boden des Islams verlassen, weil er ihre Sicherheit nicht garantieren könne.
    Im aufschlussreichsten Teil des Gesprächs fragte Arnett, ob Bin Laden seinen Aufruf zum heiligen Krieg zurücknehmen würde, sollten die USA seiner Forderung nachkommen, Arabien zu verlassen. „Wir reagieren auf die aggressive Politik der Vereinigten Staaten gegenüber der gesamten muslimischen Welt, nicht nur auf der arabischen Halbinsel“, antwortete Bin Laden. Daher müssten die Vereinigten Staaten „überall in der Welt“von jeglicher Intervention gegen die Muslime Abstand nehmen. Bin Laden betrachtete sich bereits als den Vertreter der islamischen Nation, als einen Kalifen im Wartestand. „Die Vereinigten Staaten messen mit zweierlei Maß und bezeichnen jeden als Terroristen, der sich ihrer Ungerechtigkeit widersetzt“, klagte er. „Die USA wollen unsere Länder besetzen, unsere Bodenschätze stehlen, uns Herrscher aufzwingen … und sie verlangen von uns, dass wir all dem unsere Zustimmung geben. Tun wir das nicht, so heißt es: ‚Ihr seid Terroristen.‘ “
     
    DIESMAL schickte Mullah Omar einen Hubschrauber nach Dschalalabad und

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