Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
einem nahe gelegenen Halal-Restaurant essen, wo er zwei Männer im Golfstaatendialekt sprechen hörte. Er unterhielt sich kurz mit Mihdhar und Hasmi, die in Los Angeles unter großen Anpassungsschwierigkeiten litten. Also lud er sie nach San Diego ein. Drei Tage später standen sie vor seiner Tür. Er ließ sie in seiner Wohnung übernachten. Nach einigen Tagen fand er eine Wohnung für sie auf der anderen Straßenseite und lieh ihnen das Geld für die beiden ersten Monatsmieten. Er veranstaltete eine Party, um sie anderen Mitgliedern der muslimischen Gemeinschaft vorzustellen.
Wenn Bajoumi geschickt worden war, um die beiden Männer zu beaufsichtigen, wer hatte ihn dann geschickt? Möglicherweise war er ihr al-Qaida-Kontakt. Sie brauchten zweifellos einen Aufpasser. Die Tatsache, dass Bajoumi vom saudischen Konsulat direkt in das Restaurant ging, deutet nach Ansicht einiger Ermittler jedoch darauf hin, dass die beiden zukünftigen Flugzeugentführer bereits von der saudischen Regierung überwacht wurden, da diese über ihre Zugehörigkeit zu al-Qaida im Bilde war. Die CIA war die einzige amerikanische Behörde, die wusste, wer Hasmi und Mihdhar waren und dass sie sich in den Vereinigten Staaten aufhielten. Der Geheimdienst hatte die Spur der beiden von Kuala Lumpur über Bangkok bis Los Angeles verfolgt. Vielleicht gelangte die CIA zu der Überzeugung, dass es dem saudischen Geheimdienst leichter fallen würde, diese Männer anzuwerben. Und so würde der amerikanische Auslandsgeheimdienst auch keine Spuren hinterlassen.
Diese These verfechten einige sehr verbitterte FBI-Ermittler, die sich fragen, warum sie nie vom Aufenthalt der al-Qaida-Terroristen in den Vereinigten Staaten erfahren haben. Mihdhar und Hasmi trafen 18 Monate vor der Katastrophe am 11. September ein. Das FBI hatte alle Befugnisse, um diese Männer zu durchleuchten und herauszufinden, was sie vorhatten, aber da die CIA ihr Wissen über die Anwesenheit der Terroristen für sich behielt, konnten diese unbehelligt ihrem Vorhaben nachgehen - bis es zu spät war, sie aufzuhalten.
LOUIS SCHILIRO, der Leiter des New Yorker FBI-Büros, trat kurz nach der Jahrtausendwende in den Ruhestand. O’Neill wollte ihn unbedingt beerben. Aufgrund der Größe und Bedeutung der New Yorker Niederlassung würde er den Titel eines Assistenzdirektors des FBI tragen. Diese Position bekleidete er zeitweilig, während das FBI ihn und den anderen Kandidaten für den Posten prüfte - neben O’Neill kam auch noch Barry Mawn in Frage, der Leiter des Bostoner Büros. Mawn hatte mehr Erfahrung, und O’Neill hatte mehr Feinde. Dazu kam, dass O’Neills lange Zeit makellose Karriere vor kurzem einen Kratzer bekommen hatte, weil er seine Freundin Valerie James die Toilette in jenem geheimen Außenposten hatte benutzen lassen. Thomas Pickard, der stellvertretende Direktor des FBI, sagte angeblich zu O’Neill, dass seine Karriere in eine Sackgasse geraten sei. 42 Tatsächlich ging der Posten an Mawn.
Mawn war wegen des Feldzugs, den O’Neill gegen ihn veranstaltet hatte, immer noch schlecht auf seinen Konkurrenten zu sprechen, als sich die Wege der beiden kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung bei einem Seminar in der FBI-Akademie in Quantico kreuzten. Es klopfte an Mawns Tür, und als er sie öffnete, stand er O’Neill gegenüber, der zwei Flaschen Bier in der Hand hielt. „Soviel ich weiß, sind Sie Ire“, erklärte er.
Mawn freute sich nicht auf die Aussicht, mit O’Neill zusammenarbeiten zu müssen, und sagte ihm, er werde loyale Mitarbeiter brauchen. „Ich bin nicht sicher, ob ich mich auf Sie verlassen kann“, erklärte er geradeheraus. Er bot O’Neill an, ihm einen anderen Posten zu verschaffen, und schlug das Büro in New Jersey vor. O’Neill bat, aus „familiären Gründen“in New York bleiben zu dürfen, und versprach, loyaler zu sein „als Ihr engster Freund“, sollte Mawn ihn in seinem Team behalten.
„Sie müssen mir beweisen, dass ich Ihnen vertrauen kann“, warnte ihn Mawn.
O’Neill war einverstanden. „Das Einzige, was ich im Gegenzug erwarte, ist Ihre Rückendeckung“, sagte er.
Mawn ließ sich auf den Handel ein, aber er sollte bald herausfinden, dass es eine Vollzeitbeschäftigung war, O’Neill Rückendeckung zu geben.
UNTER DEN BEAMTEN, die in der Terrorismusbekämpfung tätig sind, erzählt man sich eine Anekdote über die Auslieferung Ramsi Jussefs. Nach seiner Verhaftung in Pakistan wurde er in die USA gebracht. Er landete
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