Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
der I-49 aufgedeckte Gaunereien des Auslandsgeheimdienstes. Einige FBI-Ermittler hegen auch den Verdacht, dass die CIA mit dem saudischen Geheimdienst gemeinsame Sache machte, um diese Beschränkung zu umgehen. Selbstverständlich dürfen auch ausländische Geheimdienste nicht in den Vereinigten Staaten tätig werden, aber es liegt auf der Hand, dass sie es regelmäßig tun.
Dies sind nur Theorien zu der Frage, warum es die CIA unterließ, wichtige Informationen an das FBI weiterzugeben. Eine bessere Erklärung ist vielleicht, dass eine Flut von Bedrohungsmeldungen über den Geheimdienst hereinbrach. 38 Die Alec Station hatte ihren Betrieb im Jahr 1996 mit zwölf Mitarbeitern aufgenommen. 39 Zum Zeitpunkt des Treffens in Malaysia zählte sie 25 Personen. Dazu kamen etwa 30 Analysten im Counterterrorist Center, die sich mit den verschiedensten Terrororganisationen in aller Welt beschäftigten, wobei al-Qaida nicht ihre vorrangige Aufgabe war. Die Analysten der Alec Station waren jung und besaßen im Durchschnitt nur drei Jahre Berufserfahrung. Die meisten von ihnen waren Frauen, was in der männlich dominierten Kultur der Nahostabteilung der CIA ein Nachteil war. Diese jungen Analystinnen trugen die Hauptverantwortung dafür, einen Terrorangriff auf die Vereinigten Staaten zu verhüten. Diese Verantwortung lastete derart schwer auf ihnen, dass sie sich in der Behörde den Ruf erwarben, Fanatiker zu sein - manche bezeichneten sie als „die Manson Family“(in Anlehnung an den psychopathischen Mörder Charles Manson und seine Gang). 40 Sie gaben Alarmsignale, die bei der älteren Generation von Staatsdienern auf taube Ohren stießen.
Die Atmosphäre in der Alec Station war vergiftet, weil die CIA-Analysen O’Neill für die Kündigung Mike Scheuers verantwortlich machten, ihres unermüdlichen Vorgesetzten, der Alec von Anfang an geleitet hatte. Es war nur wenige Monate her, dass der Alec zugeteilte leitende FBI-Agent um die Genehmigung ersucht hatte, CIA-Informationen an das Büro weiterzuleiten, und der Streit über diese Angelegenheit war bis zu Freeh und Tenet getragen worden, den Leitern der beiden Einrichtungen. Scheuer war zum Rücktritt gezwungen worden, aber der FBI-Agent, der die Befugnis durchgesetzt hatte, erkrankte an Krebs und musste wenige Tage vor dem Treffen der Terroristen in Malaysia ausscheiden. Keiner der drei verbleibenden FBI-Agenten in der Alec Station war befugt, Informationen herauszugeben; sie waren darauf angewiesen, dass die CIA ihnen die Genehmigung erteilte, vertrauliche Daten weiterzuleiten. Das blieb so bis Juli 2000, als der Station Charles E. Frahm, ein Agent mit einem höheren Rang, zugeteilt wurde. Er las jedoch nie ein einziges Memo oder Telegramm und erfuhr nichts von den Diskussionen darüber, dass dem FBI Informationen vorenthalten wurden. Als dieser Beamte später von dem konspirativen Treffen in Malaysia erfuhr, gelangte er zu dem Schluss, dass diese Information aufgrund eines Fehlers, der auf die Vielfalt von Bedrohungsmeldungen um die Jahrtausendwende zurückzuführen war, nicht an das FBI weitergegeben worden sei.
In der Zwischenzeit geschahen viele entscheidende Dinge.
Als Mihdhar und Hasmi am 15. Januar 2000 in Los Angeles eintrafen, sollten sie sich in einer Flugschule einschreiben. Aber die Aufgabe muss sie überwältigt haben. Selbst die Suche nach einer Unterkunft stellte wohl eine gewaltige Herausforderung für sie dar, denn keiner von beiden sprach Englisch. Doch bald nach ihrer Ankunft lernten sie Omar Bajoumi kennen, einen 42-jährigen Studenten, der nur selten Vorlesungen besuchte und von einem Gehalt lebte, das ihm ein für den saudischen Staat tätiges Unternehmen zahlte. 41 Im Jahr 1998 war das örtliche FBI-Büro auf ihn aufmerksam geworden, weil er dem Hausverwalter des Apartmentkomplexes, in dem er wohnte, verdächtig vorkam. Eine der Quellen des FBI in San Diego behauptete, Bajoumi sei ein Agent der saudischen Regierung, aber dem maßen die FBI-Ermittler keine Bedeutung bei, da Saudi-Arabien als loyaler Verbündeter der USA galt. Die Agenten wurden ohnehin aufgefordert, die Ermittlungen einzustellen, da ihr Vorgesetzter fürchtete, die Untersuchung könne eine große antiterroristische Operation beeinträchtigen, die zu jener Zeit lief.
Bajoumi erzählte den Untersuchungsbeamten später folgende Geschichte: Am 1. Februar 2000 fuhr er von San Diego nach Los Angeles, um im saudischen Konsulat eine Visaangelegenheit zu regeln. Anschließend ging er in
Weitere Kostenlose Bücher