Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
Doug Miller, las die Mitteilung und entwarf ein Memo, in dem er um die Genehmigung ersuchte, das FBI über das Treffen in Malaysia informieren zu dürfen sowie darüber, dass einer oder mehrere Terroristen bald in die Vereinigten Staaten einreisen würden. Eine solche Genehmigung war erforderlich, bevor nachrichtendienstliche Daten von einer Einrichtung an die andere weitergegeben werden konnten. Miller bekam folgende Antwort: „Dies ist keine Angelegenheit für das FBI.“ 36 Eine Woche später fasste er nach und wandte sich an Tom Wilshire, einen leitenden Beamten des CIA, der in der FBI-Zentrale stationiert war und offiziell die Aufgabe hatte, die Weitergabe von CIA-Informationen an das Büro zu erleichtern. Miller schickte Wilshire den Entwurf seines Memos und fragte: „Ist das verboten, oder sollte ich das Memo irgendwie umformulieren?“ 37 Wilshire antwortete nie. Nun legte Miller die Information beiseite und vergaß sie schließlich.
Der malaysische Geheimdienst fotografierte etwa ein Dutzend Mitglieder von al-Qaida beim Betreten von Sufaats Haus und beim Besuch von Internet-Cafés. Am 8. Januar benachrichtigte er den Leiter des CIA-Büros in Thailand darüber, dass drei der Teilnehmer an dem Treffen - Mihdhar, Hasmi und Challad - auf dem Weg nach Bangkok waren. Wie sich später herausstellte, traf sich Challad dort mit den Männern, die die USS Cole angreifen sollten. Doch die CIA unterließ es, um eine Beschattung der Männer zu bitten. Sie bat nicht einmal das Außenministerium, Mihdhars Namen auf die Liste der Terrorverdächtigen zu setzen, sodass er bei der Einreise in die Vereinigten Staaten aufgehalten oder überwacht werden konnte.
Drei Monate später erfuhr die CIA, dass Hasmi am 15. Januar 2000 nach Los Angeles geflogen war. Hätte man die Passagierliste überprüft, so hätte man festgestellt, dass er von Mihdhar begleitet worden war. Die CIA versäumte es, das FBI oder das Außenministerium darüber aufzuklären, dass zumindest ein bekanntes Mitglied von al-Qaida im Land war.
Welchen Grund kann die CIA dafür gehabt haben, vor den anderen Behörden zu verbergen, dass Mihdhar und Hasmi der Qaida angehörten, dass sie Einreisevisa für die Vereinigten Staaten hatten und dass sich zumindest einer von ihnen bereits auf amerikanischem Boden aufhielt? Nun, wie immer fürchtete die CIA, dass ihre Beziehungen zu ausländischen Geheimdiensten leiden würden, sollten spezifische Informationen für die Strafverfolgung genutzt werden. Dabei gab es Sicherheitsmechanismen zum Schutz vertraulicher Informationen, und das FBI arbeitete in ähnlichen Operationen eng mit dem Auslandsgeheimdienst zusammen. Doch die CIA hatte mit John O’Neill die Erfahrung gemacht, dass er die völlige Kontrolle über jede Angelegenheit verlangte, die eine Untersuchung des FBI berührte, und das war hier zweifellos der Fall. In der CIA gab es viele Leute - nicht nur den marginalisierten Scheuer -, die O’Neill hassten und befürchteten, das FBI sei zu ungeschickt und gehe zu unkoordiniert vor, um ihm derart sensible nachrichtendienstliche Daten anzuvertrauen. So entschloss sich die CIA möglicherweise, die Information für sich zu behalten, um O’Neill von dem Fall fernzuhalten. Einige von O’Neills Mitarbeitern sind fest davon überzeugt, dass dies der Grund war.
Möglicherweise gab es noch andere Gründe dafür, dass die CIA Informationen für sich behielt, zu deren Weitergabe sie verpflichtet gewesen wäre. Mehrere Angehörige der Einheit I-49 gelangten später zu der Überzeugung, dass die CIA Mihdhar und Hasmi in der Hoffnung abschirmte, sie anwerben zu können. Die CIA war verzweifelt bemüht, einen Informanten in al-Qaida zu schleusen; es war ihr bis dahin nicht gelungen, in den inneren Kreis der Organisation einzudringen oder auch nur einen Informanten in die Ausbildungslager zu bringen, die im Grunde jedermann offen standen, der sich dort vorstellte. Mihdhar und Hasmi müssen der CIA als verlockende Objekte erschienen sein. Doch befanden sie sich einmal auf amerikanischem Boden, so war das FBI für sie zuständig. Es war der CIA gesetzlich untersagt, innerhalb des amerikanischen Territoriums tätig zu werden, obwohl das FBI den Auslandsgeheimdienst oft genug dabei erwischte, dass er heimlich in den Vereinigten Staaten operierte. Das galt insbesondere für New York City, wo zahlreiche ausländische Delegationen ihren Sitz hatten. O’Neill beklagte sich immer wieder beim Leiter des New Yorker CIA-Büros über von
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