Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
Bin al-Schibh eintraf, erfuhr er von Atta, Dscharrah und Schehhi, dass sie für eine Geheimmission ausgewählt worden waren, über die man ihnen noch nichts verraten hatte. 32 Die vier wurden zu einem Ramadan-Fest in Bin Ladens Haus eingeladen. Man sprach über die Taliban, und Bin Laden fragte sie nach den Lebensbedingungen der Muslime in Europa. Dann sagte er ihnen, dass sie Märtyrer sein würden.
Sie erhielten die Anweisung, nach Deutschland zurückzukehren und sich bei Flugschulen in den Vereinigten Staaten zu bewerben.
NUN WAR das große Vorhaben, dessen Gestalt sich rasch entwickelte, auf zwei Teams verteilt, die jeweils eine groß angelegte Flugzeug-Attacke durchführen würden. Die Mitglieder der Hamburger Zelle meldeten ihre Reisepässe als verloren oder gestohlen, um den Aufenthalt in Afghanistan zu vertuschen. Unterdessen reisten die vier Männer, die ursprünglich für die Operation ausgewählt worden waren, nach Kuala Lumpur. Neben Chaled al-Mihdhar und Nawaf al-Hasmi gehörten dieser Gruppe die beiden Jemeniten Abu Bara und Tewfiq bin Attasch an, der den Namen Challad annahm.
Challad war eine weitere schwer fassbare, jedoch sehr bedeutsame Figur bei al-Qaida. Er hatte im Kampf gegen Massuds Nordallianz das rechte Bein verloren und trug eine Metallprothese. Obwohl er gebürtiger Jemenit war, war er in Saudi-Arabien aufgewachsen und kannte Bin Laden seit seiner Kindheit. Er war an den Anschlägen auf die ostafrikanischen Botschaften und am fehlgeschlagenen Angriff auf die USS The Sullivans im Hafen von Aden beteiligt gewesen und würde zehn Monate später der Kopf des Bombenanschlags auf die USS Cole sein.
Ende des Jahres 1999 rief er Mihdhar an und bestellte ihn nach Kuala Lumpur. Es sollte das einzige Treffen sein, an dem Mitglieder beider Teams zusammentrafen. Die NSA fing ein Gespräch ab, das vom Telefon von Mihdhars Schwiegervater Ahmed al-Hada im Jemen aus geführt wurde (unter diesem Anschluss hinterließ al-Qaida Nachrichten) und in dem die bevorstehende Versammlung in Malaysia erwähnt wurde. In dem Gespräch wurden der Name Chaled al-Mihdhar sowie die Vornamen der beiden anderen Teilnehmer genannt: Nawaf und Salem. Beim Abhören desselben Telefonanschlusses hatte die NSA bereits erfahren, dass Nawafs Nachname Hasmi lautete. Allerdings griff die Behörde nicht auf ihre eigene Datenbank zurück. „Möglicherweise ist etwas Schändliches im Gang“, meldete die NSA, aber sie ging der Sache nicht weiter nach. 33
Doch die CIA kannte die Namen Mihdhar und Hasmi schon. 34 Said Badib, Prinz Turkis Chefanalyst im saudischen Geheimdienst, hatte seine amerikanischen Kollegen bereits in einer der monatlichen Besprechungen in Riad gewarnt, dass die beiden al-Qaida angehörten. Aufgrund dieser Information brach die CIA in Mihdhars Hotelzimmer in Dubai ein, wo er auf dem Weg nach Malaysia Station machte. Die Amerikaner fotografierten seinen Reisepass und faxten das Bild an die Alec Station. Die Information war bedeutsam: Mihdhar hatte einen Sichtvermerk für die mehrfache Einreise in die Vereinigten Staaten in seinem Pass. Das Visum lief im April ab. Die Alec Station schickte folgende Mitteilung an verschiedene Geheimdienste in aller Welt: „Wir müssen unsere Bemühungen fortsetzen, diese Reisenden zu identifizieren und ihren Aktivitäten nachzugehen … um festzustellen, ob sie eine reale Gefahr darstellen.“ 35 Im selben Telefax hieß es, das FBI sei auf das Treffen in Malaysia hingewiesen worden und habe Kopien von Mihdhars Reisedokumenten erhalten. Doch wie sich herausstellen sollte, war diese Behauptung unrichtig.
Die CIA bat die malaysischen Behörden um eine Überwachung des Treffens in Kuala Lumpur, das am 5. Januar in einem abgeschiedenen Haus in einer Feriensiedlung stattfand, die an einen von Jack Nicklaus entworfenen Golfkurs angrenzte. Das Haus gehörte Jasid Sufaat, jenem malaysischen Geschäftsmann, der mit Sawahiri an der Züchtung von Milzbrandsporen gearbeitet hatte. Die Gespräche wurden nicht abgehört, womit die Gelegenheit zur Entdeckung der Pläne für den Anschlag auf die USS Cole und den Terrorangriff am 11. September ungenutzt blieb. Ohne Mike Scheuers rastlose Überwachungsarbeit hatte die Alec Station ihren Biss verloren. Scheuer saß noch immer in der Bibliothek und wartete darauf, wieder zum Einsatz zu kommen.
Am selben Tag schickte die Riad Station ein Telegramm an die Alec Station, in dem es um Mihdhars Einreisevisum ging. Einer der Alec zugeteilten FBI-Agenten,
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